Magnus Jonson 01 - Fluch
Krieger und machte reiche Beute. Nach ungezählten Abenteuern kehrte er als wohlhabender Mann zum Hause Gandalfs zurück.
Ísildur verkündete Gandalf, er wolle nach Island zurückgehen. Gandalf zahlte ihm die Entschädigung, die dem Jungen für den Tod des Vaters zustand, dazu Trandils Erbe. Doch in der Nacht, bevor Ísildur in See stechen sollte, sagte Gandalf, er habe ihm noch etwas zu geben. Und zwar etwas, das in einer kleinen Truhe verschlossen sei.
In der Truhe befand sich ein alter Ring.
Gandalf erklärte, Trandil habe den Ring bei einem Raubzug in Friesland erbeutet, wo er gegen den berühmten Stammesführer Ulf Beinstutzer kämpfte. Ulf Beinstutzer war neunzig Jahre alt, wirkte aber nicht älter als vierzig und war immer noch ein furchterregender Streiter. Nach langem Kampf streckte Trandil ihn nieder. Er erblickte den Ring an Ulf Beinstutzers Hand und schnitt ihm den Finger ab.
Obwohl Ulf Beinstutzer im Sterben lag, lächelte er. »Ich spreche dir meinen Dank aus, weil du mich von einer großen Last befreit hast. Ich habe diesen Ring vor siebzig Jahren im Rhein gefunden und seither jeden Tag getragen. Ich habe im Kampf große Siege und Wohlstand errungen. Doch obgleich ich den Ring trage, erscheint es mir, als habe der Ring mich in seinem Besitz. Er wird dir große Macht verleihen, aber er wird dir auch den Tod bringen. Jetzt kann ich endlich in Frieden sterben.«
Trandil betrachtete den Ring. Er hatte eine Inschrift aus Runen:»Der Ring des Andwari«. Ísildur wollte Ulf noch Näheres über den Ring fragen, doch als er zu Boden sah, war Ulf bereits tot. Er trug ein Lächeln im Gesicht; jetzt war er nicht mehr der große Krieger, sondern ein runzliger alter Mann.
Gandalf erzählte Ísildur die Legende des Rings. Einst gehörte er einem Zwerg namens Andwari, der immer bei den Wasserfällen fischte. Odin und Loki, zwei Götter, stahlen Andwari den Ring, zusammen mit einem Goldschatz. Der Zwerg belegte den Ring mit einem Fluch, er solle seinen Träger in Besitz nehmen und ihn mit seiner Macht zerstören. So solle es immer weitergehen, bis der Ring heim zu Hel gebracht würde.
Weil Odin, der oberste Gott, den Sohn eines Mannes namens Hreidmar getötet hatte, musste er ihm den Ring widerwillig zur Wiedergutmachung überlassen. Doch der Ring hatte Odin gewaltige Macht verliehen. In den nächsten Jahren kam der Ring in den Besitz verschiedener Hüter, die alle von ihm verdorben wurden, darunter auch Hreidmars Sohn Fafnir, der zu einem Drachen wurde, der Held Sigurd, die Walküre Brynhild und Sigurds Söhne Gunnar und Högni. Wohin der Ring auch gelangte, er zog eine Spur von Verrat und Mord hinter sich her, bis er schließlich von Gunnar in den Rhein geworfen wurde, damit er ihn nicht seinem Schwiegervater Atli geben musste.
Dort lag er jahrhundertelang, bis Ulf Beinstutzer ihn fand.
Als Trandil mit dem Ring nach Norwegen zurückkehrte, war er ein veränderter Mann: verschlossen, durchtrieben und selbstsüchtig. Unablässig verhöhnte er Erlendur und griff ihn eines Abends im Rausch an. Erlendur tötete ihn mit einem glücklichen Hieb.
Erlendur wollte den Ring an sich nehmen, doch Gandalf beanspruchte ihn für sich. Noch am selben Abend streifte er ihn über. Sofort fühlte er sich anders: stärker, mächtiger, aber gleichzeitig gierig.
Später an jenem Abend klopfte eine samische Zauberin aus dem Norden an die Tür von Gandalfs Haus und bat um Obdach. Als sie sah, dass Gandalf den Ring trug, erschrak sie fürchterlich undversuchte, in die Nacht zu entfliehen, doch Gandalf hielt sie auf. Er verlangte, von ihr zu erfahren, was es mit dem Ring auf sich habe.
Sie sagte, der Ring besitze eine grausame Macht. Er würde jeden verzehren, der ihn besitze, bis irgendwann ein Mann käme, der so mächtig sei, dass er die Welt beherrschen und alles Gute darin zerstören würde. Die Welt würde in ewige Dunkelheit fallen.
Gandalf war besorgt. Er spürte bereits die Wirkung des Rings auf sich, doch er war noch nicht von ihm besessen. Sofort nahm er den Ring ab und versprach der Zauberin, ihn zu zerstören. Sie entgegnete, der Ring könne nur auf eine Weise zerstört werden, nämlich wie Andwari es gefordert habe; er müsse in den Rachen von Hel geworfen werden.
»Dann sage mir, Weib, wo finde ich Hel?«
»Es ist ein Berg im Lande von Feuer und Eis«, erwiderte die Zauberin.
»Ich weiß, was sie meint«, sagte Erlendur. »Trandil hat mir davon erzählt. Es ist die Hekla, ein großer Vulkan in der Nähe seines
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