Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
schwarze Rabenflügel wuchsen, die im Moment jedoch eng an ihrem Körper anlagen.
»Name, Land und Hexenart«, krächzte sie nach Rabenart. Magnolia verschlug es beim Anblick der Flügel beinahe die Sprache. Sie nahm sich zwar zusammen, doch vor Verblüffung krächzte ihre Stimme beinah genauso wie die der großen Schildkröte.
»Mein Name ist Magnolia Steel. Ich komme aus Deutschland und bin eine Windsbraut, äää … oder Wetterhexe mit ein bisschen Bansheeblut!« Ungeduldig sah die alte Sheltowee sie an.
»Was denn nun?«, fragte sie missmutig.
»Wetterhexe!«, antwortete Magnolia schnell. Der Stempel sauste donnernd auf ihre Einladung.
»Du wohnst im Kuckucksnest«, verkündete sie. Dann war Jörna an der Reihe.
»Ich bin Jörna Jedamski«, sagte sie rasch. »Ich komme aus Deutschland und bin eine Kaminhexe. Und ich möchte bitte mit Magnolia in ein Zelt.«
Unwillig runzelte große Schildkröte die Stirn. »Meinetwegen, Kuckucksnest«, sagte sie dann.
»Ja!!« Die Mädchen klatschten sich ab und verließen eilig das stickige Zelt.
»Kuckucksnest«, mäkelte Magnolia.
»Besser als Schweinekoben!«, sagte Jörna.
»Den gab’s auch?«
Jörna nickte. »Bin gespannt, wer noch in unser Zelt kommt«, sagte sie.
Siebtes Kapitel
Die Klabauter
Die Touristen, die den historischen Hafen von Salem besuchten, schenkten Linette keine Beachtung. Sie waren hier, um Fotos zu machen und um im »Einbeinigen Seemann« fangfrischen Pannfisch zu essen.
Unbemerkt hastete die Hexe durch die schmalen, krummen Gassen hinunter zum Wasser. Seit Tagen warteten Runa und sie auf eine Nachricht oder einen Boten, der ihr die verflixte Brille übergeben sollte. Aber umsonst, die Klabauter rührten sich einfach nicht. Sicher hatten sie ihre Gründe, doch für Linette war diese Untätigkeit, zu der sie verdammt war, unerträglich. Dann kam endlich eine Nachricht von Jeppe. Er hatte sie gebeten, so schnell wie möglich hinunter an den Hafen zu kommen. Die Klabauter hätten eine seltsame Entdeckung gemacht, die Linette sicher interessieren würde. Eine Nachricht war besser als keine Nachricht und deshalb hatte sich Linette unverzüglich auf den Weg gemacht und Runa gebeten, sie bei der Abstimmung im WWC zu vertreten.
Nun stand sie am Pier und sah sich suchend um. Sie hatte kein Auge für die prächtigen, alten Koggen, Dreimaster und Galeonen, die dort draußen vor Anker lagen und das Zuhause von ein paar Dutzend Klabautern darstellten. Unruhig wanderte ihr Blick über die Wellen. Es war typisch für den Kobold, ihr solch eine wichtige Nachricht zu schicken, ohne einen genauen Treffpunkt anzugeben. Vielleicht sollte sie einfach ihren Besen besteigen und zu einem der Schiffe hinüberfliegen? Schnell verwarf Linette diesen Gedanken. Nicht auszudenken,wenn naseweise Touristen ihren Flug mit dem iPhone oder Camcorder festhalten würden. Die Schlagzeilen in den Zeitungen konnte sie sich lebhaft vorstellen. Mitten in diesen Gedanken hinein hörte sie plötzlich das Knarren von Lederriemen. Direkt neben ihr legte ein Beiboot an. An den Rudern saßen sechs Klabautermänner und vorne im Bug stand Jeppe. Er winkte ihr aufgeregt zu.
»Spring ins Boot!«, rief der Kobold. »Aber mach schnell, bevor die Touristen mitkriegen, wie du dich vor ihren Augen in Luft auflöst.«
Natürlich, die Klabauter und ihr Boot waren für nicht magische Wesen unsichtbar.
Misstrauisch maß Linette den Abstand von der Kaimauer bis hinunter ins Boot. Dann tat sie wagemutig einen beherzten Sprung. Sofort spürte sie ihren Rücken. Verstohlen griff sich die Hexe ins Kreuz.
»Wehe, wenn das, was du mir zu sagen hast, diesen Sprung nicht wert ist!«, zischte sie böse.
»Setz dich hin, sonst gehst du noch über Bord!«, grinste der Kobold frech, denn das Boot legte bereits wieder ab und nahm schwankend Kurs auf einen holländischen Schoner, der dem offenen Meer am nächsten lag. Unauffällig musterte Linette die sechs Ruderer. Sie waren wie Seeleute gekleidet, hatten Bärte, rauchten Pfeife und trugen einen Südwester auf dem Kopf. Obwohl sie nur wenig größer als der Kobold waren, war es für sie eine Kleinigkeit, das schwere Beiboot zu manövrieren.
»Darf ich dir meine Verwandten, die Klabauter, vorstellen?«, fragte Jeppe. »Das sind Hein, Claas, Peer, Hanke, Oswald und Mumme.« Die stämmigen kleinen Männer nickten Linette zu und sahen sie aus hellen Augen freundlich an. Ihre Münder blieben jedoch geschlossen. Vielleicht damit ihnen die Pfeifen nicht
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