Magnolia Steel – Hexennebel
Hocke. »Dann haben sie Milauro mit irgendeinem Zauber aus den Sandalen gehauen.«
»Mit dem Hexenschuss!«, knirschte Runa.
Erstaunt sah Linette sie an. »So etwas bringst du ihnen bei? Ich dachte, ihr wärt noch mit dem Blockieren von Gedanken beschäftigt. Das sitzt bei Magnolia nämlich noch immer nicht richtig.«
»Sind wir auch«, bestätigte Runa schnell. »Meistens jedenfalls.«
Elon hatte sich ein Stück von ihnen entfernt und sah sich unschlüssig um. Dann kehrte er zu den beiden Hexen zurück.
»Sie haben Milauro hinter diesen Stapel gezogen, so viel steht fest. Dann sind sie …« Wie ein Bluthund suchte der junge Elf nach einer Spur.Er lief im Zickzack und im Kreis, kehrte dann auf den Kreuzweg zurück und brach die Suche ganz plötzlich ab.
»Was ist los? Weshalb suchst du nicht weiter?«, fragte Linette ungeduldig.
»Keine Chance. Es ist einfach zu dunkel. Ich kann weder an den Zweigen noch am Boden irgendwelche Spuren entdecken. Dabei bin ich sicher, dass es hier Spuren gibt.« Elon sah ehrlich enttäuscht aus.
»Unsinn! Mach weiter. Du bist doch ein Elf. Ein geborener Spurenleser, oder etwa nicht?«, schimpfte Linette. Sie konnte den Gedanken an einen Abbruch der Suche nicht ertragen.
»Schon, aber …«
»Dann streng dich gefälligst an. Es geht hier nicht um den ersten Preis bei einem Kindergeburtstag, sondern um Leben und Tod!«
»Danke für den Hinweis! Zufällig ist mir das sehr, sehr bewusst!« Elon blickte Linette ernst in die Augen.
Die Hexe richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Dann verstehe ich nicht, weshalb du so einfach aufgibst!«, sagte sie drohend.
»Weil es wenig Sinn macht, Kräfte unnütz zu vergeuden«, mischte sich nun Runa ein. »Du siehst doch, wie dunkel es ist. Sie könnten in jede Richtung gegangen sein. Wir sollten die Suche bei Tagesanbruch fortsetzen.«
»Gut. Wenn ihr es so wollt!« Linette betonte das wollt ganz besonders. »Aber ich werde mich nicht gemütlich auf’s Ohr hauen. Ich werde Jacko nun doch um Hilfe bitten. Sollten die Kinder im Berg gefangen gehalten werden, sind die Zwerge vermutlich die Einzigen, die sie finden können.«
Schweigend und enttäuscht kehrten sie nach Hackpüffel zurück. In der Hoffnung, Milauro könnte mit Neuigkeiten auf sie warten, schauten sie am unterirdischen See vorbei. Ihre Hoffnungen wurden allerdings enttäuscht. Zwar lag die Gondel gut vertäut am Anleger. Von Milauro war jedoch weit und breit nichts zu sehen.
Es war spät geworden. In den meisten Häusern des Zwergendorfswaren die Lichter bereits erloschen, und ihre Bewohner lagen in tiefem Schlaf. Unschlüssig standen Linette, Runa und Elon vor Jackos weißem, strohgedecktem Haus.
»Er scheint zu schlafen«, stellte Runa fest.
»Darauf können wir nun wirklich keine Rücksicht nehmen!«, brummte Linette und wummerte mit der Faust gegen die niedrige Tür.
Eine Weile passierte nichts, dann gingen in der Küche die Lichter an, und die Haustür wurde einen Spaltweit geöffnet. Der Schein der Bergwerkslaterne ließ die drei blinzeln.
»Linette, Runa! Kommt herein. Wir haben euch schon erwartet.«
Verwunderung klang anders.
»Entschuldige die Störung«, bat Linette. »Aber wenn es nicht so ungeheuer wichtig wäre, hätten wir dich …«
Jacko winkte ab, und sie folgten ihm ins Haus. »Ich habe mich zu entschuldigen, denn ich laufe noch immer im Nachthemd herum«, sagte er. »Aber die Nachricht, mit der Jeppe zu uns kam, ist so ungeheuerlich, dass ich bis eben noch nicht einmal daran gedacht habe, mich anzuziehen.«
»Jeppe?«, echoten Runa und Linette.
»Ja, er hat uns gleich Bescheid gesagt!« Hinter Jacko erschien nun auch seine Frau Greta.
»Kommt mit ins Arbeitszimmer, damit wir ungestört sprechen können!«, schlug Jacko vor und ging ihnen voraus.
Eilig stampfte Linette hinterher. Jeppe konnte sich schon mal warm anziehen! Wütend flogen ihre Blicke in sämtliche Ecken des Arbeitszimmers, doch der Kobold war nirgendwo zu entdecken.
»Zeig dich, Kobold!«, zischte Linette. Und als das nichts nützte, zog sie kurzerhand ihren Zauberstab aus dem Ärmel und murmelte: »Dolbok-Hopp.« Augenblicklich schwebte Jeppe zappelnd hinter dem Sofa hervor.
»Lass mich runter, Linette! Ich schwöre, ich habe gewartet. Aber mir ist klar geworden, wie sinnlos es ist. Magnolia wird nicht von allein wiederkommen, und je früher wir mit der Suche beginnen, desto größersind die Aussichten auf Erfolg. Niemand kennt sich im Labyrinth der Stollen und
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