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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Linettes Blick. »Da wäre ich mir nicht so sicher«, murrte sie. »Aber du hast völlig recht. Heute Abend habe ich tatsächlich keine Lust, dir zu helfen.«
    Magnolia lachte. »Sicher! Schlaf gut, Tantchen.«
    Linette warf ihr einen grimmigen Blick zu und zog die Tür mit einem Ruck hinter sich ins Schloss.
    Magnolia verzog schmerzhaft das Gesicht und ließ ihr Mathebuch kraftlos auf die Bettdecke fallen. Es war grausam. Unentwegt dachte sie daran, was sie Leander angetan hatte. Und was er ihretwegen womöglicherleiden musste. Tränen liefen ihr über das Gesicht, und sie fühlte sich so einsam, als wäre sie der einzige Mensch auf diesem Planeten.
    »Du bist nicht allein«, wisperte die Stimme in ihrem Innern, die Magnolia inzwischen schon so gut kannte.
    »Aber das nützt mir nichts«, presste sie mühsam zwischen den Zähnen hervor.
    Ein dröhnendes Gelächter war die Antwort. Magnolia hielt sich die Ohren zu und stöhnte auf. Das Monster konnte sich jederzeit in ihre Gedanken schleichen, und nichts konnte es daran hindern. Verzweifelt schlug sie sich gegen die Stirn. Wieder und wieder. Die Kopfschmerzen ließen nicht lange auf sich warten. Heftig, stechend, Übelkeit erregend. Magnolia griff nach dem Parfüm und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Es war wie eine Droge. Kaum hatten die Tropfen ihr Handgelenk berührt, fingen die Kopfschmerzen an zu verschwinden. Magnolia wünschte, sie wäre tot.
    »Bald!«, versprach die Stimme des Grafen in ihrem Kopf und gluckerte wieder vor Lachen.
    Magnolia wusste nicht, wie lange sie so dagelegen und an die Zimmerdecke gestarrt hatte. Es war bereits dunkel und die Sichel des zunehmenden Mondes stand als heller Streifen hoch am Himmel. Da bekam sie plötzlich einen unsanften Stoß und fühlte den schrecklichen Drang aufzustehen. Es war so weit, der Köder musste ausgelegt werden.
    Widerwillig packte Magnolia den Strang Baumharz ein, den Una ihr im letzten Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Das Harz stammte von dem einzigen Mammutbaum in der Nähe von Hackpüffel und klebte fester als jeder Superkleber. Anschließend stopfte sie sich die teuflische Botschaft in ihre Hosentasche und schwang sich auf das Fensterbrett. Mit einer Stimme, die ihr nicht zu gehören schien, rief sie nach ihrem Besen.
    »Eieiei, wohin so spät bei Nacht und Wind?«
    Jeppe! Magnolia öffnete den Mund und wusste im nächsten Moment,dass es zwecklos war. Sie würde nichts von dem, was sie sagen wollte, über die Lippen bringen.
    »Das geht dich nichts an, Kobold!«, blaffte sie deshalb in gewohnt unwirschem Ton und ging sofort zum Angriff über. »Überhaupt, was suchst du vor meinem Fenster in der Eiche? Hat Tante Linette dich nicht samt deinem bekloppten Hotel vom Baum geworfen?«
    »Langsam, langsam! Wer sagt, dass das hier ein Hotel ist?«, fragte der Kobold mindestens genauso angriffslustig. »Die Trolle sind längst weg. Und seit die Spinnerinnen abgereist sind, ist hier weniger los als auf einem Friedhof. Was nicht bedeutet, dass ich den Baum nicht gelegentlich als Schlafplatz nutzen darf.« Herausfordernd blitzte der Kobold Magnolia an. »Eine herrliche Nacht. Wie für Elfen gemacht!«, stellte er listig fest und blickte in den sternenklaren Himmel hinauf.
    Magnolia schnürte es die Kehle zu. Jeppe ahnte ja nicht, dass seine Worte ihr wie ein Dolch ins Herz stachen. Zum Glück kam Huckebein in diesem Moment angeflogen und ließ die junge Hexe aufsteigen.
    »Zur Kiste des toten Mannes«, flüsterte sie. Sie musste Hackpüffel auf diesem Weg betreten, denn die Gefahr, von Tante Linette erwischt zu werden, wenn sie den Zugang durch den Schrank nahm, war viel zu groß.
    Huckebein ging auf Kurs und landete wenig später an der gleichen Stelle im Wald, an der sie sich bereits vor ein paar Tagen mit Ronda getroffen hatten. Magnolia holte tief Luft. Damals war ihre Welt noch in Ordnung gewesen. Schon wieder traten ihr die verflixten Tränen in die Augen, und sie stolperte blind über Farne und Baumrinden. Einzig das Licht von einem Schwarm Glühwürmchen, der in der Krone eines Baumes tanzte, sorgte für ein wenig Licht in der Dunkelheit. Unbeirrt setzte Magnolia ihren Weg fort. Von irgendwoher drang leise, wundervolle Musik an ihr Ohr, und sie konnte sich die lieblichen Feen vorstellen, die anmutig auf dem Feenhügel tanzten. Natürlich war ihr bewusst, dass der Wald nicht nur von Feen und Glühwürmchen bevölkert war. Trotzdem hatte sie keine Angst. Um Angst zu haben, musste man lebendig

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