Magnolia Steel – Hexennebel
wer weiß …«
»Gut.« Linette hatte einen Entschluss gefasst. »Lass uns nachsehen, wohin dieser Gang führt!« In gebückter Haltung verschwand sie im Stollen.
Runa war die Sache nicht geheuer. »Sei nicht leichtsinnig!«, warnte sie. Da gab es auch schon so einen lauten Knall, dass den Hexen Hören und Sehen verging. Und mit viel Staub und Getöse fiel der Stollen in sich zusammen. Es hätte nicht viel gefehlt, und Linette wäre von herabfallenden Balken begraben worden. Keuchend und hustend flüchteten die Hexen zur rettenden Treppe und rannten blind in Elon hinein, der ihnen erschrocken entgegenkam. »Was war das?«, rief er.
»Irgendjemand möchte verhindern, dass wir ihm folgen«, erklärte Runa trocken.
»Fliegenpilz und Krötendreck!«, fluchte Linette und wischte sich den Staub aus den Augen. »Ich bin sicher, dass dieser Stollen zu den Kindern führt. Weshalb sollte der Graf ihn sonst mit Sprengfallen sichern?«
»Vermutlich hast du recht«, knurrte Runa. »Hier kommen wir jedenfalls nicht weiter. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
So unauffällig, wie sie gekommen waren, verließen die drei den Laden wieder.
»Ihr solltet den Staub von eurer Kleidung klopfen«, schlug Elon vor, nachdem er draußen einen Blick auf die beiden geworfen hatte.
Runa stutzte, dann zeigte sie mit dem Finger auf Linette und fingschallend an zu lachen. »Du siehst aus wie ein Plattfisch, der sich in einem Teller mit Mehl gewälzt hat«, kicherte sie.
»Dito!«, antwortete die Kräuterhexe böse und klopfte ihren Rock aus. Ihr war nicht nach Lachen zumute, und sie marschierte hocherhobenen Hauptes in Richtung Schulhof, wo sie ihre Besen versteckt hatten.
»Und nun? Hat jemand einen vernünftigen Vorschlag?«, fragte Linette, während sie ihre Fluggeräte zwischen den Mülltonnen hervorzogen.
»Jetzt versuchen wir es im Wald!«, sagte Elon eifrig und half ihr charmant in den Mantel.
»Ist es dafür nicht schon fast zu dunkel?«, fragte Runa nach einem Blick in den abendlichen Himmel.
»Zu dunkel? Soll das heißen, du willst die Suche für heute abbrechen?«, brauste Linette auf und sah die Watthexe empört an. »Glaubst du im Ernst, ich könnte mich seelenruhig ins Bett legen, während dort draußen unschuldige Kinder von einem Blutschlürfer bedroht werden?«
Runa seufzte. »Natürlich nicht! Aber dann hör auf, lange Reden zu schwingen, und setz dich endlich auf deinen Besen. Die letzten sicheren Spuren von ihnen finden sich in Hackpüffel.« Mit diesen Worten sprang die Watthexe auf ihren Besen und flog davon. Linette und Elon folgten ihr.
Sie betraten das Zwergendorf durch die Kiste des toten Mannes.
»Vielleicht sollten wir Jacko informieren. Die Zwerge könnten uns bei der Suche nach den Kindern behilflich sein«, überlegte Runa.
Aber Linette winkte ab. »Später. Jacko würde im Handumdrehen eine ganze Hundertschaft zusammentrommeln, und das Getöse, das sie veranstalten würden, wäre ganz sicher nicht in unserem Sinne. Besser, wir sehen uns selbst nach Spuren um. Elon ist hundertmal effizienter als eine Horde aufgebrachter Zwerge.«
Dankbar nickte der Elf Linette zu und sah sich aufmerksam um. »Wo hat Milauro ihre Spur verloren?«, fragte er.
»Verloren? Die Dummköpfe haben ihn k.o. geschossen!«, stellte Runa empört richtig.
»Wo?«, fragte Linette.
»Mitten auf dem Kreuzweg!«, brummte Runa. »Das Letzte, was er von ihnen sah, war, wie sie hinter einem Holzstapel verschwanden. Milauro nimmt an, dass es dort einen Zugang in den Berg gibt.«
Runa hatte den Satz kaum beendet, da war Elon auch schon auf dem Weg. Trotz der Dunkelheit bewegte er sich so schnell und sicher durch den Wald, dass die Hexen Mühe hatten, ihm zu folgen. Die spezielle Färbung, die seine Haut annahm, sobald er einen Wald betrat, machte es ungeschulten Augen fast unmöglich, ihn vom Blattwerk der Bäume zu unterscheiden. Linette ließ sich deshalb eher von ihren Hexensinnen als von ihren Augen leiten, und Runa tat sicherlich das Gleiche.
»Es gibt hinter dem Stapel keinen Zugang in den Berg!«, verkündete Elon, als Runa und Linette endlich dazukamen. »Aber das Holz hat gebrannt.« Der Elf deutete auf die angesengten Baumstämme, die Runa und Linette in der Dunkelheit mehr riechen als sehen konnten.
»Ich nehme an, sie haben sich hier nur versteckt, um Milauro eine Falle zu stellen«, erklärte Elon. Runa runzelte unwillig die Stirn.
»Und dann …« Elon lief auf den Kreuzweg zurück und ging in die
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