Magnolia Haven 03 - Abendrot
ihr gesucht?«
»Nein. Nach diesem Abschiedsbrief hatte ich ja wohl keinen Grund dazu«, erklärte Jake bitter.
Phillip seufzte. »Jake, du bist doch sonst niemand, der so schnell aufgibt. Wieso lässt du dich von so ein paar Worten ins Bockshorn jagen? Du hast so viel auf dich genommen, hast Kopf und Kragen riskiert, um mit ihr zusammen zu sein – soll das denn alles umsonst gewesen sein? Ich bin mir sicher, dass an diesem Schreiben irgendetwas faul ist.«
Als Jake keine Antwort gab, sondern nur trübsinnig in seinen Kaffeebecher starrte, fügte er hinzu: »Jake, du spielst mit dem Gedanken, eine andere Frau zu heiraten, die eine Mutter für Benjamin werden soll – denkst du nicht, du solltest dich vorher mit Joanna unterhalten? Ich kenne einen zuverlässigen und diskreten Privatdetektiv, Arnold Miller, der für mich manchmal Ermittlungen durchführt. Ich könnte ihn beauftragen, sie zu finden.«
Eine Weile betrachtete Jake nachdenklich seinen Sohn, der seine kleinen Händchen nach den Spielzeugen ausstreckte, die über seinem Kindersitz angebracht waren, dann nickte er. »In Ordnung«, sagte er leise, »mach das.«
Ein paar Tage später rief Phillip Jake an und bat ihn, in die Kanzlei zu kommen. Er hatte sich am Telefon nicht äußern wollen, und so saß Jake jetzt unruhig in seinem Wagen und war unterwegs nach Memphis. Nachdem er den Jeep abgestellt und in den zweiten Stock hinaufgeeilt war, führte Phillips Sekretärin ihn sofort in das Büro des Freundes.
»Habt ihr sie gefunden?«, fragte Jake aufgeregt anstelle einer Begrüßung.
Phillip nickte. »Ja, das haben wir.«
»Und?«, bohrte Jake ungeduldig weiter, »Wo ist sie?«
»Es war nicht so einfach, sie zu finden«, wich Phillip einer direkten Antwort aus. »Ich habe vermutet, dass sie zu ihrer Mutter gegangen ist, nachdem sie dich verlassen hat. Also habe ich Miller auf das »Red Lantern« angesetzt. Dort haben wir herausgefunden, dass ihre Mutter nicht mehr am Leben ist.«
»Elisabeth ist tot?«, fragte Jake geschockt. Bist du dir sicher?«
Phillip nickte. »Ja, es gibt keinen Zweifel. Miller hat mit einer der Frauen gesprochen, Elisabeth Shepherd ist an Magenkrebs gestorben, es muss kurz nach der Geburt eures Kindes gewesen sein. Sie hat ihm auch erzählt, dass Joanna da war, wie vermutet wollte sie zu ihrer Mutter. Allerdings hat sie nicht gesagt, was sie vorhat, aber wir konnten sie über die Sozialversicherungsnummer …«
»Phillip, das interessiert mich alles nicht«, knurrte Jake und riss ihm die Mappe, die er in der Hand hielt, weg. »Ich will wissen, wo sie ist.«
Bevor Phillip es verhindern konnte, blätterte er durch die Unterlagen und stieß auf ein paar Fotos. Er schluckte heftig, als er Joanna darauf erkannte – Joanna alleine, und Joanna mit einem jungen Mann. Die beiden liefen nebeneinander her, der Mann hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, sie wirkten ziemlich vertraut. Auf einem anderen Foto saßen sie zusammen in einem Eiscafé, der Mann hatte sich zu Joanna gebeugt und schien ihr etwas zu erzählen. Sie lachte ihn an und sah völlig entspannt und glücklich aus. Es gab noch mehr davon, doch Jake wollte sie nicht sehen, schweigend legte er die Mappe auf den Tisch.
»Das war‘s dann wohl«, sagte er dumpf. »Sieht so aus, als hätte sie sich schnell getröstet.«
»Moment«, wollte Phillip ihn bremsen, »wir wissen ja gar nicht, ob es so ist, wie es aussieht. Der Mann heißt Brian Dartmoore, er studiert Medizin, und Joanna wohnt bei ihm. Seinem Vater gehört eine gutgehende Privatklinik in …«
»Wie schön für sie«, unterbrach Jake ihn bitter. »Offenbar hat sie sich jetzt den nächsten Trottel an Land gezogen, der sie aushält. Vermutlich ist sie deswegen weggegangen, weil ich ihr nichts mehr bieten konnte.«
»Jake …«
»Lass es, ich will nichts hören«, fiel er seinem Freund schneidend ins Wort. »Reden wir über den Ehevertrag.«
»Denk noch einmal in Ruhe darüber nach«, beschwor Phillip ihn. »Du weißt doch, was damals passiert ist.«
»Das ist lange her und spielt keine Rolle mehr. Wirst du nun diesen verdammten Vertrag aufsetzen, oder soll ich mir einen anderen Anwalt suchen?«
»Olivia, hast du vielleicht einen Moment Zeit für mich?«, bat Jake noch am gleichen Abend nach dem Essen.
Als sie nickte, forderte er sie auf, ihn ins Arbeitszimmer zu begleiten.
»Es geht um die Hochzeit«, kam er sogleich auf den Punkt, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Ich habe mich
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