Magnolia Steel – Hexennebel
kälewäptelewen!«
Magnolia und Jörna verdrehten die Augen. Vorsichtig tasteten sie sich gemeinsam um die Fallgrube herum. Bis zur Kiste des toten Mannes waren es glücklicherweise nur ein paar Schritte, dann waren sie endlich im Stollen, der nach Hackpüffel führte.
Die Zauberstäbe waren auch hier ihre einzige Lichtquelle. Die Luft war abgestanden, und die Stollendecken hingen beängstigend niedrig. Magnolia konnte nicht verstehen, wie man freiwillig diesen Zugang zum Zwergendorf wählen konnte. Ungeübt war es nicht einfach, die richtige Abzweigung zu nehmen, und es konnte passieren, dass man sich im Labyrinth der Stollen verirrte. Tagelang konnte man hier unten herumirren, ohne auch nur einmal auf eine lebendige Seele zu treffen. Die toten Bergleute waren die einzige Gesellschaft – und bei Wind konnte man sie manchmal sogar stöhnen hören.
Magnolia huschte eine Gänsehaut über den Rücken. Ängstlich leuchtete sie in jeden Nebengang, an dem sie vorbeikamen, und zuckte erschrocken zurück, als da plötzlich ein fahles Gesicht vor ihr auftauchte, das sie mit brennenden Augen anstarrte. Magnolia schrie leise auf. »Milauro«, flüsterte sie. Der Unterirdische zog die Krempe seines Hutes tiefer ins Gesicht und war in der nächsten Sekunde verschwunden.
»War das Milauro?«, wunderte sich Ronda, die dicht hinter ihr ging. Magnolia nickte.
»Er beobachtet uns schon die ganze Zeit«, sagte Nemo.
»Und warum hat er uns dann nicht geholfen?«, fragte Konrad.
»Weil er ein Unterirdischer ist, Dummbatz!«, zischte Eugenie. »Ich wünschte, er würde den Gesang der Banshee hören.«
Das wünschte Magnolia ausnahmsweise auch.
Mit einem mulmigen Gefühl setzte die Gruppe ihren Weg fort und stand wenig später an der hölzernen Brücke, die zum Silbernen Löwen führte.
Magnolia sog die frische Luft tief in ihre Lungen, während Jörna zuallererst ihre Hose auf Grasflecken hin untersuchte. »Wäre ja klar, wenn ich mir wegen der drei Pappnasen meine Hose versaut hätte«, brummte sie. Doch alles war gut. Wie durch ein Wunder hatte die Kleidung der Mädchen nicht gelitten.
Der Silberne Löwe war das einzige Gasthaus in Hackpüffel. Zufrieden stand es in der Landschaft und betrachtete still den Trubel, der sich direkt vor seiner Tür abspielte. Zur Feier des Tages war es mit einer Girlande aus Glühwürmchen geschmückt. Magnolia fand, dass das alte Gemäuer einen sehr festlichen Eindruck machte.
Das Hexenfeuer war wie immer ein beeindruckendes Schauspiel. Mit hellen Flammen leckte es am Saum des Waldes, und Magnolia fühlte sich augenblicklich an die Nacht ihrer Hexenweihe erinnert. Diesmal ging es allerdings nicht ganz so locker zu. Lange Tische waren aufgestellt, an denen später das Festessen stattfinden sollte. Eine Tribüne mit drei goldenen Sesseln, von denen jeder einzelne wie der Thron eines mächtigen Königs aussah, erwartete die Hauptpersonen dieses Abends, während die übrigen Gäste auf einfachen Klappstühlen Platz nehmen mussten.
Als die Hexen und Jungmagier endlich den Festplatz erreichten, waren die vorderen Stuhlreihen bereits besetzt, und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich nach hinten zu setzen.
Suchend schaute sich Magnolia nach ihrer Tante um und entdeckte sie im Gespräch mit Konstantin Kerbelkraut, dem Wirt des Silbernen Löwen. Als sie ihre Nichte bemerkte, machte sie ihr ein Zeichen, auf sie zu warten, und war eine Minute später bei ihr.
Linettes Gesicht war vor Aufregung gerötet, und ihre Haare standen, wie immer bei solchen Gelegenheiten, in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab.
»Magnolia!«, rief sie erleichtert. »Gut, dass ihr endlich da seid. Ich hatte schon befürchtet, ihr hättet die Zeit vertrödelt.«
»Vertrödelt?«, schnaubte Magnolia beleidigt. »Entschuldige, aber uns sind unterwegs ein paar Kleinigkeiten dazwischengekommen!«
Normalerweise wäre Tante Linette spätestens jetzt hellhörig geworden. Heute Abend hatte sie jedoch so viel um die Ohren, dass sie völlig vergaß nachzufragen.
Die Zwergenkapelle legte los, und man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Linette winkte die Zauberschüler dicht zu sich heran. »Hört genau zu!«, schrie sie gegen den Lärm der Kapelle an. »Wie ihr wisst, ist heute Beltane, Walpurgisnacht, wie es die Menschen nennen. Und die Verabschiedungszeremonie wird von der ›Wilden Jagd‹ eröffnet!«
»Aaaaaah!«, riefen die Zauberschüler und sahen sich begeistert an.
»Vergesst es!«, schnitt Linette
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