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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Das waren ein paar Goldfädchen sicher nicht wert.

Elftes Kapitel
Elfen-Mail

    Magnolia hatte genug gesehen. Sie stand von dem Baumstumpf auf und schlenderte hinüber zum Stand der Flusskobolde, wo sie sich für ihr letztes Geld eine kleine Tüte gerösteter Wassermorcheln kaufte. Anschließend spazierte sie ein Stückchen in den Wald hinein, um nach ihrer Tante Ausschau zu halten. Irgendwo musste sie doch sein.
    »Wen suchst du?«
    Magnolia zuckte erschrocken zusammen. Sie kannte die Stimme, die rau wie ein Reibeisen klang, weil sie so selten benutzt wurde. Und richtig. Hinter dem Stamm einer hohen Fichte trat Milauro hervor. Seine Haut war bleich wie die eines Engerlings, der unter der Erde auf seine Verwandlung wartet, und seine schwarzen Augen sahen sie lauernd an.
    Er war nicht größer als Magnolia, hatte aber einen sehr viel kräftigeren Körper. Unterirdische mussten stark sein, um sich aus verschütteten Stollen zu befreien oder einen Dornling mit bloßen Händen zu töten.
    »Ich   … ich suche meine Tante«, antwortete Magnolia und versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
    »Sie ist dort hinten im Wald. Ich kann dich zu ihr bringen«, brachte Milauro den für ihn ungewöhnlich langen Satz heraus.
    Bei Magnolia leuchteten alle Alarmlampen. Unterirdische waren genauso wenig für ihre Hilfsbereitschaft bekannt wie Kobolde.
    »Nicht nötig«, sagte sie deshalb knapp und überlegte, wie sie am besten den Rückzug antrat, ohne ängstlich zu wirken.
    »Magnolia!« Erleichtert drehte sie sich um. Tante Linette stampfte energisch durch das Unterholz. Und Milauro war augenblicklich verschwunden.
    »Hattest du Sehnsucht nach deiner alten Tante, oder weshalb stehst du hier rum wie bestellt und nicht abgeholt?«
    Magnolia grinste schief. »Ich bin froh, dass du da bist«, sagte sie. »Milauro war hier. Du hast ihn glücklicherweise vertrieben.«
    »Milauro? Was wollte er von dir?«
    »Er wollte mich zu dir bringen.«
    Linette runzelte die Stirn. »Er wollte dich zu mir bringen? Das sind ja seltsame Anwandlungen. Du begleitest ihn nirgendwohin, verstanden?«
    »Logisch!« Magnolia grinste. »Es ist bloß irgendwie seltsam, dass ich ihm in letzter Zeit immer wieder begegne.«
    Linette winkte ab. »Ach was, ihm fällt sicher die Tunneldecke auf den Kopf. Ich würde mich auch langweilen, wenn ich den ganzen Tag nichts anderes sehen würde als dunkle Stollen und unterirdische Kanäle.«
    Magnolia hoffte, dass ihre Tante recht hatte, und wechselte das Thema. »Jeppe sagt, du hast unseren Flachs schon spinnen lassen«, erzählte sie, in der Hoffnung, dass der Kobold geflunkert hatte.
    Tante Linette lächelte so breit, dass sich ihr Wackelzahn von unten über die Oberlippe schob. »Habe ich   … und«, sie senkte verschwörerisch die Stimme, »ich habe ihn auch schon aus der Gefahrenzone gebracht.«
    »Aus der Gefahrenzone?«
    »Ich habe ihn versteckt!« Linette wirkte außerordentlich zufrieden.
    »Du hast ihn tatsächlich versteckt?« Jetzt war Magnolia endgültig enttäuscht. »Warum? Jetzt kann ich nicht einmal einen einzigen Blick darauf werfen.«
    Bedauernd sah ihre Tante sie an. »Ich hatte keine Wahl! Du hättest das gierige Glitzern in den Augen der Sumpfhexen sehen sollen.« Sie schnaubte verächtlich. »Sieh dir einfach ein paar andere Goldspindelnan. Ich versichere dir, zwischen denen und unseren gibt es nicht den geringsten Unterschied.«
    »Das ist nicht dasselbe«, brummte Magnolia. »Wie viele Spulen sind es denn geworden?«
    »Zwei!«, antwortete Linette. »Und nun komm, im Regenfass wartet genug Arbeit auf mich. Wie war es übrigens in der Schule?«
    »Du willst mich nur ablenken«, murrte Magnolia, während sie neben ihrer Tante hertrottete. Aber dann erzählte sie doch von ihrem Gespräch mit Meister Schnuck und dass sie schon morgen in seinem Geschäft anfangen würde. »Er zahlt neun Euro die Stunde! Weißt du noch, wie viel ich bei Frau Paschke für das Hundesitting bekommen habe?«
    »Du arbeitest für Meister Schnuck?« Linettes Stimme klang nicht besonders begeistert.
    Magnolia stutzte. »Ja, stimmt etwas nicht?«
    Ihre Tante tätschelte ihr beruhigend den Arm. »Nein, nein! Es ist alles in bester Ordnung. Er hat nur einfach nicht gerochen.«
    »Er hat nicht gerochen? Also   … ich bin sehr froh, das zu hören.« Ihre Tante war ja wieder reichlich merkwürdig. Hexe hin oder her.
    Linette seufzte. »Du hast recht. Ich drücke dir für morgen jedenfalls fest die Daumen.« Mit diesen

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