Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
Vom Netzwerk:
Schätze in seinem Besitz und unsere Dörfer verbrannt waren.«
    Gebannt lauschte Magnolia Jackos Bericht. Ein plötzliches Geräusch wie ein Trompetenstoß ließ alle zusammenfahren. Greta schneuzte sich in ein weißes Taschentuch. Vorwurfsvoll sah Jacko sie an und fuhr fort. »Endlich, nach vielen Monden, wendete sich das Blatt. Überlebenden der Moorelben war es gelungen, Hilfe zu holen. Elbenvölker von weither schlossen sich in einem riesigen Heer zusammen, um ihre Verwandten zu rächen. Allen voran die Hoch- und Nebelelben. Es gab eine gewaltige Schlacht, in der der Graf und seine Verbündeten nicht den Hauch einer Chance hatten. Norgenund Schattenkrieger wurden geschlagen und vertrieben. Auch Graf Raptus floh von seiner Burg. Wohin wusste niemand und es interessierte auch niemanden. Schließlich war der Graf inzwischen neunundneunzig Jahre alt und seine Zeit bald abgelaufen. Doch er kehrte zurück. Viele Jahre später war er wieder da. Die meisten Elben und Zwerge hatten anderswo eine Heimat gefunden, aber ein paar waren geblieben und konnten sich an die Geschichten der Ältesten erinnern. Sie schauderten, als in der Burg wieder die Feuer brannten. Der Graf hätte längst tot sein müssen oder hatte er das ewige Leben? Wenig später verschwanden die ersten Menschen. Es folgten Zwerge und Elben, ein paar Kobolde waren auch darunter, aber das war wohl eher ein Versehen.«
    Jeppe funkelte böse.
    »Von ihnen fehlt bis heute jede Spur. Spätestens als die dreizehn Rauschwalder Feuerwehrleute verschwanden, konnte niemand mehr seine Augen vor der Wahrheit verschließen. Denn sie kehrten zurück. Nachts bei Nebel schlichen sie umher. Untote, die keine Ruhe finden konnten. Handlanger des Grafen.«
    Alles Blut wich aus Magnolias Wangen. »Ich glaube, ich habe sie letzte Nacht gesehen«, stieß sie hervor. »Sie kamen vom Friedhof bis an die Gartenmauer und machten so unheimliche Geräusche. Und dann waren sie plötzlich verschwunden. Ich habe geglaubt und gehofft, ich hätte mir alles nur eingebildet.«
    Erschrocken sahen Linette und Jacko sich an.
    »Du brauchst dich nicht zu ängstigen«, sagte Winifried, »hier bei deiner Tante bist du sicher. Du hast ja gesehen, was ihr Bannspruch bewirkt. Unerlaubt betritt niemand das Grundstück. Außerdem wird der Graf sehr vorsichtig sein.«
    »Zu gut hat sich ihm deine Großmutter ins Gedächtnis geschrieben«, fügte Greta hinzu.
    »Meine Großmutter? Was hat sie denn getan?«
    »Sie hat dem Spuk ein Ende bereitet«, antwortete Tante Linette grimmig. »Und sie hat es mit ihrem Leben bezahlt«, fügte sie leise hinzu.
    »Wofür wir ihr bis in alle Ewigkeit dankbar sind«, rief Greta und klapperte aufgeregt mit ihren Stricknadeln.
    Linette seufzte: »Leider war alles, was sie getan hat, umsonst, denn er ist wieder da.« Sie senkte den Kopf und sah auf ihre ineinandergefalteten Hände.
    »Nein, Linette, Dorettes Tod war nicht umsonst«, sagte Jacko tröstend. »Sie hat uns die Scheuklappen von den Augen gerissen, dieses Mal sind wir bereit. Wir beobachten ihn und werden im richtigen Moment mit aller Entschlossenheit eingreifen. Und wir werden nicht allein sein.«
    Linette nickte kaum merklich.
    Jacko machte den anderen unauffällig ein Zeichen und die Zwerge verabschiedeten sich.
    Magnolia und Linette blieben allein in der Wohnstube zurück. Nachdenklich lauschte Magnolia dem Knacken der Holzscheite. Vor ein paar Tagen war sie noch ein ganz normales dreizehnjähriges Mädchen gewesen. Wütend und traurig, weil sie gezwungen wurde bei einer unbekannten Tante ein ganzes Jahr zu verbringen, während ihre Mutter sich in New York das Leben um die Ohren pfeifen ließ. Und jetzt tat sich hier in dieser kleinen Stube ein Abenteuer auf, größer und fantastischer als man es sich vorstellen konnte. Wie konnte sie sicher sein, nicht zu träumen?
    »Ich kann dich ja mal ganz fest in den Po kneifen.« Tante Linette schaute grinsend von ihren Händen auf.
    Hoppla, sie hatte doch nicht laut gedacht? Magnolia grinste zurück. Jetzt hätte ich gerne noch eine Tasse Tee, dachte sie.
    »Ich hole uns einen Becher Lass-es-dir-gut-gehn-Tee, der schenkt angenehme Träume«, antwortete Tante Linette.
    Magnolia grinste noch breiter. Kannst du jeden Gedanken lesen?, dachte sie diesmal ganz schnell.
    »Wenn jemand so offen denkt wie du, dann schon«, gab Tante Linette zu.
    »Wow«, sagte Magnolia bewundernd. »Das will ich auch können. Geht so etwas schwer?«
    Tante Linette zuckte mit den Schultern.

Weitere Kostenlose Bücher