Magnus Jonson 01 - Fluch
von Ketil dem Blassen. Im Winter war er mit Wasser vollgesogen, im Frühjahr wuchs dort saftiges Gras. Eines Frühlings beschloss Gauk, seine eigenen Kühe auf dem Land weiden zu lassen, und verscheuchte das Vieh von Ketil dem Blassen. Ketil der Blasse beschwerte sich, doch Gauk ging nicht darauf ein. Ketil der Blasse wehrte sich nicht. Helga schalt ihren Mann, zu nachgiebig zu sein.
Als Gauk nach Mittsommer vom Althing in Þingvellir zurückkehrte,kam er am Hof von Ketil dem Blassen vorbei. Ein Knecht von Ketil dem Blassen ging ihm nicht schnell genug aus dem Weg. Gauk schlug ihm den Kopf ab. Und wieder blieb Ketil der Blasse tatenlos.
Helga verachtete ihren Mann noch mehr. Sie schalt ihn von morgens bis abends und schwor, nicht mehr das Bett mit ihm zu teilen, bis er von Gauk Wiedergutmachung gefordert hätte.
Und so ritt Ketil der Blasse hinüber nach Stöng, um mit Gauk zu sprechen.
»Ich bin gekommen, um Wiedergutmachung für die ungesetzliche Tötung meines Knechts zu verlangen«, sagte Ketil.
Gauk schnaubte verächtlich. »Die Tötung war völlig rechtmäßig. Er versperrte mir den Weg zu meinem eigenen Hof und wollte mich nicht vorbeilassen.«
»So sehe ich das aber nicht«, sagte Ketil.
Gauk lachte ihn aus. »Du siehst nur sehr wenig, Ketil. Jeder weiß, dass dich in jeder neunten Nacht der Troll von Búrfell besteigt.«
»Und es wissen alle, dass du keine Kinder zeugen kannst, weil die Töchter des Trolls dich entmannt haben«, erwiderte Ketil, da Gauk und Ingileif damals noch keine Kinder hatten.
Daraufhin griff Gauk zu seiner Axt und schlug Ketil dem Blassen nach kurzem Kampf ein Bein ab. Ketil fiel tot zu Boden.
Später war Gauk noch öfter auf dem Hof von Ketil dem Blassen, da Helga jetzt seine Geliebte war. Ketils Bruder forderte Wiedergutmachung von Gauk, doch der weigerte sich, zu zahlen, und sein Stiefbruder Ásgrím hielt weiterhin treu zu ihm.
Ingileif wurde eifersüchtig und wollte Gauk in seine Schranken weisen. Sie sprach mit Thórdís, der Frau von Ásgrím, und vertraute ihr ein Geheimnis an. Ísildur sei nicht mit dem Ring in den Krater von Hekla gesprungen. Gauk habe ihn getötet, den Ring an sich genommen und seinen Bruder in die Tiefe gestoßen. Er habe den Ring in einer kleinen Höhle versteckt, die vom Hund eines Trolls bewacht werde.
lhórdís erzählte ihrem Mann, was sie von Ingileif erfahren hatte.Ásgrím wollte ihr nicht glauben. Doch in der Nacht hatte er einen Traum, in dem er sich mit mehreren Männern in einem großen Saal befand und die alte Zauberin der Samen auf ihn zeigte. »Ísildur hat versucht, den Ring zu vernichten, und wurde dabei getötet. Jetzt ist es an dir, den Ring zu finden und in den Rachen von Hel zu werfen.«
Einen Mann umzubringen, ohne es zu melden, war ein großes Verbrechen. Obwohl Ásgrím glaubte, was er im Traum erfahren hatte, besaß er keinen Beweis, um Gauk des Mordes zu bezichtigen, und er war kein Mann, der jemanden ohne Beweis anklagte. So ging Ásgrím zu seinem Nachbarn Njál, einem bekannten, klugen Rechtsgelehrten, und bat ihn um Hilfe. Njál gab zu, dass es nicht möglich sei, beim Althing etwas zu beweisen. Deshalb schlug er vor, Gauk eine Falle zu stellen.
Und so erzählte Ásgrím seiner Frau, die es wiederum an Ingileif weitergab, dass Ísildur ihm bei seiner Rückkehr aus Norwegen heimlich einen Helm geschenkt habe. Dieser Helm habe Fafnir gehört, dem Sohn von Hreidmar, und sei legendenumwoben. Ásgrím hätte ihn in einer alten Scheune auf einem Hügel am Rand seines Hofs in Tunga versteckt.
Daraufhin hielt Ásgrím jede Nacht im Dach der Scheune Wache, um Gauk zu überwältigen, falls er in den Hinterhalt laufen und nach dem Helm suchen sollte. In der dritten Nacht hörte er, wie Gauk in die Scheune kam und den Helm suchte. Ásgrím trat ihm entgegen, Gauk zog sein Schwert.
»Würdest du mich töten, um stehlen zu können, was dir nicht gehört, so wie du deinen Bruder getötet hast?«, fragte Ásgrím.
Statt zu antworten, stürzte sich Gauk mit dem Schwert auf Ásgrím. Sie kämpften. Gauk war zwar der stärkere und bessere Krieger, aber er war zu selbstsicher. Ásgrím hingegen war angetrieben vom Zorn über den Verrat seines Stiefbruders, zu dem er immer so treu gehalten hatte. Er durchbohrte Gauk mit einem Speer.
Ásgrím suchte den Ring, konnte ihn aber nicht finden, und Ingileif wollte ihm nicht verraten, wo er versteckt war. Sie sagte,der Ring habe schon genug Unheil angerichtet und solle seine Ruhe
Weitere Kostenlose Bücher