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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Kreisen, Kinder von Isländern, die zum Studium nach Dänemark gegangen waren und sich dort einen Familiennamen zugelegt hatten.
    Aber irgendwie waren ja alle Isländer miteinander verwandt. Diese Gesellschaft war mehr eine Genpfütze als ein Genpool. »Danke«, erwiderte Magnus.
    »Du wirst der Einheit des Nationalen Polizeichefs angehören, aber wenn du nicht an der Polizeiakademie bist, wirst du deinen Schreibtisch hier bei uns haben. Ich habe die Initiative des Polizeichefs ausdrücklich unterstützt, dich herzuholen, und ich glaube, du wirst uns bei der aktuellen Ermittlung eine große Hilfe sein.«
    »Das hoff e ich.«
    Þorkell überlegte. »Inspektor Baldur ist ein hervorragender und sehr erfolgreicher Kriminalist. Er setzt gern auf erprobte Techniken, die sich in Island bewährt haben. Es läuft darauf hinaus, dass in einem so kleinen Land immer einer jemanden kennt, der den Täter kennt. Aber da sich die Qualität von Verbrechen in diesem Land verändert, müssen sich die Methoden der Verbrechensbekämpfung anpassen, und deshalb bist du hier. Flexibilität ist vielleicht nicht gerade Baldurs Stärke. Aber hab keine Angst, deine Meinung zu äußern. Wir wollen sie hören, das kann ich dir versichern.«
    Magnus lächelte. »Verstehe.«
    »Gut. So, jemand aus dem Stab des Polizeichefs wird sich heute Vormittag mit dir in Verbindung setzen wegen Entlohnung, Unterkunft und so weiter. In der Zwischenzeit wird Árni dir einen Schreibtisch, ein Telefon und einen Computer besorgen. Hast du noch Fragen?«
    »Ja, eine. Kann ich eine Waffe e tragen?«
    »Nein«, sagte Þorkell. »Auf gar keinen Fall.«
    »Ich bin es nicht gewohnt, ohne herumzulaufen«, entgegnete Magnus.
    »Du wirst dich daran gewöhnen müssen.«
    Sie schauten sich kurz an. Nach Magnus’ Ansicht brauchte ein Polizist eine Polizeimarke und eine Waffe. Die Schwierigkeiten mit der Marke konnte er einsehen. Aber er brauchte unbedingt eine Pistole.
    »Wie komme ich an einen Waffenbesitzschein?«
    »Gar nicht. Niemand in Island hat eine Waffe, zumindest keine Handfeuerwaffe. Seit 1968 ein Mann erschossen wurde, sind sie verboten.«
    »Willst du damit behaupten, dass es bei euch keine im Schießen ausgebildeten Polizeibeamten gibt?«
    Þorkell seufzte. »Es gibt ein paar an der Polizeiakademie. Wir haben auch einige bewaffnete Kollegen in der Wikingereinheit – so nennen wir unser Sondereinsatzkommando. Du kannst gern am Schießstand in der Akademie üben, aber wir können dir nicht gestatten, außerhalb davon eine Waffe zu tragen. Das machen wir hier einfach nicht.«
    Magnus war versucht, etwas zum Thema Flexibilität und freie Meinungsäußerung zu sagen, war aber dankbar für die Unterstützung des Hauptkommissars und wollte ihn nicht unnötig gegen sich aufbringen, deshalb dankte er ihm nur erneut und ging.

    Árni wartete draußen. Er führte Magnus in ein Großraumbüro mit dem Schild »Gewaltverbrechen« an der Tür. Zwei oder dreider Beamten, die Magnus bei der Besprechung gesehen hatte, saßen am Telefon oder vorm Computer, die anderen waren bereits unterwegs und befragten mögliche Zeugen. Magnus’ Schreibtisch stand genau gegenüber von Árnis. Das Telefon funktionierte, und Árni versicherte ihm, dass ein Mitarbeiter aus der IT-Abteilung ihm im Laufe des Vormittags sein Passwort geben würde.
    Árni ging zum Kaffeeautomaten und kehrte mit zwei Bechern zurück. Der Junge hatte Potenzial.
    Magnus nippte an seinem Kaffee und dachte über Agnar nach. Er wusste noch nicht viel über den Professor, ihm war nur bekannt, dass er verheiratet und Vater von zwei Kindern war. Magnus dachte an die beiden Kinder, die mit dem Wissen aufwachsen würden, dass ihr Vater ermordet worden war, an die erschütterte Ehefrau, die sich mit dem Zusammenbruch ihrer Familie abfinden musste. Die drei sollten irgendwann erfahren, wer Agnar aus welchem Grund getötet hatte, und sie sollten wissen, dass der Mörder bestraft wurde. Sonst – nun, sonst würden sie enden wie Magnus.
    Das altbekannte Verlangen stieg wieder in ihm auf. Auch wenn Magnus die Familie noch nicht kennengelernt hatte, sie vielleicht nie treffen würde, konnte er ihr eines versichern: Er würde Agnars Mörder finden.
    »Hast du dich schon entschieden, wo du in Reykjavík wohnen willst?«, fragte Árni und trank seinen Kaffee.
    »Nein, nicht richtig«, entgegnete Magnus. »Das Hotel ist ganz in Ordnung, denk ich.«
    »Aber da kannst du doch nicht die ganze Zeit wohnen, solange du hier bist!«
    Magnus

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