Magnolia Haven 01 - Morgendammerung
lächelte er. »Sicher wäre es nicht einfach, und ihr müsstet äußerst vorsichtig sein. Aber du hättest zum ersten Mal seit vielen Jahren die Chance, wieder glücklich zu sein – willst du darauf verzichten?«
»Ich habe Angst«, gestand Jake leise. »Ich habe Angst, sie zu enttäuschen. Ich habe Angst, mehr von ihr zu erwarten, als sie will, und ich habe Angst, dass sie mich irgendwann dafür hassen wird.«
Freundschaftlich klopfte Phillip ihm auf die Schulter. »Ich kann dich verstehen, wenn du allerdings wirklich etwas für sie empfindest, solltest du deíne Bedenken vergessen und dich auf dein Gefühl verlassen.« Er zwinkerte Jake zu. »Außerdem wird sie ja nicht ewig siebzehn bleiben.«
Dann wurde er wieder ernst. »Nur eine Frage noch«, fügte er zögernd hinzu. »Hat es etwas mit ihrer Ähnlichkeit mit …«
Abwehrend hob Jake die Hände. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts davon hören will.«
18
An einem Freitagnachmittag ein paar Tage später wurde Joanna zu Henry Miller ins Büro gerufen.
»Hallo Miss Shepherd«, begrüßte er sie freundlich. »Nehmen Sie Platz, ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen.«
Ein wenig nervös setzte Joanna sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, während sie sich fragte, was er von ihr wollen könnte.
»Wie gefällt es Ihnen in der Firma?«, wollte er wissen, »Fühlen Sie sich wohl?«
Joanna nickte. »Ja, die Arbeit macht mir großen Spaß.«
»Das ist schön.« Er lächelte und nahm eine Mappe aus einer Schublade seines Tisches. »Sie haben sich ja inzwischen mit den Produktionsabläufen so weit vertraut gemacht, und es wäre an der Zeit, dass Sie sich jetzt mit anderen Dingen befassen. Daher haben wir vorgesehen, dass Sie an einem Grundkurs über Buchführung teilnehmen. So haben Sie die Möglichkeit, schon einmal ein bisschen in die Theorie hereinzuschnuppern, bevor wir Sie auf unsere Konten loslassen.«
»Ein Seminar?«, wiederholte Joanna ungläubig.
»Ja. Sie fahren für drei Tage nach Nashville, am Montag geht es los – natürlich nur, wenn Sie einverstanden sind.«
»Ja, sicher bin ich das«, nickte sie begeistert.
»Gut.« Er reichte ihr die Mappe. »Hier steht alles drin, was Sie wissen müssen, und da finden Sie auch ihr Bus-Ticket und die Hotelreservierung. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und viel Erfolg.«
»Vielen Dank«, sie stand auf und gab ihm die Hand, »und ein schönes Wochenende.«
Immer noch völlig verdutzt von dieser überraschenden Eröffnung ging sie zurück in ihr Büro, welches sie sich mit zwei anderen Kolleginnen teilte. Es dauerte einen Moment, bis sie das Ganze verdaut hatte, dann breitete sich Freude in ihr aus. Sie nahm sich vor, auf diesem Kurs so viel wie möglich zu lernen, damit Jake mit ihrer Arbeit zufrieden sein konnte.
Am Montagmorgen in aller Herrgottsfrühe brachte George Joanna zur Greyhound Bus Station in Memphis. Sie war reichlich aufgeregt und hoffte, dass alles klappen würde, sie war noch nie alleine unterwegs gewesen, zumindest nicht auf so einer weiten Strecke.
Doch ihre Befürchtungen waren grundlos. Knapp vier Stunden später traf sie wohlbehalten im Renaissance Nashville Hotel ein. Mit einem erleichterten Aufatmen ließ sie sich an der Rezeption den Schlüssel aushändigen und fuhr dann mit dem Fahrstuhl hinauf in die zwölfte Etage.
Als sie ihr Zimmer betrat, entfuhr ihr ein leiser, überraschter Schrei. Wenn sie bisher gedacht hatte, dass Magnolia Haven der Inbegriff von Eleganz und Komfort war, so übertraf das hier all ihre Vorstellungen. Der Raum war riesig, durch die bodentiefen Fenster hatte man einen fantastischen Ausblick auf Nashville. An einer Wand stand ein breites Bett, das mit seinen seidenen Decken und Kissen mehr als einladend aussah. Es gab eine gemütliche Sitzecke, einen Schreibtisch sowie einen großen Flachbildfernseher und eine gutgefüllte Minibar. Das angrenzende Bad war ebenso luxuriös. Die Wände und der Boden waren mit Marmor gefliest, neben einem Waschbecken und dem WC gab es eine geräumige Dusche und eine überdimensionale Badewanne direkt vor dem Fenster. Zu ihrem Entzücken war alles vorhanden, was man für die Körperpflege benötigte. Kleine Dosen und Tuben mit Duschgel, Badesalz, Creme und diversen anderen Pflegeprodukten waren überall drapiert, in einem Körbchen entdeckte sie sogar einige Kondome. Ein halbes Dutzend flauschiger Handtücher hing über einem beheizbaren Halter, an einem Haken daneben zwei Bademäntel.
»Oh mein Gott«, dachte
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