Magnolia Haven 03 - Abendrot
Joanna?«
»Ja. Sie ist auf Magnolia Haven, und sie hat Jake in ihren Fängen. Er wird sie heiraten, wenn wir nichts unternehmen.«
»Hast du mir nicht die ganze Zeit erklärt, es wäre alles in bester Ordnung?«, bellte er verärgert.
»Das war es ja auch«, log sie, »bis jetzt. Sie hat sich wieder hier eingenistet und Vater dazu gebracht, mich rauszuwerfen.«
Stichwortartig berichtete sie ihm, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte, und als sie fertig war, schnaubte Tom verächtlich in den Hörer.
»Wie konntest du nur so blöd sein, ihr dieses Foto zu schicken?«
»Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie gleich zu Vater rennen und sich bei ihm ausheulen würde. Ich habe damit gerechnet, dass sie so schockiert ist, dass sie ihr Balg nimmt und abhaut.«
»Du bist selten dämlich«, knurrte er. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Gut, dann werde ich mich darum kümmern. Mein Geld geht sowieso langsam zur Neige, und es wird Zeit, die Dinge ein für alle Mal zu regeln.«
Olivia schluckte. »Aber du lässt Jake da raus, ja? Sorg einfach nur dafür, dass dieses Weibsbild von der Bildfläche verschwindet, okay?«
»Du kannst dich ganz auf mich verlassen«, erwiderte er, und sie konnte hören, wie er grinste, »es wird jeder das bekommen, was ihm zusteht.«
Als Jake und Joanna am anderen Morgen nach unten kamen, stand Olivia in der Halle, und George war gerade dabei, ihr Gepäck in ihren Wagen zu laden.
»Willst du verreisen?«, fragte Jake erstaunt.
»Ich ziehe aus«, erklärte sie knapp, und fügte dann spöttisch hinzu: »Ich will ja dem jungen Glück nicht im Wege stehen.«
Er gab keine Antwort, und ohne Joanna eines Blickes zu würdigen, trat Olivia einen Schritt auf ihn zu. Zuerst sah es so aus, als wolle sie ihn umarmen, doch der abweisende Ausdruck in seinem Gesicht hielt sie offenbar davon ab.
»Auf Wiedersehen, Jake«, sagte sie lediglich, »Ich wünsche dir alles Gute.«
Er nickte knapp. »Machs gut.«
Wenig später fiel die Haustür hinter ihr zu, und Jake atmete auf. Er legte Joanna seinen Arm um die Schultern und schob sie ins Esszimmer.
»Es ist besser so«, murmelte er dabei mehr zu sich selbst.
In den nächsten Tagen sah es tatsächlich so aus, als würde Jake recht behalten. Nachdem Olivia weg war, fühlte Joanna sich wesentlich freier und gelöster, und nach dem Gespräch mit Samuel hatten sich auch ihre Bedenken wegen des Fotos verflüchtigt. Sie hatte überlegt, ob sie Jake darauf ansprechen sollte, sich dann aber entschieden, es nicht zu tun. Vielleicht würde er es ihr eines Tages von alleine erzählen, und wenn nicht, würde sie das respektieren. So verbrachte sie ihre Zeit mit Benjamin, und oft gesellte sich auch Samuel zu ihnen, der seinen Enkel über alles liebte und verwöhnte. In Absprache mit ihm und Jake hatte sie Olivias Aufgabe übernommen, den Haushalt zu organisieren. Das Personal schien froh darüber zu sein, sie behandelten sie freundlich und zuvorkommend und vergötterten Benjamin.
Eines Mittags beim Essen brachte Samuel das Thema Verlobungsfeier wieder zur Sprache.
»Es wäre schön, wenn wir einen kleinen Empfang geben würden, um eure Verlobung offiziell zu verkünden«, erklärte er. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Wir hatten so lange kein richtig schönes Fest mehr auf Magnolia Haven.«
Jake schmunzelte. »Ich glaube eher, dass du Angst hast, wir könnten es uns noch einmal anders überlegen.«
»Erwischt«, lachte Samuel. »Gönnt einem alten Mann doch seine romantischen Anwandlungen.«
»Was meinst du, Liebling?«, fragend schaute Jake Joanna an, »Hast du Lust, dich mit dem Vater deiner Kinder einer Meute von neugierigen Bekannten zu stellen?«
Joanna war einverstanden, und so machte sie sich in den nächsten Tagen an die Planung. Zusammen mit Belinda, der Köchin, besprach sie die Details für das Buffet, Martha unterstützte sie bei den sonstigen Vorbereitungen, und gemeinsam mit Samuel erstellte sie eine Gästeliste.
Nach kurzem Zögern hatte Joanna sich entschlossen, auch ihren Vater und Brian einzuladen. Richard hatte sie es zu verdanken, dass diese Verlobung überhaupt stattgefunden hatte, und Brian hatte ihr so viel Beistand geleistet, dass sie ihn beinahe wie einen Bruder betrachtete.
Die beiden waren außer Jake und Benjamin alles, was sie noch an Familie besaß, und sie wollte diesen Abend nicht ohne sie verbringen.
Schließlich waren alle Einladungen verschickt, und zwei Wochen später war der Tag der Feier
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