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Magnolia Haven 03 - Abendrot

Magnolia Haven 03 - Abendrot

Titel: Magnolia Haven 03 - Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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hören«, presste er zornig heraus, »Benjamin hat eine Mutter.«

6
    Zehn Minuten später saß Jake auf seinem Pferd und preschte voller Wut zwischen den Baumwollfeldern entlang. Unbewusst schlug er dabei den Weg ein, der in Richtung des alten Schuppens führte. Als er bei den verkohlten Überresten angelangt war, war sein Ärger verflogen und eine tiefe Traurigkeit breitete sich in ihm aus.
    Er stieg ab und lief die wenigen Schritte zum Mississippi hinunter, setzte sich dort am Ufer ins Gras und betrachtete das Mondlicht, das sich silbrig auf dem Wasser brach.
    Mit den Fingern zupfte er an einem Grashalm und dachte nach. Im Prinzip wusste er, dass sein Vater recht hatte. Die Sache mit Joannas Alter schwebte immer noch wie ein Damoklesschwert über seinem Haupt, und sollte es zu einer Anzeige und Verurteilung kommen, wäre Benjamin ganz allein. Außerdem wäre es für Benjamin gut, nicht nur ein Elternteil zu haben. Er war selbst ohne Mutter aufgewachsen, sie war gestorben, als er noch klein gewesen war. Ihm hatte stets etwas gefehlt, sein Vater hatte die Wärme und Herzlichkeit nicht ersetzen können, nach der er sich gesehnt hatte. Joanna hatte ihm all die Liebe und Zärtlichkeit gegeben, die er in seiner Kindheit vermisst hatte, und sie hätte sie auch Benjamin geben können; der Gedanke, dass ausgerechnet Olivia mit ihrer Gefühlskälte für seinen Sohn sorgen sollte, ließ ihn schaudern.
    Natürlich war ihm schon des Öfteren aufgefallen, dass sie ihn mochte, doch er war nie darauf eingegangen. Zum einen war sie die Frau seines verstorbenen Bruders, zum anderen hatte er keinerlei Gefühle für sie. Dass sie jetzt offenbar einverstanden war, ihn zu heiraten und sich als Benjamins Mutter auszugeben, um ihn zu schützen, machte die Sache nicht unbedingt besser.
    Er hatte keine Ahnung, was sie von ihm erwartete, auf keinen Fall war er dazu bereit, eine normale Ehe mit ihr zu führen. Wenn er sich dafür entscheiden sollte, musste das von Anfang an klargestellt werden. Es würde für ihn nie mehr eine andere Frau außer Joanna geben, sie war das Beste gewesen, was er je hätte haben können.
    »Joanna«, dachte er unglücklich, »warum hast du mich alleine gelassen?«
    Am anderen Morgen nach dem Frühstück packte Jake Benjamin in seinen Jeep und fuhr mit ihm nach Memphis. Dort stellte er seinen Wagen vor einem dreistöckigen Bürogebäude ab und betrat wenig später die Kanzlei von Phillip Carlisle.
    Im gleichen Augenblick kam Phillip aus seinem Büro.
    »Jake«, rief er erfreut aus, »Was machst du denn hier?«
    Dann entdeckte er den Kindersitz mit dem Baby darin und beugte sich darüber.
    »Das ist also das kleine Meisterstück, von dem du mir am Telefon berichtet hast?«
    Jake lächelte. »Darf ich vorstellen? Benjamin Prescott, mein Sohn.«
    »Das ist ja nicht zu fassen«, lachte Phillip und strich Benjamin über den Kopf. »Was für ein Prachtkerl – aber das ist ja auch kein Wunder, bei den Eltern.«
    Das Lächeln verschwand aus Jakes Gesicht. »Hast du einen Moment für mich Zeit?«
    Phillip warf ihm einen prüfenden Blick zu und nickte. »Klar, für dich doch immer. Mein nächster Termin ist erst um elf, wir können uns also in Ruhe unterhalten.« Nachdem er bei seiner Sekretärin zwei Tassen Kaffee geordert hatte, schob er Jake in sein Büro.
    »Setz dich und schieß los. Was kann ich für dich tun?«
    Jake zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich noch nicht so genau, ich brauche deinen Rat.«
    Auffordernd schaute Phillip ihn an, und Jake schilderte ihm kurz, was sich in den vergangenen Wochen ereignet hatte.
    »Deswegen bist du wieder zurück, ich habe mich schon gewundert. Als wir das letzte Mal telefoniert haben, hast du dich so glücklich angehört.«
    »Das war ich zu diesem Zeitpunkt auch noch«, erklärte Jake mit düsterer Miene. »Die Farm lief gut, Joanna und Benjamin waren wohlauf und wir wollten heiraten – dann ist sie abgehauen und hat mich sitzengelassen.«
    Phillip schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie hat dich geliebt, das konnte doch ein Blinder sehen. Ich glaube nicht, dass sie einfach so weggegangen ist.«
    Wortlos nahm Jake Joannas Brief aus der Hemdtasche und reichte ihn dem Freund. Phillip faltete das vom vielen Lesen inzwischen recht zerknitterte Papier auseinander und überflog es.
    »Das heißt gar nichts«, betonte er und gab es Jake zurück, »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nein, ich weiß ja nicht einmal, wo sie ist.«
    »Und du hast auch nicht nach

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