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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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begann Magnus.
    »Gut«, sagte Tómas.
    »Nein, ich würde gern mit dir über einen anderen Mord sprechen. Ein Mord, der vor siebzehn Jahren stattfand.«
    Tómas war plötzlich hellwach und richtete den Blick konzentriert auf Magnus.
    »Weißt du, welchen Mord ich meine?«
    Tómas blieb reglos sitzen. Magnus hatte das Gefühl, er traue sich nicht zu sprechen. Ein gutes Zeichen.
    »Richtig«, sagte Magnus. »Dr. Ásgrím. Vor siebzehn Jahren stieß dein Vater Dr. Ásgrím von einem Felsen. Und du sahst dabei zu.« Tómas schluckte. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Ich komme gerade zurück aus Hruni, wo ich deinen Vater befragt habe. Anschließend war ich auf Álfabrekka und unterhielt mich dort mit den Bauern, die damals mit ihm zurückgingen und Dr. Ásgrím fanden. Die Bauern haben dich gesehen.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Sie sahen einen dreizehnjährigen Jungen, der im Schnee an ihrem Hof entlangschlich.«
    Tómas runzelte die Stirn. »Das war ich nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein. Warum sollte mein Vater den Doktor umbringen? Die beiden waren Freunde.«
    Magnus lächelte. »Wegen des Rings.«
    »Was für ein Ring?«
    »Der Ring, über den du mit Professor Agnar sprechen wolltest.« »Ich habe keine Ahnung, wovon du da redest.«
    Magnus beugte sich vor. Er sprach mit eindringlicher, leiser Stimme, kaum lauter als ein Flüstern. »Weißt du, die Bauern sahen, dass dein Vater einen alten Ring trug. Wir wissen , dass dein Vater Dr. Ásgrím von dem Felsen gestoßen hat und den Ring an sich nahm. Du warst Zeuge und liefst davon.«
    »Hat er das gestanden?«, fragte Tómas.
    Magnus merkte, dass Tómas die Frage noch im selben Moment bedauerte, denn sie beinhaltete, dass es etwas zu gestehen gab.
    »Das wird er noch tun. Wir werden ihn in Kürze festnehmen.«
    Magnus schwieg und fixierte Tómas, der mit dem leeren Kaffee becher vor sich herumspielte. »Sag uns endlich die Wahrheit, Tómas! Du musst deinen Vater jetzt nicht mehr schützen. Dafür ist es nun zu spät.«
    Tómas warf seiner Anwältin einen kurzen Blick zu, die aufmerksam zuhörte. »Okay.«
    »Erzähl es mir!«, sagte Magnus.
    Tómas holte tief Luft. »Ich war nicht dabei«, sagte er. »Keine Ahnung, wen diese Bauern gesehen haben, mich jedenfalls nicht.«
    Magnus wollte widersprechen, hielt aber den Mund. Es war am besten, sich erst Tómas’ Geschichte im Ganzen anzuhören und dann Löcher hineinzuschlagen.
    »Ich weiß nicht einmal genau, ob mein Vater ihn wirklich umgebracht hat, echt nicht. Aber ich weiß, dass er den Ring hat. Gauks Ring.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Magnus.
    »Er hat’s mir gesagt. Etwa fünf Jahre später, als ich um die acht zehn war. Er sagte, er würde ihn für mich aufbewahren. Er erzählte mir die gesamte Geschichte des Rings, es sei der Ring des Andwari aus der Völsunga-Saga, Ísildur habe ihn nach Island zurückgebracht, und Gauk habe seinen Bruder deswegen getötet und den Ring dann versteckt. Einmal hat er ihn mir sogar gezeigt.«
    »Du hast ihn also wirklich gesehen?«
    »Ja.«
    »Hat dein Vater auch erzählt, wie er in seinen Besitz gelangt ist?«
    Tómas zögerte. »Ja, schon. Er sagte, er und Dr. Ásgrím hätten ihn an jenem Wochenende gefunden, und Dr. Ásgrím hätte ihn getragen, als er vom Felsen fiel. Vater hätte ihn von seinem Finger gezogen.«
    »Als er sterbend unten in der Felsspalte lag?«
    Tómas zuckte mit den Achseln. »Nehme ich an. Keine Ahnung. Entweder da oder als er mit den Bauern zurückkam und der Doktor schon tot war. Obwohl ich annehme, dass es in dem Moment ziemlich schwierig gewesen wäre, den Ring an sich zu nehmen.«
    »Hat dich das nicht schockiert?«
    »Doch.« Tómas schluckte. »Mein Vater war immer etwas sonder bar. Nach dem Tod des Doktors wurde er noch seltsamer. Ich hatte Angst vor ihm, großen Respekt. Bis heute, wenn ich ehrlich sein soll. Und, na ja ...«
    »Was?«
    »Nun, es würde mich nicht wundern, wenn er nicht davor zu rückgeschreckt wäre, einem Sterbenden einen Ring vom Finger zu ziehen.«
    »Und diesen Mann auch umzubringen?«
    Tómas zögerte. Magnus warf seiner Anwältin einen Blick zu. Sie lauschte aufmerksam und ließ ihren Mandanten sprechen. Soweit es sie betraf, entlastete er sich gerade in gewisser Weise.
    Baldur hörte ebenfalls gespannt zu und ließ Magnus gewähren. Tómas holte tief Luft. »Ja. Auch das.«
    »Gab er zu, es getan zu haben?«
    »Nein, niemals.«
    »Aber du vermutetest es?«
    »Zuerst nicht«, sagte Tómas. »Ich kam gar

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