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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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haben und um mich an ihnen zu erfreuen.« Meister Schnuck lächelte sein hölzernes Lächeln. »Die wertvollsten Bücher liegen unter Glas. Aber ich habe auch ein paar ausgezeichnete Replikate. Kopien, verstehst du? Die ich gerne verkaufen würde.«
    Meister Schnuck führte Magnolia durch sein Geschäft. Er erklärteihr die Kasse und präsentierte ihr stolz seine Sammlung afrikanischer Fetische.
    Magnolia war beeindruckt. »Haben Sie das alles auf Ihren Reisen zusammengetragen? Birte hat mir erzählt, dass Sie Museumsdirektor waren und weit in der Welt herumgekommen sind.«
    Meister Schnuck lachte heiser. »Deine Freundin hat recht. Ich war viel für das Museum unterwegs. Aber ich habe mich auch privat nach Schätzen umgesehen, die für ein Museum nur wenig Wert haben. Alte Texte zum Beispiel. Mehr als ein ›Aha!‹ lässt sich in einem Museum damit nicht erzielen. Übersetzt geben sie jedoch ihr jahrtausendealtes Wissen preis.« Er führte Magnolia zu den Parfümregalen. »Gefallen dir meine Parfüms?«
    Magnolia nickte. »Sehr sogar.«
    »Für welchen Duft würdest du dich entscheiden?«
    Magnolia zögerte. »Sie riechen alle wunderbar. Vielleicht   …«
    »Warte!« Meister Schnuck sah sie abschätzend an. »Ich suche dir einen Duft aus.« Zielstrebig griff er nach einem winzigen Flakon, der die Form eines Zaunkönigs hatte, und hielt ihn ihr unter die Nase. Magnolia öffnete ihn und schnupperte vorsichtig daran. Sie saß wieder in Tante Linettes Garten. Kurz nach ihrer Ankunft in Rauschwald. Süß hing der Duft der Heckenrosen in der Luft, und schwarz und schwer duftete die Erde auf den Kräuterbeeten. Magnolia traten Tränen in die Augen. Da war es wieder, dieses unbeschreibliche Gefühl der Verlassenheit, verwoben mit dem Versprechen auf einen wundervollen neuen Anfang. Es war der schönste Duft, den sie je gerochen hatte. Sprachlos sah sie Meister Schnuck an. Wie war das möglich? Wie konnte er Gefühle auf Flaschen ziehen?
    »Wie heißt dieser Duft?«, fragte sie.
    »›Hagussa‹«, antwortete der Meister.
    »Hagussa«? Magnolia stutzte. Hagussa bedeutete Heckenreiterin und war das ursprüngliche Wort für Hexe. Konnte es Zufall sein, dass erihr genau diesen Duft ausgesucht hatte? Misstrauisch sah sie Meister Schnuck an. Doch der schien ihren Blick nicht zu bemerken. »Hast du Lust, dir das dazugehörige Labor anzusehen?«, fragte er unbefangen.
    Magnolia wischte ihre Bedenken beiseite und träufelte sich schnell einen Tropfen Parfüm auf ihr Handgelenk. »Ja, sicher«, sagte sie.
    Meister Schnuck stieg die steile Treppe hinab, und Magnolia folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Die Stufen endeten in einem erstaunlich hohen Kellergewölbe, in dem die Zeit stehen geblieben war. Eine rußige Fackel warf zuckendes Licht an die Wände, und Magnolia stellte beunruhigt fest, dass die Fresken an der Ladendecke hier unten ihre Fortsetzung fanden. Schreckgestalten, wie Schattenkrieger, Medusen und Ghule, wurden im Schein der Fackeln lebendig. In Magnolias Nacken sträubten sich die Haare, und sie beschloss, diesen Ort nur im äußersten Notfall zu betreten. Die Parfüms, die sie zu gerne entwerfen wollte, mussten leider warten.
    Meister Schnuck winkte sie zu einem Raum am Ende des Kellers. Magnolia war überrascht, als sie die nüchterne Ausstattung des Labors sah. Reagenzgläser, Bunsenbrenner, Kristalle und Essenzen. Alles stand bunt durcheinander auf einem breiten Tisch. So nüchtern hatte sie sich diese Arbeit nicht vorgestellt.
    »Gibt es hier denn kein elektrisches Licht?«, fragte sie verwundert.
    »Leider nicht. Ein großes Manko, wenn du mich fragst. Und hätte ich es vorher gewusst, hätte ich mich vielleicht für einen anderen Laden entschieden. Andererseits arbeitet man hier unten exakt unter den gleichen Bedingungen wie die großen Parfümeure des siebzehnten Jahrhunderts.«
    Magnolias Blick wanderte durch den Raum. »Brauchen Sie denn kein Tageslicht?«
    Meister Schnuck schüttelte den Kopf. »Sogar das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Essenzen sind flüchtig und lieben die Dunkelheit. Wenn du an einem Parfüm Freude haben willst, stelle es niemals ins Sonnenlicht.«
    Irgendwo klingelten Glöckchen. Magnolia horchte auf. Auch MeisterSchnuck schien das Geräusch gehört zu haben und verließ augenblicklich das Labor. »Kundschaft!«, rief er und lief zur Treppe. Er schien es auf einmal sehr eilig zu haben.
    »Aber haben Sie den Laden nicht abgeschlossen?«, fragte Magnolia überrascht.
    »Nein, nein,

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