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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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nicht auf die Idee. Ich hatte meinem Vater immer alles geglaubt. Aber dann begann der Argwohn an mir zu nagen. Ich hoffte, es sei nicht wahr, aber ich konnte nicht anders, als mir immer wieder die Frage zu stellen, ob mein Vater den Doktor hinuntergestoßen hatte.«
    »Hast du ihn darauf angesprochen?«
    »Nein, niemals!« Man merkte sofort, dass Tómas diese Vorstellung ungeheuerlich fand. »Aber einmal hörte ich zufällig etwas mit. Mein Vater redete mit meiner Mutter, es war viele Jahre nach ihrer Trennung, bei der Hochzeit von Birna Ásgrímsdóttir. Vater leitete den Gottesdienst. Die beiden unterhielten sich darüber, wie kaputt Birna war. Da sagte Vater so etwas wie: ›Kein Wunder,nachdem ihr Vater ermordet wurde.‹ Ich weiß nicht, ob es meiner Mutter auffiel. Sie sagte jedenfalls nichts. An der Art, wie Vater sie daraufhin ansah, merkte ich, dass ihm sein Fehler bewusst wurde. Er bekam aber wohl nicht mit, dass ich alles mithörte.«
    »Das ist nicht gerade ein stichhaltiger Beweis«, sagte Magnus. »Nein«, gab Tómas zu.
    Und genau aus diesem Grund hatte Tómas ihnen diese Geschichte erzählt. Magnus war immer noch nicht überzeugt, dass Tómas nicht doch dabei gewesen war und alles mit angesehen hatte. Aber darauf würde er später noch zurückkommen.
    »Warum hast du Agnar besucht?«
    »Kann ich etwas Wasser haben?«, fragte Tómas.
    Magnus nickte. Zu seiner Überraschung ging Baldur zur Tür und bat um Wasser. Eine Minute später kehrte ein Beamter mit einem Plastikbecher und einem Krug zurück.
    Tómas trank dankbar. Er sammelte sich.
    »Agnar sprach mich an. Wir kannten uns flüchtig, hatten uns auf Partys gesehen, hatten ein, zwei gemeinsame Freunde, so wie das in dieser Stadt ist.«
    Magnus nickte.
    »Wir trafen uns in einem Café.«
    »Café Paris« , sagte Magnus und dachte an sein Gespräch mit Katrín, die die beiden zusammen gesehen hatte.
    Tómas runzelte erstaunt die Stirn.
    »Weiter!«, sagte Magnus.
    »Agnar meinte, ein reicher Amerikaner sei auf ihn zugekommen und wolle Gauks Ring kaufen. Ich stellte mich dumm, Agnar redete weiter. Er sagte, er sei gerade von Hruni zurückgekommen, wo er mit meinem Vater gesprochen habe. Der hätte zwar geleugnet, den Ring zu besitzen, doch glaubte Agnar ihm nicht.«
    »Sagte er, warum nicht?«
    »Ja. Es war lächerlich.« Tómas schmunzelte vor sich hin. »Er meinte, er wüsste es, weil Vater viel jünger aussehe, als er tatsächlichsei. In Gauks Saga ist der Krieger, der diesen Ring trägt, Ulf irgendwas, in Wirklichkeit neunzig Jahre alt, sieht aber viel jünger aus, und Agnars Theorie war, dass der Ring dieselbe Wirkung auf meinen Vater ausübte, ihn also einfach nicht altern ließ.«
    »Ich verstehe«, sagte Magnus. »Das ist ein bisschen weit hergeholt.«
    »Ich weiß. Das Problem war, dass ich ihn auslachte. Leider konnte er in dem Moment darauf schließen, dass ich wusste, wovon er sprach.«
    »Aber du gabst es nicht ausdrücklich zu?«
    »Nein. Dann behauptete er, Vater müsste Dr. Ásgrím ermordet haben. Ich widersprach natürlich. Aber Agnar beharrte darauf. Er war sehr überzeugt von seiner Meinung. Kurzum, er versuchte, mich zu erpressen. Beziehungsweise uns.«
    »Wie denn?«
    »Er sagte, wenn Vater ihm den Ring nicht verkaufen würde – und Agnar versprach, einen hohen Preis dafür zu zahlen –, würde er zur Polizei gehen und alles sagen, alles über den Ring und den Mord an Dr. Ásgrím.«
    »Wie hast du reagiert?«
    »Ich rief Vater an und sagte ihm, was ich von Agnar gehört hatte.«
    »Wie nahm er es auf?«
    »Er wollte nichts davon hören. Wir waren uns einig, wie absurd Agnars Vorstellung war, Vater hätte Dr. Ásgrím umgebracht. Allerdings war Vater ja bewusst, dass ich über den Ring informiert war. Er meinte, wir sollten Agnar zwingen, Farbe zu bekennen. Deshalb ging ich ihn suchen. Zuerst probierte ich es an der Universität, und da meinte ein Student, er sei in seinem Ferienhaus am Þingvellir-See. Das Haus kannte ich sogar, dort hatte ich vor einigen Jahren Agnars Vater interviewt. Wussten Sie, dass er Minister im Kabinett war?«
    Magnus nickte.
    »Also fuhr ich raus zum Þingvellir-See. Ich erzählte Agnar, meinVater habe nicht die geringste Ahnung, wovon er rede. Ich bat ihn, uns nicht länger zu erpressen.«
    »Du batest ihn?«, hakte Magnus nach. »Oder drohtest du ihm?«
    »Ich bat ihn. Ich wies ihn darauf hin, dass seine Auftraggeber mit ziemlicher Sicherheit niemals in den Besitz des Ringes kämen, wenn er das

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