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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Laden hinauf.
    »Ach ja, Magnolia!« Sie drehte sich um.
    »Versuch gar nicht erst, den Aufstand zu proben. Es würde niemandem nützen, und ich müsste dich auf der Stelle töten!«
    Ein Schmerz durchzuckte Magnolias Körper, als hätte ihr jemand ein glühendes Brandeisen auf die Haut gedrückt. Sie keuchte, dann war der Schmerz vorbei. Meister Schnuck tätschelte ihr den Rücken. »Das war nur eine klitzekleine Kostprobe. Jetzt geh!«, sagte er milde. »Und vergiss deinen Rucksack nicht.«
    Magnolia trat hinaus in den hellen Sonnenschein. Die Vögel zwitscherten, und vor dem Wagen des Eismanns auf dem Marktplatz hatte sich eine lange Schlange gebildet. Ein verstörender Anblick. Wie konnten die Luft so lau und die Bäume so grün sein? Wie konnte die Sonne so hell scheinen, wenn das Böse nur darauf wartete auszubrechen?
    Eine Sekunde lang vermisste sie ihr Rad, dann fiel ihr ein, dass es ja noch immer im Radständer in der Schule stand. Die letzte Stunde hatte gerade angefangen. Es bestand also keine Gefahr, einem Lehrer oder Klassenkameraden über den Weg zu laufen. Verstohlen tastete Magnolia nach der Seite, die sie aus dem Buch herausgerissen hatte. Gott sei Dank, sie war noch da. Sie holte ihr Rad und fuhr, so schnell sie konnte, nach Hause.
    Wie sollte es jetzt weitergehen? Ihre Tante konnte sie nicht um Hilfe bitten, so viel stand fest. Also war es das Beste, ihr gar nicht erst zu begegnen. Magnolia sah auf die Uhr.
    In einer Stunde würde Tante Linette ihre Praxis öffnen. Mit etwasGlück bereitete sie in der Küche gerade die letzten Heilwasser und Tinkturen zu. Magnolia könnte dann im roten Zimmer ungestört die benötigten drei Zutaten zusammensuchen. Sie hoffte inständig, dass ihre Tante sie vorrätig hatte.
    Als Magnolia am Regenfass ankam, saßen die ersten Kunden, wie Linette sie nannte, bereits auf der wackeligen Gartenbank vor dem Haus in der Sonne. Sie warf ihr Rad wie immer in die Brombeerhecke, ignorierte das Stirnrunzeln der wartenden Patienten und verschwand schnell im Haus.
    »Hallo, Tante Linette!«, rief sie wie immer. Ihre Tante schöpfte keinen Verdacht.
    »Draußen bleiben!«, krähte es aus der Küche. »Die Rezeptur gegen Schlupflider ist jeden Moment fertig. Wenn du selbst keinen Wert darauf legst, lass die Tür zu. Du weißt, was bei Durchzug passiert.«
    »Schon in Ordnung!«, antwortete Magnolia. Besser konnte es ja gar nicht laufen. Schnell schlüpfte sie ins rote Zimmer, und obwohl ihr nicht nach Lachen zumute war, huschte doch ein kleines flüchtiges Lächeln über ihr Gesicht. Vielleicht würde die Sache nun doch noch ein gutes Ende nehmen. Die Ordnung hatte ihre Tante definitiv nicht erfunden. Sämtliche Schubladen, Kästchen und Schränke standen offen und Linette würde sie erst mit dem Wink ihres Zauberstabes schließen, wenn der erste Kunde das rote Zimmer betrat. Magnolia konnte das nur recht sein. So konnte sie selbst ungestört nach den benötigten Zutaten suchen, ohne dass es von Tante Linette bemerkt würde.
    Sie zog die herausgerissene Seite des Zauberbuchs unter ihrem T-Shirt hervor und legte sie auf den runden Tisch, auf dem auch Tante Linettes Kristallkugel stand. Aufmerksam beugte sie sich über die braunen Zeilen. Es waren tatsächlich nur drei Zutaten nötig. Aber die hatten es in sich, und Magnolia hoffte, dass ihre Tante sie tatsächlich vorrätig hatte.
    Da waren als Erstes 100 ml Alraunenblut. Magnolia sah sich aufmerksam um. Sie war sicher, dass ihre Tante so etwas besaß. Da, auf dem obersten Regal stand eine Reihe brauner, gut verkorkter Arzneiflaschen. Schnell zog sich Magnolia einen Stuhl heran und stieg darauf. Schlafmohnsud, schwarzer Nachtschatten und ein Extrakt aus Stechapfel standen geordnet nebeneinander. Von Alraunenblut war weit und breit nichts zu sehen. Magnolia wollte gerade wieder vom Stuhl steigen, als ihr Blick zufällig auf zwei Flaschen fiel, hinter denen sich eine dritte versteckte. Volltreffer. Ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht. In dieser Flasche befand sich das Blut oder, besser gesagt, der Saft der Alraune. Alemannentrutz stand in Tante Linettes krakeliger Schrift darauf geschrieben, was ein anderes Wort für Alraune war. Nie hätte Magnolia geglaubt, selbst einmal deren Blut zu benötigen, und beschämt dachte sie an ihr erstes Erlebnis mit einem Alraun und an das anschließende Streitgespräch zurück, das sie deshalb mit ihrer Tante geführt hatte. Heute konnte sie darauf keine Rücksicht nehmen. Sie hatte nicht einmal

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