Magnus Jonson 01 - Fluch
herausfinden können. Tómas Hákonarson war in Haft wegen des Mordes an Agnar, es gab Beweise, dass er am fraglichen Abend am Þingvellir-See gewesen war, doch die Polizei tat Gerüchte über magische Ringe als Mythologie ab.
Schwachköpfe!
Isildur und Gimli warteten im Hótel Borg auf einen Anruf von Axel. In zwei verschiedenen Räumen. Obwohl sie in der virtuellen Welt eine enge Bindung zueinander aufgebaut hatten, besaßen sie in der Wirklichkeit nur wenig Gemeinsamkeiten. Isildur las noch einmal die Völsunga-Saga, während sich Gimli die Wiederholung eines Handballspiels ansah. Er hatte behauptet, wenn er im Ausland sei, schaue er sich gern den Sport der Einheimischen im Fernsehen an.
Isildurs Handy klingelte. Er warf einen Blick aufs Display: Es war Axel.
»Ich hab sie gefunden«, sagte der Detektiv.
»Wo ist sie denn?«
»In ihrer Wohnung.«
»Super! Fahren wir hin und unterhalten uns mit ihr.«
»Ich hole euch in fünf Minuten ab.«
Isildur ging zu Gimli, zusammen warteten sie vor dem Hotel. Der Platz war menschenleer, nur einige Tauben flatterten umher. Das Parlamentsgebäude befand sich an der Südseite, ein robuster Bau aus geschwärztem Stein. Er war ein wenig kleiner als die Zweigstelle von Isildurs Hausbank in Trinity County und stand neben der wohl kleinsten Kathedrale der Welt.
Axel fuhr in seiner alten Klapperkiste vor, Isildur und Gimli zwängten sich hinein. Kurz darauf standen sie vor dem Haus, in dem Ingileif wohnte. Isildur ergriff die Initiative und drückte auf die Klingel.
Eine hübsche Blondine öffnete die Tür und lächelte vorsichtig.
»Hi«, sagte Isildur voller Zuversicht, dass sie Englisch sprechen würde. »Ich heiße Lawrence Feldman. Ich bin derjenige, der unbedingt Ihre Saga kaufen wollte. Dürfen wir hereinkommen?«
Das schwache Lächeln verschwand. »Nein, dürfen Sie nicht«, sagte Ingileif. »Gehen Sie bitte. Ich möchte nichts mit Ihnen zu tun haben.«
»Ich wäre immer noch bereit, einen sehr hohen Preis für die Saga zu zahlen, Miss Ásgrímsdóttir.«
»Darüber werde ich mich nicht mit Ihnen unterhalten.«
Isildur war hartnäckig. »Und wenn Sie zufällig wissen sollten, wo sich der Ring selbst befindet, werde ich Sie für diese Informationen ebenfalls bezahlen. Oder für den Ring, falls Sie ihn selbst haben.«
»Fuck off !«, sagte Ingileif in forschem Englisch und schlug Isildur die Tür ins Gesicht.
»Lustig. Genau das hat ihr Bruder auch gesagt«, meinte Gimli schmunzelnd.
Doch Isildur fand das gar nicht komisch. Er hatte mit einem Durchbruch bei Ingileif gerechnet. Seiner Erfahrung nach bekam man normalerweise, was man haben wollte, wenn man nur mit genügend Geld winkte.
Anscheinend jedoch nicht in Island.
Sie überquerten die Straße, gingen zurück zum Auto.
»Und jetzt?«, fragte Gimli.
»Kennen Sie sich mit elektronischer Überwachung aus, Axel?«, fragte Isildur.
»Was meinen Sie damit?«
»Abhörsysteme. Wanzen in Telefonen und so weiter.« »Das ist verboten«, sagte Axel.
»Das ist das Überqueren der Straße auch, und wir haben es trotzdem gerade gemacht. Wichtig ist bloß, dass man sich nicht erwischen lässt.«
»Die Straße zu überqueren ist in Island nicht verboten«, bemerkte Axel.
»Egal«, meinte Isildur. »Ich will wissen, wie viel diese Frau weiß. Und wenn sie uns das nicht sagen will, müssen wir selbst dahinterkommen.«
»Aha«, sagte Axel.
»Das ist natürlich mit einem Risiko verbunden. Was bedeutet, dass Sie einen gewissen Zuschlag bekommen müssen. Einen Risikozuschlag.«
»Ich schaue mal, was ich tun kann.«
Árni fuhr zurück zu seiner Wohnung. Er war hundemüde, eigentlich zu müde zum Autofahren. Beinahe wäre er auf einen Lieferwagen aufgefahren, der plötzlich vor ihm an einer Ampel hielt.
Seine Gedanken kreisten um den Fall und um das, was Magnus ihm erzählt hatte. Irgendetwas passte nicht ganz zusammen, er stolperte darüber. Doch erst, als er in seiner Wohnung war und sich eine Tasse Kaffee kochte, wurde ihm klar, was da nicht stimmte.
Ach, du lieber Himmel! Er hatte schon wieder einen Fehler gemacht!
Árni war stark versucht, die Sache einfach zu vergessen, ins Bettzu kriechen und darauf zu vertrauen, dass Magnus und Baldur von selbst darauf kämen.
Aber das konnte er nicht tun. Er musste mit einigen Leuten reden. Und zwar auf der Stelle. Wenn er Glück hätte, würde seine Vermutung widerlegt. Wahrscheinlich lag er ohnehin falsch, war ja meistens so. Aber er musste die Sache
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