Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
und allein zerstört werden, wenn man ihn zum Schicksalsberg brachte, einem Vulkan in der Mitte von Mordor, Saurons dunklem Reich, und ihn in das Feuer des Berges warf. Dies war die Aufgabe von Bilbos Neffen, einem Hobbit namens Frodo.
    Minshall behauptete, die Eigenschaften des Rings zeigten, dass Tolkien sich von Wagners Ring -Zyklus habe inspirieren lassen, in dem sich die Götter um den Ring streiten, um die Welt zu beherrschen.
    Diese These löste beim modernen Isildur fast einen Nervenzusammenbruch aus.
    Er zitierte Tolkien persönlich, der jede Verbindung zu Wagner abgestritten und verkündet hatte: »Beide Ringe sind rund, und damit hört die Ähnlichkeit auf.« Dann ließ sich Isildur lang und breit über das Thema aus und untermauerte seine These mit Zitaten aus der Völsunga-Saga und der Prosa-Edda, beide im Island des dreizehnten Jahrhunderts verfasst. Er behauptete, Tolkien hätteschon als Schüler die Völsunga-Saga gelesen, sie hätte ihn zeit seines Lebens inspiriert.
    In beiden Quellen wird beschrieben, wie die drei Götter Odin, Hönir und der gerissene Loki bei einer Wanderung auf einen Wasserfall stießen, wo ein Zwerg namens Andwari in Gestalt eines Hechts fischte. Loki fing ihn und stahl ihm seinen Goldschatz. Andwari versuchte, seinen magischen Ring zu verbergen, aber Loki entdeckte ihn und drohte, wenn der Zwerg ihm nicht den Ring gebe, würde er ihn zu seiner Tochter Hel schicken, der Göttin des Todes. Andwari belegte den Ring mit einem Fluch und verwandelte sich in einen Felsen. Im weiteren Verlauf der Saga gelangte der Ring von einer Person zur nächsten und sorgte für Mord und Totschlag, wo auch immer er gerade war. Isildur schien der Ansicht zu sein, dass sowohl J. R. R. Tolkien als auch Richard Wagner die Völsunga-Saga gelesen hatten, und erklärte damit die Parallelen zwischen beiden Geschichten.
    Auf diese Abhandlung von Isildur folgten noch erhitztere Kommentare, es ging hin und her, bis ein dritter Verfasser auftauchte und Tolkien als Lügner und Plagiator beschimpfte. Daraufhin taten sich Minshall und Isildur zusammen, um ihren Helden zu verteidigen, und das Thema wurde begraben.
    Magnus hatte den Verdacht, dass es sich um denselben Isildur handelte, der mit Steve Jubb zusammenarbeitete; beide interessierten sich für die Völsunga-Saga. Praktischerweise gab es auf der Website einen Link zu der E-Mail-Adresse der Leute, die dort Kommentare posteten. Isildurs Adresse deutete auf einen Provider aus den USA hin. Die Frage war: Wie konnte Magnus herausfinden, wer Isildur war?
    Eventuell würde er ja antworten, wenn Magnus ihn in einer E-Mail bat, der Polizei von Reykjavík bei einer Mordermittlung zu helfen. Viel größer allerdings war die Gefahr, dass Isildur Wind davon bekam, was die Polizei in Island im Schilde führte, und komplett verstummte.
    Im Vorjahr war Magnus an der Ermittlung in einem Fall beteiligtgewesen, bei dem es um die Vergewaltigung und Ermordung einer Frau im bürgerlichen Vorort Brookline ging. Sie hatte anonyme E-Mails von einem Stalker bekommen. Mit Hilfe eines jungen Technikers namens Johnny Yeoh aus der IT-Abteilung hatte Magnus die IP-Adresse des Computers ausfindig machen können, von dem die Nachrichten abgeschickt worden waren, obwohl der Absender zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen zum Verschleiern seiner Identität getroffen hatte. Es stellte sich heraus, dass es der Nachbar der Frau war. Jetzt saß er lebenslang in Cedar Junction.
    Magnus hatte Isildurs E-Mail-Adresse. Er musste nichts weiter tun, als eine Antwort von ihm zu provozieren, dann würde der Header die IP-Adresse von Isildurs Computer verraten.
    Er dachte eine Weile nach und tippte dann:

    Hi, Isildur,
    Deinen Kommentar zur Völsunga-Saga fand ich sehr interessant. Wo gibt es die zu lesen?
    Matt Johnson

    Eine schlichte, wenn auch etwas einfältige Frage, die zu beantworten Isildur nur wenige Sekunden kosten würde. Den Versuch war es wert.
    Das Problem bei der Mail-Korrespondenz war, dass man nie wusste, wie lange es dauerte, bis die Antwort eintraf. Es konnte eine Minute, eine Stunde, einen Tag oder einen Monat dauern. In der Zwischenzeit erkundigte sich Magnus, wie Árni vorankam. Er hatte Erfolg gehabt, hatte einen Dozenten für Linguistik an der Universität von New South Wales ausfindig gemacht, der sich als Experte für Tolkiens erfundene Sprachen bezeichnete, von denen es angeblich vierzehn gab. Wie Magnus hatte Árni eine E-Mail an den Australier geschickt und wartete nun auf

Weitere Kostenlose Bücher