Magnolia Haven 03 - Abendrot
Joanna ihm die ‚Tribune‘ hin.
»Oh«, entfuhr es ihm überrascht, als er den Artikel gelesen hatte. »Das tut mir leid. Denkst du, er hat sie aus Liebe geheiratet?«
Abwesend zuckte Joanna mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Olivia nun Benjamins Stiefmutter war, dass sie ihn zusammen mit Jake großziehen würde, und ihr drehte sich der Magen um. Sie sprang auf, eilte in ihr Zimmer, zog ihren Koffer unter dem Bett hervor, und warf wahllos ein paar Sachen hinein.
Brian war ihr gefolgt. »Was hast du vor?«
»Ich lasse auf keinen Fall zu, dass diese Frau meine Stelle als Mutter einnimmt«, erklärte sie entschlossen. »Ich werde Benjamin zu mir holen.«
Olivia hatte trotz der Abfuhr, die Jake ihr an dem Abend ihrer Hochzeit erteilt hatte, die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Sie war sich völlig sicher, dass sie Jake für sich gewinnen würde, wenn sie nur genug Geduld aufbrächte. Er konnte ja nicht ewig hinter diesem kleinen Weibsbild hertrauern. Sie war weg, und irgendwann würde er das begreifen und sich dem zuwenden, was er haben konnte – seine Ehefrau.
Sie nutzte jede Gelegenheit, um in seiner Nähe zu sein und ihn zu umgarnen, so auch an diesem Nachmittag.
»Kann ich irgendetwas für dich tun?«, fragte sie, nachdem sie kurz an die Tür zum Arbeitszimmer geklopft hatte.
Gleichgültig schüttelte Jake den Kopf, machte sich erst gar nicht die Mühe, zu antworten. Olivia ging ihm auf die Nerven, er hatte schon mehr als einmal bereut, dass er sich zu dieser Ehe hatte überreden lassen. Am liebsten hätte er alles wieder rückgängig gemacht, aber das würde die Situation noch schwieriger machen. Also biss er die Zähne zusammen und schwieg.
»Jake, du kannst dich nicht die ganze Zeit hier drin verkriechen«, betonte Olivia und kam auf ihn zu. Sie wollte ihm die Hände auf die Schultern legen, doch er warf ihr einen warnenden Blick zu, und so hielt sie sich zurück. »Wie wäre es, wenn wir gemeinsam mit Benjamin einen Spaziergang machen? Ein bisschen frische Luft würde dir guttun.«
»Nein danke«, knurrte er gereizt. »Lass mich bitte allein.«
»Aber …«
»Olivia«, seine Stimme wurde schneidend, »welchen Teil des Satzes ‚Lass mich bitte allein‘ hast du nicht verstanden?«
Abwehrend hob sie die Hände. »Ist ja gut«, murmelte sie frustriert, »ich gehe ja schon.«
Enttäuscht verließ sie das Arbeitszimmer, und kam gerade dazu, wie Martha die Haustür öffnete.
»Joanna«, hörte sie die junge Frau überrascht sagen, »was machst du denn hier?«
Olivia zuckte herum, eilte auf die Tür zu und schob Martha beiseite. Abschätzig ließ sie ihren Blick über Joanna gleiten.
»Was hast du hier zu suchen?«, fragte sie kalt.
»Ich möchte mit Jake sprechen.«
»Er ist nicht da.«
»Sein Auto steht aber draußen.«
Olivias Ton wurde noch ein paar Nuancen frostiger. »Bist du so schwer von Begriff? Er ist für
dich
nicht da, also verschwinde. Du hast schon genug Unheil gestiftet, und er will dich hier nicht mehr sehen.«
»Das möchte ich gerne von ihm selbst hören«, beharrte Joanna.
Blitzartig machte Olivia einen Schritt nach vorne und hielt ihr Gesicht dicht vor Joannas. »Hör mir gut zu«, zischte sie, »Du hast dich an Jake rangemacht und ihn ins Unglück gestürzt, hast ihn und unsere Familie in Verruf gebracht, und dann besitzt du die Dreistigkeit, hier aufzukreuzen, als wäre nichts geschehen? Du wirst sofort gehen, und dich hier nie wieder blicken lassen, hast du kapiert? Hau ab und lass meinen Mann in Ruhe, ein für alle Mal.«
Joanna presste die Lippen zusammen. »Würden Sie
Ihrem Mann
dann bitte etwas ausrichten?«
»Oh nein, das werde ich nicht tun«, lehnte Olivia ab, und hielt Joanna mit einem triumphierenden Lächeln die Hand mit dem Ehering vor die Nase. »Jake und ich sind jetzt verheiratet, und er will nichts mehr mit dir zu tun haben.« Sie bemerkte, wie Joanna blass wurde, und setzte nach. »Du wirst nicht etwa ernsthaft geglaubt haben, dass das mit dir etwas Ernstes war, oder? Es hätte dir doch klar sein müssen, dass du ihn niemals halten kannst. Er hat sein Vergnügen mit dir gehabt, und nun ist er da, wo er schon immer hinwollte, nämlich an meiner Seite«, versprühte sie ihr Gift. »Also gib es auf und verzieh dich, du bist hier nicht mehr willkommen.«
8
Nachdem Olivia ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, stand Joanna eine Weile wie angewurzelt davor und versuchte, ihre Fassung wiederzufinden.
Es
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