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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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umständlich aufstieg.
    »Mir nach, Magnolia!«, rief sie im Ton eines Feldwebels, bevor sie scheppernd gegen die knorrige Eiche fuhr, die in der Biegung vor ihrem Haus stand.
    »Was fällt dir ein, alter Eichenmax!? Was springst du mir auf so unverschämte Weise in den Weg!?«
    Magnolia kicherte. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Natürlich nicht«, bellte ihre Tante und schwang sich erneut aufs Rad. In wahnwitzigen Schlangenlinien rauschte sie davon. Es war offensichtlich, dass sie keine besonders geübte Fahrerin war, doch Magnolia hütete sich etwas in dieser Richtung anzudeuten.
    Schnell stieg sie auf ihr Rad und fuhr ihr nach.
    Es ging leicht bergab und Tante Linette hatte gut Strecke gemacht, als Magnolia die nächste Katastrophe in Form eines Stechginsterbusches auf ihre Tante zukommen sah. Sie hielt direkt darauf zu, und da der Ginster bis zuletzt keine Anstalten machte, aus dem Weg zu gehen, bereitete Magnolia sich darauf vor, ihre Tante aus dem Busch zupflücken. Mitfühlend kniff sie die Augen zu. Als sie es wagte, wieder hinzuschauen, staunte sie nicht schlecht, denn sie sah gerade noch, wie das Rad ihrer Tante sanft mit dem Hinterreifen aufsetzte. Nach Art eines erfahrenen Mountainbikers war sie einfach über den Busch gesprungen. Überhaupt schlug sie jetzt ein beachtliches Tempo an und wich mit traumwandlerischer Sicherheit jedem weiteren Hindernis aus. Magnolia trat kräftig in die Pedalen und blieb trotzdem weit zurück.
    Erst an der Kirche wartete ihre Tante auf sie. Triumphierend blickte sie ihr entgegen. »Na endlich, Magnolia, ich dachte schon, du hättest dich unterwegs verfahren.«
    »Du fährst ja einen ganz schönen Stiefel«, keuchte Magnolia.
    »Und genau dasselbe solltest du auch tun, wenn du Rauschwald heute noch erreichen willst«, antwortete ihre Tante und stieß sich, sehr zu Magnolias Ärger, schon wieder mit den Füßen ab. Ohne auch nur ein einziges Mal in die Pedale zu treten, brauste sie Rauschwald entgegen.
    »Sie hockt da wie auf einem Mofa«, fuhr es Magnolia durch den Kopf, während sie ihr Bestes tat, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Siebtes Kapitel
Rauschwald

    RAUSCHWALD GRÜSST SEINE GÄSTE, hieß sie das Schild am Ortseingang willkommen.
    Sie rumpelten über eine mit Kopfsteinen gepflasterte Brücke und schon waren sie mitten in dem kleinen mittelalterlichen Städtchen.
    Umständlich stieg Tante Linette vom Rad. »War doch gar nicht so übel«, sagte sie zufrieden.
    Langsam schoben sie ihre Räder über den Marktplatz und Magnolia stellte erleichtert fest, dass ihr Rauschwald gefiel.
    Die Geschäfte hatten sich rund um den Marktplatz in hübschen Fachwerkhäusern angesiedelt und machten einen zufriedenen Eindruck. Ein paar Urlauber saßen gemütlich im Schatten von drei mächtigen Linden und genossen bei leiser Musik ihre Eisbecher. Beim Anblick der großen Eisportionen lief Magnolia das Wasser im Mund zusammen. Gerade wollte sie ihrer Tante vorschlagen, auf dem Rückweg im Gasthaus »Zur Linde« einzukehren, als sie den Brunnen mitten auf dem Marktplatz entdeckte.
    Auf einem Podest in seiner Mitte stand eine Bronzefigur, die mit wehendem Umhang und Pfeil und Bogen gegen … Magnolia musste zweimal hinsehen. Tatsächlich: Die Figur kämpfte gegen eine löwengroße Ratte in einem wattierten Wams.
    Die Ratte stand aufrecht auf zwei Beinen und hatte ein kurzes Schwert gezückt. Das geöffnete Maul zeigte eine Reihe dolchartiger Zähne.
    »Aus welchem Märchen stammt das wohl?«, wunderte sich Magnolia laut.
    »Aus gar keinem Märchen«, antwortete Tante Linette, die ebenfalls stehen geblieben war. »Da auf dem Brunnen kämpft Hilarius, ein Fürst der Hochelfen, gegen den Hauptmann der Norgen-Armee.« Sie seufzte.
    »Und weiter?«, fragte Magnolia.
    »Das ist eine lange Geschichte, die erzählt sich nicht so einfach mitten auf dem Marktplatz.« Auf einmal wirkte ihre Tante müde, dann straffte sie die Schultern und schob ihr Rad energisch in Richtung Apotheke. Magnolia folgte nur zögernd.
    Das Haus des Apothekers klemmte hoch und schmal zwischen dem Rathaus und einem Souvenirladen, in dem es Rauschwalder Kunsthandwerk zu kaufen gab.
    Linette und Magnolia stellten ihre Räder ab und stiegen die drei Stufen zur Apotheke hinauf. Ein Windspiel an der Tür meldete ihren Besuch.
    Einen Moment mussten sich Magnolias Augen an das Dämmerlicht im Innern gewöhnen. Es war angenehm kühl und roch nach einer Mischung aus Hustenbonbon und Möbelpolitur. Ein blanker

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