Magnus Jonson 01 - Fluch
von Mitte fünfzig in einem blauen Overall auf sie zumarschiert.
»Guten Morgen!«, grüßte er mit breitem Grinsen, und sein Kör per bebte fast vor Aufregung, Besuch zu haben. »Wie kann ich euch helfen?«
Leuchtend blaue Augen funkelten in seinem weißen, faltigen Gesicht. Unter seiner Wollmütze schauten graue Haarbüschel hervor.
Ingileif ergriff das Wort und stellte Magnus und sich vor. »Mein Vater war Dr. Ásgrím Högnason. Vielleicht kannst du dich an ihn erinnern. Er verunglückte 1992 hier in der Nähe.«
»O ja, natürlich erinnere ich mich daran, sehr gut sogar«, sagte der Bauer. »Mein Beileid, auch wenn es viele Jahre her ist. Aber lasst uns nicht hier draußen herumstehen! Kommt herein und trinkt einen Kaffee mit uns!«
Im Haus wurden sie von den Eltern des Bauern begrüßt. DerVater war ein unglaublich verhutzeltes Männlein, das sich aus einem bequemen Sessel erhob, die Mutter war mit Kaffee und Plätzchen beschäftigt. Ein Ofen wärmte das Wohnzimmer, das zum Bersten voll mit isländischem Nippes war, darunter allein vier isländische Miniaturflaggen.
Dazu ein gewaltiger Fernseher mit HDTV-Technik, der einen nicht vergessen ließ, dass man auch wirklich in Island war.
Der Jungbauer, der sie auf dem Hof begrüßt hatte, führte das Gespräch. Er hieß Adalsteinn. Noch bevor sie ihm Fragen stellen konnten, erzählte er ihnen von seinen Eltern, erklärte, dass er alleinstehend sei, der Hof sich seit Generationen in Familienbesitz befinde und das Leben als Bauer heutzutage schwer, äußerst schwer sei.
Der Kaffee war lecker, die Plätzchen ebenso.
»Adalsteinn, kannst du mir vielleicht sagen, was an dem Tag geschah, als ihr meinen Vater fandet?«, unterbrach Ingileif ihn.
Adalsteinn schilderte ausführlich, wie ein halb erfrorener Pastor vor der Tür gestanden habe und er zusammen mit seinem Vater dem Pastor zu der Stelle gefolgt sei, wo Ásgrím gestürzt war. Der Arzt sei definitiv tot und sehr kalt gewesen. Es habe keine Hinweise auf einen Kampf oder ein Verbrechen gegeben, man konnte gut sehen, wo er abgestürzt war. Die Polizei hatte keine Fragen gestellt, die darauf schließen ließen, dass etwas anderes als ein Unfall vermutet wurde.
Die Mutter des Bauern schmückte die Erzählung ihres Sohnes hier und da aus und korrigierte ihn gelegentlich, nur der alte Mann saß schweigend in seinem Sessel, lauschte und sah zu.
Als Magnus und Ingileif sich schließlich erhoben und gehen wollten, sprach er zum ersten Mal. »Erzähl ihnen von dem verborgenen Mann, Steini.«
»Vom verborgenen Mann?« Magnus schaute den Alten und den Jungbauern fragend an.
»Ja, Vater. Ich erzähl’s ihnen draußen.«
Adalsteinn führte Magnus und Ingileif hinaus auf den Hof.
»Was für ein verborgener Mann?«, fragte Magnus.
»Vater hat sein ganzes Leben lang das huldufólk gesehen«, erklärte Adalsteinn. »Er sagt, hier in der Gegend leben einige. Schon seit Generationen. Weißt du Bescheid?« Mit seinem freundlichen Gesicht musterte er Magnus, suchte nach Anzeichen von Hohn.
»Ich weiß Bescheid«, sagte Magnus. Álfabrekka bedeutete schließlich »Elfenhang«. In Island gab es Diskussionen über die genaue Unterscheidung von Elfen und verborgenem Volk, aber an diesem Ort wimmelte es sicherlich von beiden. Was hatte er auch anderes erwartet? »Erzähl weiter!«
»Nun, Vater behauptet, er hätte, eine Stunde bevor der Pastor kam, einen jungen verborgenen Mann am anderen Ende des Tals entlanghasten sehen.«
»Einen verborgenen Mann? Woher will er wissen, dass es kein Mensch war?«
»Meine Mutter und er waren überzeugt, dass es ein verborgener Mann war, weil der Pastor einen alten Goldring trug.«
»Einen Ring?«
»Ja. Ich habe ihn nicht gesehen, aber meine Eltern zogen dem Pastor die Handschuhe aus, damit er wieder warme Hände bekam. Und da sahen sie den Ring.«
»Und was hat das mit dem verborgenen Volk zu tun?«
Adalsteinn holte tief Luft. »Es gibt eine alte Legende hier in der Gegend, die handelt von einem Ehering. Þorgerd, die Tochter des Bauern von Álfabrekka, hütete ihre Schafe, als sie von einem gutaussehenden jungen verborgenen Mann angesprochen wurde. Er nahm sie mit sich und heiratete sie. Der Bauer war empört, suchte Þorgerd und tötete sie. Dann jagte er den verborgenen Mann. Der versteckte den Ehering in einer Höhle, die vom Hund eines Trolls bewacht wurde. Der Bauer ging den Ring suchen, doch der Troll tötete und verspeiste ihn. Dann gab es einen großen Ausbruch von Hekla,
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