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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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musste. Wie Magnus vermutet hatte, stammten die Steinfragmente in der Kopfwunde von der Straße, nicht vom Grund des Sees.
    Das Blut des Opfers wies Spuren von Kokain und Alkohol auf, doch reichte es nicht annähernd für eine Vergiftung. Das Fazit der Rechtsmedizin lautete, das Opfer sei mit einem Stein auf den Hinterkopf geschlagen worden, bewusstlos hingefallen und zum See geschleppt worden, wo es ertrank. Keine große Überraschung.
    Baldur und Vigdís hatten Andrea befragt. Sie hatte zugegeben, seit ungefähr einem Monat eine Affäre mit Agnar gehabt zu haben. Sie war völlig verrückt nach ihm, hatte ihn fast schon ein Jahr lang zu verführen versucht, bis es ihr endlich nach einer alkoholseligen Studentenparty gelungen war. Sie hatte ein Wochenende mit ihm im Ferienhaus verbracht. Tatsächlich stimmten ihre Fingerabdrücke mit einer der zwei noch nicht identifizierten Spuren überein.
    Andrea sagte aus, dass Agnar große Angst gehabt hätte, seine Frau könnte herausfinden, dass er ein Doppelleben führte. Als sie ihn vier Jahre zuvor mit einer Studentin ertappt hätte, habe er ihr geschworen, treu zu bleiben, und sein Wort auch gehalten – bis Andrea kam. Sie hatte den Eindruck, Agnar habe Angst vor seiner Frau.
    Magnus erklärte kurz die Theorie, Isildur sei der Spitzname eines Herr der Ringe -Fans und Steve Jubb sei selbst Tolkienianer. Ein, zwei Leute am Tisch machten ein etwas betretenes Gesicht. Vielleichtwar Árni nicht der Einzige, der den Film Der Herr der Ringe gesehen hatte.
    Baldur reichte eine Liste mit Einträgen aus Agnars Terminkalender herum: Daten, Zeitangaben und Namen der Personen, die er getroffen hatte, zum Großteil Kollegen und Studenten. Vor drei Wochen war er in Schweden auf einem zweitägigen Kongress der Universität von Uppsala gewesen. Und ein Nachmittag in der vergangenen Woche war mit dem Wort »Hruni« ausgefüllt.
    »Hruni ist in der Nähe von Fluðir, oder?«, fragte Baldur.
    »Nur ein paar Kilometer weiter«, sagte Rannveig, die stellvertretende Staatsanwältin. »Ich war schon mal da. Da gibt’s nur die Kirche und einen Bauernhof.«
    »Vielleicht ist mit dem Wort der Tanz gemeint und nicht der Ort«, warf Baldur ein. »Ist an dem Nachmittag irgendetwas eingestürzt? Gab es ein Unglück?«
    Magnus hatte schon von Hruni gehört. Im siebzehnten Jahr hundert war der Pastor von Hruni für die wilden Feste bekannt gewesen, die er Weihnachten in seiner Kirche feierte. Eines Weihnachtsabends hatte man den Teufel draußen herumlungern sehen, und am nächsten Morgen war die Kirche samt Gemeinde vom Erdboden verschluckt. So hatte der Ausdruck »Hruni-Tanz« Eingang in die Sprache gefunden, als Bezeichnung für etwas, das in sich zusammenfiel.
    »Der kleine Junge, der so früh starb, stammte aus Fluðir«, sagte Vigdís. »Ísildur Ásgrímsson. Und das hier ist seine Schwester.« Sie tippte auf einen Namen aus der Terminliste. »Ingileif Ásgrímsdóttir, 6. April, 14.30 Uhr. Zumindest glaube ich, dass sie die Schwester des Kleinen ist. Ich kann noch mal nachsehen.«
    »Mach das«, sagte Baldur. »Und wenn du recht hast, mach sie ausfindig und befrage sie. Wir gehen davon aus, dass Isildur ein Ausländer ist, aber wir müssen für alles offenbleiben.«
    Er nahm ein Blatt Papier vom Tisch. »Wir haben Steve Jubbs Hotelzimmer durchsucht, und die Spurensicherung untersucht seine Kleidung. Auf seinem Handy haben wir zwei interessanteeingegangene Nachrichten gefunden. Zumindest glauben wir, dass sie interessant sein könnten, wir wissen es noch nicht. Schaut euch mal die Niederschrift an!«
    Er reichte das Blatt herum, auf das zwei kurze Sätze getippt waren. Sie waren in einer Sprache verfasst, die Magnus nicht kannte, nicht einmal ansatzweise. »Weiß jemand, was das ist?«, fragte Baldur.
    Kopfschütteln und Stirnrunzeln am Tisch. Einer schlug zögernd Finnisch vor, aber ein anderer beteuerte, das sei es auf keinen Fall. Magnus fiel auf, dass Árni wieder unbehaglich auf seinem Stuhl herumrutschte.
    »Árni?«, fragte er.
    Der junge Kollege warf Magnus einen bösen Blick zu und schluckte. Sein Adamsapfel hüpfte. »Elbisch«, sagte er ganz leise. »Was?«, hakte Baldur nach. »Lauter!«
    »Das könnte Elbisch sein. Ich meine, Tolkien hat verschiedene elbische Sprachen erfunden. Das hier könnte eine davon sein.«
    Baldur barg den Kopf in den Händen und funkelte seinen Untergebenen böse an. »Du willst mir doch nicht weismachen, dass das huldufólk dahintersteckt, Árni,

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