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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Magnolia und warf einen misstrauischen Blick auf den Busch. »Kann man sie sehen?«
    »Nein, sie lebt im Holz, im Saft und den Blättern des ganzen Strauches.«
    »Wie fragt man um Erlaubnis?«
    »Ganz einfach. Du machst eine höfliche Verbeugung und sagst:
    ›Verehrte Frau Holunderbeer, gebt bitte ein paar Früchte her.
    Sofern du sie entbehren kannst, entrichte ich dir meinen höflichsten Dank.‹«
    »Oh nein«, stöhnte Magnolia, »so einen Quatsch soll ich machen und dann auch noch so einen blöden Spruch aufsagen? Ist ja peinlich. Kriegen wir die Beeren nicht woanders?«
    »Warum?« Eine steile Unmutsfalte stand auf Tante Linettes Stirn. »Nur weil du zu stolz bist, um etwas zu bitten? Weil du diesem alten, ehrwürdigen Holunderstrauch keine Ehre erweisen willst? Seine Früchte möchtest du haben, aber du bist zu stolz, um darum zu bitten. Nein, Magnolia, das ist nicht der richtige Weg.«
    Forschend schaute sie ihrer Nichte in die Augen. »Hast du denn kein Gefühl für die Natur?«
    Betreten blickte Magnolia auf ihre Schuhspitzen. »Gib mir das Messer«, sagte sie kleinlaut.
    Dann wandte sie sich an den Busch, machte eine schnelleVerbeugung und nuschelte: »Verehrte Frau Holunderbeer, gebt bitte ein paar Früchte her, sofern du sie entbehren kannst, entrichte ich dir meinen höflichsten Dank.«
    Unsicher sah sie sich nach ihrer Tante um.
    »Wenn sie mit den Zweigen wackelt, darfst du dir etwas nehmen.«
    Und tatsächlich, ein leises Zittern schüttelte den ganzen Strauch, als würde ein Windstoß hineinfahren.
    »Darf ich jetzt …?«
    Tante Linette nickte. Magnolia schnitt einige Rispen ab und legte sie fein säuberlich in den Korb, den Tante Linette ihr reichte.
    »Danke schön«, sagte Magnolia vorsichtshalber.
    Tante Linette schenkte ihr dafür ihr schönstes Wackelzahn-Lächeln. »Jetzt bringen wir sie zum Entsaften ins Haus und nach dem Mittagessen besuchen wir in Rauschwald den Apotheker. Vorher lege ich mich allerdings noch ein wenig aufs Ohr.« Die Hitze setzte Linette mehr zu, als sie zugeben wollte. »Du musst dich währenddessen allein beschäftigen. Ich brauche nämlich meinen Schönheitsschlaf«, sagte sie.
    Sich allein zu beschäftigen, fiel Magnolia nicht schwer. Sie schlenderte gern durch das Haus und genoss seine geheimnisvolle Atmosphäre. Die Küche mit dem gewaltigen Herd und den blanken Töpfen und Pfannen. Die Vorratskammer, in der die Würste geräuchert von der Decke baumelten.
    Die behagliche Wohnstube mit dem Kachelofen und dem gemütlichen Ohrensessel, der sie gern einmal probesitzen ließ.
    In der Diele begegnete ihr Serpentina. Sie kam aus der halb geöffneten Tür des blauen Bauernschranks und rieb schnurrend ihren Kopf an Magnolias Beinen, bevor sie aus der Haustür in den Garten verschwand.
    Seltsam, grübelte Magnolia, ständig erscheint oder verschwindet jemand in diesem Schrank, muss ja urgemütlich sein darin.
    Ein lautes Rumpeln in seinem Innern ließ sie zusammenfahren.
    Wie von Geisterhand öffnete sich die linke Tür. Langsam, Zentimeter für Zentimeter. Magnolia spannte sämtliche Muskeln in ihrem Körper. Sie war bereit, jederzeit die Flucht zu ergreifen oder nach ihrer Tante zu schreien.
    Da zeigte sich ein roter Haarschopf in der Öffnung, stieß einen spitzen Schrei aus und sprang zurück in den Schrank.
    Mit einem Satz war Magnolia da, riss die Tür auf und rief: »Welcher Feigling hat hier geschrien? Jeppe, warst du das?! Sind Kobolde solche Angsthasen, dass sie sogar vor harmlosen kleinen Mädchen erschrecken?«
    Ihre Stimme klang merkwürdig hohl in dem Schrank. Und weil es außerdem schwarz wie die Nacht darin war, zog Magnolia ihren Kopf schnell wieder zurück.
    Wie eine Gewehrkugel schoss Jeppe heraus.
    »Bei all meinen Goldtöpfen, du Riesentrampel! Linette sollte dir eine gewaltige Kuhglocke um den Hals hängen, damit ahnungslose Geschöpfe mit einem schwachen Herzen nicht auf der Stelle tot umfallen. Ist ja ekelhaft, wie du hier herumschleichst.«
    »Ich schleiche nicht herum«, schnaubte Magnolia empört. »Falls du es vergessen hast, wohne ich hier. Aber wie steht es mit dir, Kobold? Was hast du in Tante Linettes Schrank verloren?«
    Listig kniff Jeppe die Augen zusammen. »Der Schrank, der Schrank, der Schrank«, sang er aufreizend. »Du weißt es also immer noch nicht. Du bist so dumm, so dumm, so dumm, Jungfer Riesengroß.« Damit tanzte er kreiselnd zur offenen Tür hinaus in den Garten.
    Magnolia rannte hinterher. »Was weiß ich immer noch nicht,

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