Magnus Jonson 01 - Fluch
nicht«, sagte Ingileif. »Wir können auch spät essen. Ich würde gern wissen, wie es weitergeht. Und außerdem ...«, sie zögerte und errötete, »... würde ich dich gern wiedersehen.«
»Ich weiß nicht, Ingileif.«
»Wieso? Was ist denn, Magnus?«
»Ist nur wegen dieser Frau, Colby. Zu Hause in Boston.«
»Aber ich habe dich doch gefragt, ob du eine Freundin hast! Du hast nein gesagt.«
»Ich hab auch keine.« Magnus versuchte, geradeaus zu denken. »Sie ist meine Ex. Definitiv.«
»Ja, und?«
»Hm ...« Magnus kam ins Schwimmen. Ingileif stand auf dem Bürgersteig und betrachtete ihn. Sie lächelte nicht mehr.
»Was?«
»Bin ich so was für dich wie Lárus?«
»Was?«
»Ich meine, bin ich einfach jemand, den du triffst, wenn du Lust hast ...«
»Wenn ich Lust hab, zu vögeln? Willst du das vielleicht sagen?« Magnus seufzte. »Ich weiß nicht, was ich sagen will.«
»Hör zu, Magnus! Du gehst in ein paar Tagen zurück nach Amerika. Ich würde gern so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen, bevor du gehst. So einfach ist das. Wenn du damit ein Problem hast, dann sag es mir, dann verschwende ich nicht weiter meine Zeit. Hast du damit ein Problem?«
»Ich ...«
»Ach, hör auf! Wenn ich’s recht bedenke, habe ich vielleicht selbst ein Problem damit.« Sie machte auf dem Absatz kehrt. »Ingileif!«
»Männer sind einfach nur Wichser«, murmelte sie in sich hinein und ging zu ihrer Wohnung.
»Nicht wieder so ein beschissener Elf!«
Ungläubig sah Baldur Magnus an, der ihn aus dem Vernehmungszimmer geholt hatte, wo Baldur gerade Tómas Hákonarson bearbeitete. Die Unterbrechung gefiel ihm ganz und gar nicht, widerwillig hatte er sich von Magnus in sein Büro führen lassen. Er hörte genau zu, während Magnus seine Gespräche mit Pastor Hákon und den Schafbauern wiedergab, verlor aber die Geduld, als Magnus auf die Geschichte des alten Mannes über Trolle, Ringe und den verborgenen Mann zu sprechen kam.
»Ich müsste doch der Altmodische von uns beiden sein. Stattdessen muss ich mir von dir diesen Schwachsinn über Elfen und Trolle anhören!«
»Das war natürlich kein Elf«, sagte Magnus. »Es war Tómas. Er war mit dreizehn Jahren schon sehr groß.«
»Und der Ring? Willst du mir jetzt erzählen, dass der Pastor einen alten Ring trug, der Odin oder Thor oder sonst einem Gott gehörte?«
»Ich weiß nicht, ob der Ring echt ist«, gab Magnus zurück. »Und eigentlich ist es auch egal. Ausschlaggebend ist, dass eine kleine Gruppe von Menschen diesen Ring vor siebzehn Jahren wichtig fand. Wichtig genug, um dafür zu töten.«
»Ach, wir klären also noch ein anderes Verbrechen auf, ja? Einen Todesfall aus dem Jahr 1992! Nur war das leider kein Verbrechen, sondern ein Unfall. Es gab eine Ermittlung: Wir wissen, dass es ein Unfall war.«
Magnus lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Lass mich mit Tómas reden.«
»Nein.«
»Ich habe mit seinem Vater gesprochen.«
Baldur schüttelte den Kopf. »Vigdís hätte merken müssen, dass es Vater und Sohn sind.«
»Hákon ist nicht gerade ein seltener Name«, sagte Magnus. »Wir haben Dutzende von Zeugen befragt; ich wette, dass mindestens fünf von denen einen Vornamen haben, der wiederum der Name des Vaters eines anderen ist. Vigdís wusste nicht, dass Tómas in Fluðir aufgewachsen war, es gab keine augenfällige Verbindung.«
»Sie hätte es nachprüfen müssen«, beharrte Baldur.
Vielleicht hatte er da recht, aber Magnus wollte sich nicht länger darum streiten. »Ich kann Tómas sagen, die Bauern hätten ihn im Schneesturm gesehen. Ich kann sagen, wir wüssten, dass er da war.«
»Nein, habe ich gesagt.«
Sie saßen schweigend da und starrten sich an. Dann grinste Magnus. »Wir beide hatten ja nicht gerade den besten Anfang miteinander.«
»Das kannst du wohl laut sagen.«
»Aber gib mir doch einfach nur zwanzig Minuten. Du kannst gern dabei sein. Dann merkst du ja, ob wir vorankommen, ob es irgendwas gibt, wo wir nachhaken können. Wenn ich nichts erreiche, haben wir zwanzig Minuten verloren, mehr nicht.«
Baldurs Mundwinkel zeigten nach unten, die Skepsis war ihm in das lange Gesicht geschrieben. Aber er dachte nach.
Dann atmete er tief durch. »Okay«, sagte er. »Zwanzig Minuten. Los!«
Tómas Hákonarson wirkte erschöpft, genau wie seine Anwältin, eine unauffällige Frau um die dreißig.
Baldur stellte Magnus vor. Tómas taxierte ihn mit seinen müden Augen.
»Keine Sorge, ich will mit dir nicht über Agnar sprechen«,
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