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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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der Seite waren weitere Gärten. Er rannte nach rechts und sprang über einen fast zwei Meter hohen Zaun. Als er seinen Körper hinüberhievte, fiel der nächste Schuss.
    Nein, Magnus würde nicht vor diesem Kerl davonlaufen. Er wollte ihn erwischen.
    Ein Flutlicht erstrahlte, blendete Magnus. Der Garten grenzte an das Grundstück eines wohlhabenderen Hauses. Magnus sah sich nach einem Versteck um.
    Noch bevor das Flutlicht angesprungen war, hatte Magnus gesehen, dass er ein paar Meter entfernt von einem Zaun stand, der die Grenze zum nächsten Garten bildete. Er lief schnurstracks darauf zu und bückte sich vor dem Zaun. So hockte er in der Dunkelheit. Bei dem blendenden Licht konnte der Mann ihn auf keinen Fall sehen.
    Der Fremde sprang über den Zaun. Er hielt inne und lauschte. Stille.
    Magnus hechelte, rang nach Luft. Er schluckte, versuchte, seinen Atem in den Griff zu bekommen, damit er keinen Laut von sich gab.
    Der Fremde stand reglos da, spähte in den Garten. Magnus wurde klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der andere hörte die Stille. Er hörte, dass niemand lief.
    Er wusste, dass Magnus im Garten war.
    Magnus hatte vorgehabt, sich von hinten auf den Kerl zu stürzen, wenn der durch den Garten lief. Das würde aber nicht funktionieren.
    Eine Sekunde lang sah der Mann Magnus direkt ins Gesicht. Magnus rührte sich nicht und betete, dass seine Theorie mit dem Licht tatsächlich stimmte. Sie tat es.
    Vorsichtig untersuchte der Mann das nächstliegende Gebüsch. Dann noch eins. Anschließend stand er wieder still und lauschte.
    Das Flutlicht reagierte auf Bewegung. Keine Bewegung, kein Licht. Es erlosch.
    Magnus wusste, dass er ein, zwei Sekunden Zeit hatte, bis sich die Augen des anderen an die Dunkelheit gewöhnten. Auch war ihm klar, dass der Mann, würde Magnus geradeaus davonlaufen, in Richtung des Geräusches schießen und ihn treffen würde. Deshalb lief er einige Schritte vor und wich dann nach links aus, wie ein Fullback, der sich durch die Verteidigung wand.
    Ein Schuss ertönte. Die Flamme im Lauf erleuchtete das Gesicht des Fremden für den Bruchteil einer Sekunde.
    Er zog die Waffe nach links, richtete sie direkt auf Magnus, ziemlich weit oben.
    Magnus duckte sich und warf sich wie ein Quarterback dem Mann vor die Füße. Noch ein Schuss. Ein bisschen zu hoch, der Mann fiel hin.
    Magnus wand sich und griff nach der Hand mit der Waffe. Er umklammerte den Lauf und drehte ihn in Richtung des Mannes. Noch ein Schuss, darauf das Geräusch zersplitternden Glases vom Haus her. Ein befriedigendes Knacken und ein Schrei, als der Daumen brach, eingeklemmt im Abzugbügel. Mit der freien Hand griff der Fremde nach Magnus’ Gesicht, tastete nach seinen Augen. Magnus machte einen Buckel und entriss dem anderen die Waffe, sprang wieder auf die Füße.
    Er stieß dem Mann die Pistole ins Gesicht.
    Am liebsten hätte er abgedrückt; die Versuchung war riesen groß. Aber er wusste, dass es nur zu Schwierigkeiten führte.
    »Aufstehen!«, schrie er auf Englisch. »Aufstehen, oder ich puste dir den Kopf weg!«
    Beide erhoben sich langsam, beäugten sich, atmeten schwer. »Die Hände hoch! Hier rüber!«
    Magnus hörte Menschen im Haus rufen. »Holt die Polizei!«, rief er auf Isländisch.
    Er schubste den Mann am Haus entlang bis zur Straße, warf ihn gegen die Wand, das Gesicht auf das Wellblech gepresst. Jetzt hatte er ein Problem. Er wollte sich um Árni kümmern, konnte aber nicht riskieren, den Mann unbewacht zu lassen.
    Wieder erwog er, dem Typ das Hirn wegzublasen. Er konnte sich kaum beherrschen.
    Keine gute Idee.
    »Umdrehen!«, sagte er, und als sich der Fremde zu ihm um drehte, nahm Magnus die Waffe in die linke Hand und versetzte dem Mann mit rechts einen Kinnhaken.
    Der Schmerz schoss durch seine Hand, aber der Mann sackte in sich zusammen. Ausgeknockt.
    Magnus kniete sich neben Árni. Er lebte, seine Augenlider flatterten, er atmete in kurzen Stößen. Er blutete aus einem Loch inder Brust. Aber es fehlte das grässliche pfeifende Geräusch eines Lungendurchschusses.
    »Ist schon gut, Árni. Das wird schon wieder. Mach mal halblang, Junge. Ist alles nicht so schlimm.«
    Árnis Lippen bewegten sich.
    »Psst«, machte Magnus. »Sei ruhig. Wir haben gleich einen Krankenwagen hier.«
    Die Polizei war verständigt worden, man hörte die näher kommenden Sirenen.
    Aber Árnis Lippen bewegten sich weiter. »Magnus, hör zu«, flüsterte er auf Englisch.
    Magnus schob sich ganz nah an Árnis Gesicht

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