Magnolia Haven 03 - Abendrot
behältst.«
»Natürlich«, nickte Joanna, »Danke, dass du so viel Vertrauen zu mir hast.«
Samuel strich ihr väterlich über die Wange. »Danke, dass du meinen Sohn liebst. Ich habe dir Unrecht getan, das ist mir inzwischen klar geworden, und ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Vielleicht vertraust du mir ja irgendwann ebenfalls genug, um mir deine Geschichte zu erzählen, ich würde mich freuen.«
Bevor sie etwas sagen konnte, stand er auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Ich hoffe, diese Sache mit Melissa wird nicht zwischen euch stehen«, betonte er eindringlich, und fragte dann: »Wie kam es eigentlich, dass du darauf gestoßen bist?«
Sie berichtete ihm kurz von dem Foto und dass die Chronik offen auf dem Tisch gelegen hatte.
»So ähnlich dachte ich mir das schon«, murmelte er, »ich werde dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr vorkommt.«
19
Olivia saß in ihrem Schlafzimmer und blätterte in einer Illustrierten, als es plötzlich an die Tür klopfte und Samuel hereinkam.
»Vater«, entfuhr es ihr überrascht.
»Ich werde dich nicht fragen, weshalb du das getan hast«, begann er ruhig. »Ich möchte nur, dass du deine Sachen packst und Magnolia Haven verlässt.«
»Was? Aber warum?«, protestierte sie.
»Ich denke, du kennst den Grund. Da du es offenbar nicht lassen kannst, deine Intrigen zu spinnen, ist es besser, wenn du gehst. Jake und Joanna werden nicht zur Ruhe kommen, solange du hier bist.«
»Joanna, natürlich«, fauchte sie erbost. »Du willst also wirklich zusehen, wie dieses Flittchen sich hier breitmacht und Jake ins Verderben stürzt, ja? Dabei warst du doch selbst so daran interessiert, sie loszuwerden.«
»Das war ein Irrtum, den ich sehr bedaure.«
Beschwörend hob sie die Hände und machte einen Schritt auf ihn zu. »Du machst einen Fehler. Erst hat sie einen Keil zwischen Jake und Tom getrieben, und nun versucht sie, mich loszuwerden. Sie wird es auch noch schaffen, dich und Jake zu entzweien, und dann hat sie erreicht, was sie wollte, nämlich Herrin auf Magnolia Haven zu sein. Sie hatte es doch von Anfang an nur aufs Geld abgesehen, und dazu ist ihr offenbar jedes Mittel recht. Siehst du denn nicht, wie sie alle manipuliert?«
Samuel hob eine Augenbraue und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Im Manipulieren bist ja wohl eher du die Meisterin. Entweder du gehst freiwillig und ich sorge dafür, dass du monatlich eine angemessene Summe erhältst, um sorgenfrei leben zu können, oder ich werfe dich hinaus, und du kannst zusehen, wo du bleibst.«
Empört starrte sie ihn an. »Vater, du kannst mich doch nicht einfach wegschicken. Immerhin bin ich die Andrews Witwe und die Mutter seines Sohns.«
»Toms Sohn, meinst du wohl«, erwiderte er trocken, und sie wurde blass.
»Du weißt es?«, ächzte sie geschockt.
»Allerdings. Du hast deine Spielchen gespielt, seit du das erste Mal deinen Fuß auf Magnolia Haven gesetzt hast, aber damit ist jetzt Schluss.«
Sie sah an seinem Gesicht, dass es keinen Sinn mehr haben würde, zu widersprechen, also nickte sie resigniert.
»Gut, wie du willst, ich werde gehen.«
»Gleich morgen«, betonte er und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste, aber du wirst verstehen, dass ich das nicht dulden kann. Und ich möchte dich bitten, dich künftig von Joanna und Jake fernzuhalten. Ich will dich nicht mehr in ihrer Nähe sehen, haben wir uns verstanden?«
Olivia nickte stumm, und er verließ den Raum. Sie starrte eine ganze Weile auf die geschlossene Tür, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen. Dieses Miststück hatte alle so um den Finger gewickelt, dass sie nicht mehr in der Lage waren, klar zu denken. Vermutlich war sie es gewesen, die von Samuel verlangt hatte, sie, Olivia, vor die Tür zu setzen. Am liebsten hätte sie Joanna an den Haaren aus dem Haus gezerrt und sie davongejagt.
Doch leider war das nicht möglich, sie musste einen anderen Weg finden, wie sie Joanna loswerden konnte. Nach kurzem Überlegen griff sie zum Telefon und wählte Toms Handynummer.
»Ich bin es«, sprudelte sie anstelle einer Begrüßung heraus, »Tom, du musst etwas unternehmen.«
»Olivia, meine Liebe, du klingst ja so aufgeregt – ist dir ein Fingernagel abgebrochen?«
»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Witze«, fauchte sie. »Du musst mir helfen, diese kleine Schlampe loszuwerden, bevor es zu spät ist.«
»Sprichst du von
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