Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
herrlichen Ausblick über den Schlosspark hatte.
Magnolia und Jörna grinsten, als hätten sie einen Sechser im Lotto getippt.
»Dann lass uns mal auspacken, damit wir uns in Ruhe den Rest der Bude ansehen können«, sagte Magnolia lässig.
»Mich interessiert besonders der Speisesaal!«, verkündete Jörna. »Ich habe nämlich einen Bärenhunger.«
»Also, wo sind die Betten?«
Verständnislos sah Linette ihre Nichte an. »Habe ich mich etwa so ungenau ausgedrückt?«, wunderte sie sich.
Die beiden älteren Hexen sahen sich an und brachen dann in schallendes Gelächter aus.
Magnolia merkte genau, wann sie ausgelacht wurde, und fing schon an, sich zu ärgern. »Was gibt es denn da zu lachen?«, fragte sie böse.
Runa strahlte über ihr ganzes runzliges Gesicht. »Wer sagt, dass ihr hier einziehen dürft?«
»Tut mir leid, wenn ihr mich missverstanden habt!«, prustete Tante Linette. »Soweit ich weiß, habe ich nur gesagt, dass ihr euer Gepäck vorübergehend hier unterstellen könnt.«
»So lange, bis euch ein Zelt zugewiesen wurde«, ergänzte Runa. »Hier im Schloss werden nur die angesehensten Hexen untergebracht.«
Zelte?? Entsetzt sahen sich Magnolia und Jörna an.
»Macht ihr Witze?« Magnolia war ehrlich empört. »Soll das etwa heißen, ihr logiert hier wie Königinnen und wir machen Camping?«
»Immer schön hinten anstellen«, grinste Runa. Wieder giggelten die beiden älteren Hexen.
»Mist!«, entfuhr es auch Jörna. »Und nun? Wo sollen wir jetzt hin?«
»Wir haben gleich eine wichtige Sitzung. Es geht um die Reglementierung von Zaubersprüchen. Das muss unbedingt verhindert werden«, erklärte Tante Linette. »Aber das Jugendcamp findet ihr gewiss auch allein. Ihr braucht nur einmal um das Schloss herumzugehen. Kann man überhaupt nicht verfehlen.«
»Habt ihr eure Einladungen? Ohne die werdet ihr nicht aufgenommen.«
Die Mädchen nickten und schulterten ihre Rucksäcke. Sie waren noch immer enttäuscht.
»Wäre ja auch zu schön gewesen«, seufzte Jörna, während sie im luxuriösen Fahrstuhl lautlos nach unten fuhren.
Tante Linette hatte recht. Man konnte das Camp einfach nicht verfehlen. Wahre Ströme von Junghexen und -magiern pilgerten in ein und dieselbe Richtung. Einen Moment blieben die Mädchen stehen. Der Schlosspark war riesig. Das Gelände fiel sanft bis zu einem Waldstück hin ab und war längst nicht so gepflegt wie der Park vor dem Schloss.
Das Camp sah aus wie ein buntes Indianerdorf! Unzählige Tipis verteilten sich rund um ein besonders großes Zelt, vor dem sich eine lange Schlange gebildet hatte. Aufnahme , schwebte aus Rauchwölkchen geformt, als Wort direkt darüber.
»Da sind wir richtig!«, vermutete Magnolia und Jörna nickte. Schnell liefen sie den Hügel hinab und reihten sich geduldig in die lange Schlange der Wartenden ein. Verstohlen sah Magnolia sich um. Sie hatte noch nie afrikanische oder indische Hexen gesehen. Direkt vor ihr stand ein zierliches Mädchen mit knöchellangen schneeweißen Haaren. Sie waren ein so krasser Kontrast zu ihren schwarzen, mandelförmigen Augen, dass Magnolia sie ungewollt anstarrte. Jörna gab ihr einen sanften Stoß.
»Das ist eine Yuki-Onna«, flüsterte sie. »Eine chinesische Schneefrau.«
Als hätte das Mädchen Jörna gehört, drehte sie sich zu ihnen um, lächelte freundlich und verneigte sich leicht. Schnell lächelte Magnolia zurück.
»Sie scheint nett zu sein«, stellte sie fest. »Vielleicht können wir uns ein Zelt teilen. Ich glaube, es passen immer sechs Leute rein.«
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie endlich im Innern des großen Zeltes standen. An einem Tisch in der Mitte saß eine alte Indianerfrau. Sie prüfte die Einladungen, fragte nach dem Herkunftsland und der Hexenart. Wenn alle Fragen zu ihrer Zufriedenheit beantwortet waren, haute sie donnernd einen Stempel auf das Papier und nannte den Namen des Tipis, in das die jeweiligen Hexen oder Magier einziehen sollten. Dabei wurden Jungen und Mädchen selbstverständlich streng getrennt. Die jeweiligen Zelte trugen so klangvolle Namen wie: Hasensasse, Adlerhorst, Biberburg, Wolfskuhle oder Bärenhöhle.
»Sie heißt Sheltowee!«, kicherten zwei Mädchen mit enorm großen grünen Hexenhüten.
»Das bedeutet große Schildkröte und genauso langsam ist sie auch!«
Dann waren Magnolia und Jörna an der Reihe. Sheltowee trug ein perlenbesticktes Lederkleid und sah die Mädchen aufmerksam an. Erst jetzt bemerkte Magnolia, dass aus ihrem Rücken
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