Magnolia Haven 03 - Abendrot
konfrontieren und dem Wunsch, ihm zu helfen, hatte sie am frühen Morgen plötzlich eine Eingebung gehabt.
Sie duschte sich, trank in Ruhe eine Tasse Kaffee, und allmählich nahm der Plan Gestalt an. Es gab keine Garantie, aber es war zumindest einen Versuch wert.
Nachdem sie alles noch einmal durchdacht hatte, rief sie Jake auf seinem Handy an.
»Jo? Ist etwas passiert?«, fragte er besorgt anstelle einer Begrüßung.
»Nein, alles in Ordnung«, beruhigte sie ihn. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich ein paar Tage wegfahre. Dann hast du den Rücken frei und kannst dich ganz auf die Cranfield-Sache konzentrieren.«
»Wegfahren? Wo willst du denn hin?«
»Ich dachte, es wäre nett, Carol und Taylor zu besuchen«, schwindelte sie. »Ich vermisse die beiden, und sie würden sich bestimmt freuen.«
Er zögerte einen Moment. »Ich weiß nicht. Wie lange willst du denn wegbleiben?«
»Vielleicht zwei bis drei Tage, eventuell eine Woche – höchstens.«
»Na gut«, stimmte er schließlich zu, »auch wenn du mir furchtbar fehlen wirst. Aber du hast recht, ich werde nicht viel Zeit finden, mich um dich zu kümmern, also ist es keine schlechte Idee. Ich gebe in der Firma Bescheid, dass du eine Weile Urlaub nimmst.«
»Gut, vielen Dank.«
»Schon gut. Bestell Carol und Taylor schöne Grüße von mir. Wenn ich das alles hier hinter mir habe, können wir ihnen ja mal gemeinsam mit Benjamin einen Besuch abstatten.«
»Das wäre toll, bestimmt würden sie sich freuen.«
»Pass auf dich auf, Liebling«, sagte er eindringlich, »ich möchte dich heil und gesund zurückhaben.« Sie konnte hören, wie er schluckte, dann fügte er leise hinzu: »Du wirst doch zurückkommen, oder?«
»Ja, das werde ich«, versprach sie ihm, »Mach dir keine Gedanken. Wenn etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit auf dem Handy anrufen.«
Sie verabschiedeten sich voneinander, und erleichtert legte Joanna den Hörer auf.
So weit, so gut. Das war der einfache Teil ihres Vorhabens gewesen. Wer auch immer ihr das Foto geschickt hatte, würde sicher mitbekommen, dass sie wegfuhr, und erst einmal annehmen, dass sie Jake verlassen hätte. Damit hätte sie dieses Thema zunächst auf Eis gelegt und konnte sich um das dringendere Problem kümmern: Geld für Magnolia Haven aufzutreiben.
Sie ging ins Schlafzimmer, nahm ihren Koffer vom Schrank und packte ein paar Sachen ein. Eine knappe halbe Stunde später saß sie in ihrem Auto und war auf dem Weg nach Atlanta.
Mit klopfendem Herzen stand Joanna am späten Nachmittag vor der gewundenen Einfahrt, die zu einer großen Villa führte, deren weiße Wände durch die Bäume hindurchschimmerten. Wehmütig stellte sie fest, dass das Gebäude sie an das Herrenhaus auf Magnolia Haven erinnerte, wenngleich es moderner und nicht ganz so prunkvoll aussah.
Rasch schob sie diesen Gedanken beiseite und versuchte, sich auf das vor ihr liegende Gespräch zu konzentrieren. Mit gemischten Gefühlen lief sie den gepflegten Kiesweg entlang, bis sie vor der Eingangstür der Villa stand. Nach einem tiefen Atemzug drückte sie auf die Klingel, und kurz darauf öffnete ihr ein livrierter Bediensteter, der sie hochmütig ansah.
»Ja, bitte?«
»Ich … ich möchte gerne zu Mr. Bentley – Mr. Richard Bentley.«
»In welcher Angelegenheit?«, fragte der Butler, während er seinen Blick naserümpfend über ihre Jeans und ihr T-Shirt gleiten ließ.
»Es … es ist privat«, erklärte Joanna und fügte dann noch hinzu: »Und wirklich sehr dringend.«
Der Mann öffnete den Mund, und sie rechnete bereits damit, dass er sie abweisen würde, da ertönte eine Stimme aus der Halle.
»Sheldon, wer ist da?«
Der Bedienstete drehte sich um. »Eine junge … Dame, Sir, sie möchte zu Ihnen.«
»Nun, was stehen Sie dann noch da herum? Lassen Sie sie herein und führen Sie sie in mein Arbeitszimmer, ich komme gleich.«
»Jawohl Sir.«
Der Butler gab den Weg frei und machte eine auffordernde Handbewegung. Zögernd betrat Joanna die Eingangshalle, folgte dem Mann danach zu einer Tür, die er öffnete. Er bedeutete ihr, einzutreten, und verschwand mit den Worten: »Mr. Bentley wird sofort da sein.«
Nervös schaute Joanna sich um. Der Raum ähnelte Jakes Arbeitszimmer auf Magnolia Haven. An einer Wand gab es Regale, die mit Büchern und Aktenordnern gefüllt waren, an der anderen befand sich eine lederne Sitzgarnitur mit einem Glastisch. Vor dem Fenster, durch das man in den Garten sehen konnte, stand ein wuchtiger
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