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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Ein Kampf war nicht länger zu vermeiden. Dorette war ungeheuer zufrieden mit ihrer Tat. Keine Spur ängstlich.
    ›Jetzt hat der Mistkerl etwas, worüber er nachdenken kann‹, sagte sie. ›Wir können nicht in ständiger Angst vor ihm leben. Ich kann es jedenfalls nicht‹, fügte sie hinzu, als sie meinen zweifelnden Blick bemerkte. Und dabei sah sie so schön und kalt aus, wie nur eine Banshee aussehen kann. In diesem Moment wusste ich, dass sie uns wegen unserer Unentschlossenheit verachtete und schon lange vorher beschlossen hatte dem Grafen die Stirn zu bieten, koste es, was es wolle.«
    Linette nippte an ihrem Tee.
    »Noch in derselben Nacht verschleppten sie Dorette auf die Burg. Es war aussichtslos, sie lebend wiederzusehen. Wir standen auf dem Kuckucksberg, sahen zum Teufelsberg hinüber und fühlten uns so erbärmlich. Warum hatten wir nicht schon eher etwas unternommen? Kein Windhauch bewegte die Zweige der Bäume. Die Burg lag in einem Gespinst aus Schlaf und Nacht gefangen und wir ließen sie nicht aus den Augen. Oh wie sehr wünschte ich damals bei ihr zu sein. Hätte ich doch bloß eingegriffen. Aber auch Graf Raptus machte einen Fehler. Er unterschätzte den Zorn einer Banshee, die wusste, dass es nichts mehr zu verlieren gibt.«
    Linettes Stimme erstarb, abwesend starrte sie in ihre Tasse. Magnolia wagte nicht zu reden. Einen schrecklichen Augenblick fürchtete sie, ihre Tante könnte in Tränen ausbrechen, doch schließlich fuhr Linette fort: »Dann öffnete sich das Tor zur Hölle. Kanonenschläge, Feuersbrunst, aus sämtlichen Fenstern der Burg schlugen die Flammen. In wenigen Augenblicken brannte alles lichterloh, sogar die Mauern brannten nieder. Niemand konnte dieser Hölle entkommen, auch nicht die Banshee, die dieses Inferno entfesselt hatte.«
    »Und nun ist der Graf zurück?«, fragte Magnolia nach einer Weile leise.
    »Es scheint so«, antwortete Linette matt, dann lächelte sie. »Es ist spät, Lämmchen, und morgen ist auch noch ein Tag. Ich schlage vor, wir gehen jetzt ins Bett.«
    Im ersten Moment wollte Magnolia protestieren. Tausend Fragen brannten ihr noch auf der Seele. Doch dann fühlte sie, wie erschöpft sie nach diesem Tag war, an dem sie so viel Neues erfahren hatte. Ohne zu murren, trank sie aus, wünschte ihrer Tante eine Gute Nacht und stieg hinauf in ihren Turm.
    Am nächsten Morgen war vom Regen des Vortages nichts mehr zu spüren. Der Himmel war blank geputzt wie Tafelsilber, und ein vorwitziger Sonnenstrahl, der durch die Falten der Vorhänge fiel, kitzelte Magnolia an der Nase.
    Blinzelnd öffnete sie die Augen und sofort war die Erinnerung an den gestrigen Abend wieder da. Sie war eine Hexe! Kaum zu glauben, dass sie all die Jahre rein gar nichts davon bemerkt hatte. Eine richtige Hexe. Genüsslich ließ sie sich alle Annehmlichkeiten, die so etwas mit sich brachte, durch den Kopf gehen. Ihrem Mathelehrer Herrn Schnurr würde sie ein Schweineschwänzchen anhexen, wenn sie ihn noch hätte. So ein kleines fleischiges, das aus jeder Anzughose guckte. Die Musiklehrerin Frau Flöter bekäme einen Vogelschnabel, mit dem sie den lieben langen Tag, Nachtigallen gleich, herumzwitschern und ihrer Umwelt auf den Wecker gehen könnte. Außerdem würde sie sich selbst ein dickes Bankkonto hexen. Eine Tarnkappe, damit sie endlich all das mitbekäme, was man eigentlich nicht mitbekommen sollte, und einen Besen. Ja, ein Besen wäre genial. Ob Hexen tatsächlich fliegen konnten? Magnolia stieg aus dem Bett. Im Geschichtsunterricht hatten sie gelernt, dass die angeblichen Hexen sich mit einer Salbe aus Stechapfel und Fliegenpilz einrieben und sich dann bestenfalls einbildeten sie könnten fliegen. Wie langweilig. Voller Vorfreude auf ihren ersten Tag als Hexe ging sie nach unten.
    Tante Linette stand wie an jedem Morgen in ihrer Küche. Diesmal zerquetschte sie etwas Grünes, Schleimiges in einem Mörser, das verdächtig nach Froschlaich aussah. Dabei pfiff sie eine schräge Melodie.
    »Guten Morgen, Täubchen«, krächzte sie, noch bevor Magnolia die Küche betreten hatte. »Das Frühstück steht auf dem Herd.« Erfreut sah Magnolia die große Portion Rührei, die in einer gusseisernen Pfanne warm gehalten wurde.
    »Du kannst gleich aus der Pfanne essen«, trällerte Linette, die heute Morgen besonders gute Laune zu haben schien, »da sparen wir glatt einen Teller.« Genüsslich langte Magnolia zu. Hier im Regenfass war ihr Appetit zwanzig Mal größer als zu Hause. Den Rest aus

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