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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Südseeinsel erinnerte.
    »Das ist meine Schwester Katrín«, sagte Árni. »Das ist Magnus. Ein amerikanischer Freund von mir. Er weiß nicht, wo er in Reykjavík wohnen soll, deshalb habe ich dich vorgeschlagen.«
    Katrín rieb sich die Augen und hatte Mühe, sich auf Magnus zu konzentrieren. Ihr Oberteil war mehr ein Unterhemd als ein T-Shirt, eine kleine Brust schaute unter dem Stoff hervor. Katrín hatte ziemlich viel Ähnlichkeit mit Árni: Sie war ebenfalls groß, schmal und dunkel, doch während er weiche Gesichtszüge hatte, waren die seiner Schwester scharf geschnitten. Sie hatte eine blasse Hautfarbe, kantige Wangen- und Kieferknochen, dichtes, kurzes schwarzes Haar und große dunkle Augen.
    »Hi«, sagte sie. »Wie geht’s?« Ihr Englisch hatte einen britischen Akzent.
    »Gut«, antwortete Magnus. »Und dir?«
    »Auch gut«, murmelte sie.
    »Wollen wir uns hinsetzen und ein bisschen reden?«, fragte Árni.
    Katrín betrachtete Magnus, musterte ihn von oben bis unten. »Nee. Er ist okay. Ich gehe wieder ins Bett.« Mit diesen Worten verschwand sie in einem Zimmer, das vom Flur abging.
    »Sieht aus, als hättest du die Aufnahmeprüfung bestanden«, sagte Árni. »Komm, ich zeig dir dein Zimmer!« Er führte Magnus eine schmale Treppe hinauf. »Früher wohnten hier unsere Großeltern. Jetzt gehört das Haus uns beiden. Das Zimmer im ersten Stock vermieten wir. Hier ist es.«
    Sie betraten einen kleinen Raum mit den notwendigsten Möbeln: einem Bett, einem Tisch, zwei Stühlen. Es gab zwei Fenster; durchdas eine fiel blasses Abendlicht, durch das andere konnte Magnus über eine Seitenstraße bis in die glitzernde Bucht sehen. »Schöne Aussicht«, bemerkte er.
    »Gefällt dir das Zimmer?«
    »Was ist mit dem Vormieter passiert?«
    Árni wurde verlegen. »Haben wir verhaftet. Letzte Woche.« »Aha. Betäubungsmittel?«
    »Amphetamine. Kleiner Dealer.«
    »Verstehe.«
    Árni hustete. »Ich wäre dir dankbar, wenn du ein Auge auf Katrín haben würdest. Unauffällig natürlich.«
    »Wird sie das nicht nerven? Ich meine, hat sie Lust darauf, mit einem Cop zusammenzuwohnen?«
    »Wir müssen ihr doch nicht sagen, was du beruflich machst, oder was meinst du? Werde auch Hauptkommissar Þorkell nichts davon sagen, dass du hier wohnst.«
    »Hätte Onkel Þorkell etwas dagegen?«
    »Sagen wir einfach, dass Katrín nicht unbedingt seine Lieblingsnichte ist.«
    »Wie hoch ist die Miete?«
    Árni nannte einen moderaten Betrag. »Vor einem Jahr wäre sie noch doppelt so hoch gewesen«, versicherte er Magnus.
    »Das glaube ich dir.« Magnus grinste. Ihm gefielen das kleine Zimmer, das winzige Haus und der Ausblick, ihm gefiel sogar die sonderbare Schwester. »Ich nehme es.«
    »Super«, sagte Árni. »So, und jetzt holen wir deine Sachen aus dem Hotel.«
    Es dauerte nicht lange, Magnus’ Tasche zum Haus zu bringen, und nachdem Árni dafür gesorgt hatte, dass Magnus gut untergebracht war, fuhr er davon. Von Katrín war nichts zu sehen oder zu hören.
    Magnus trat auf die Straße. Er orientierte sich mit Hilfe eines Stadtplans und ging einen Häuserblock die Straße hinunter, dann nahm er eine Querstraße. Der Himmel war klarer geworden, nurüber dem Buckel aus Fels und Schnee, dem Berg Esja, hing ein schmaler Wolkenstreifen. Langsam erkannte Magnus ein Muster: mehrmals am Tag stieg die unterste Wolkenschicht am Berg auf und ab, je nach Wetterlage. Die Luft war klar und frisch. Um halb neun war es noch hell.
    Er fand die gesuchte Straße und bummelte langsam hindurch, betrachtete jedes einzelne Haus. Vielleicht würde er es nach so vielen Jahren nicht mehr wiedererkennen. Das Dach könnte eine andere Farbe haben. Doch als er dem Straßenverlauf über einen kleinen Hügel folgte, erblickte er es: das kleine Haus mit dem strahlend blauen Dach aus seiner Kindheit.
    Er blieb davor stehen. Der alte Mehlbeerbaum stand immer noch da, nur war jetzt einer der Äste mit einem Seil gesichert. Eine gute Idee. Ein schlaff er Fußball lag in einem Beet voller Narzissen, die kurz vor der Blüte standen. Magnus freute sich, dass hier Kinder wohnten; wahrscheinlich waren die meisten Häuser in dieser Gegend inzwischen von jungen Pärchen bewohnt. Stolz stand ein großer Mercedes-Geländewagen mit zwei Kindersitzen vor dem Haus. Ein anderes Kaliber als der alte VW Käfer von Magnus’ Vater.
    Er schloss die Augen. Trotz der Verkehrsgeräusche hörte er in Gedanken seine Mutter, die Óli und ihn zu Bett rief. Magnus lächelte.
    Dann wurde die

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