Magnus Jonson 01 - Fluch
Magnus. Das meinte er ehrlich, obwohl er das Thema lieber gemieden hätte. Für heute war er schon genug gedemütigt worden.
»Kein Problem«, sagte Katrín lächelnd. »Du warst echt süß. Kurz bevor du eingeschlafen bist, hast du mich total niedlich angegrinst und meintest: ›Du bist verhaftet.‹ Dann warst du weg.«
»Oh, sorry!«
»Schon gut. Wahrscheinlich kannst du das irgendwann bei mir wiedergutmachen.«
Sie lehnte sich gegen den Kühlschrank und löffelte ihren skyr . Jetzt hatte sie ein paar Ringe weniger im Gesicht als am ersten Abend, als Magnus sie kennenlernte. Sie trug eine schwarze Jeans und ein T-Shirt, auf das Wolfszähne gedruckt waren. Die Mikrowelle klingelte, Magnus holte sein Essen heraus, kippte es auf einen Teller und begann zu essen. »Normalerweise betrinke ich mich nicht so.«
»Das ist mir egal. Solange du aufpasst, wo du dich übergibst. Und hinterher sauber machst.«
Magnus verzog das Gesicht. »Mach ich. Versprochen.« Katrín beobachtete ihn. »Bist du echt bei der Polizei?« »Allerdings, ja.«
»Was machst du hier in Island?«
»Aushelfen.«
Katrín löffelte weiter ihren skyr . »Die Sache ist, ich kann es nicht haben, wenn mein kleiner Bruder mich ausspioniert.«
»Wundert mich nicht«, sagte Magnus. »Aber keine Sorge. Ich gehöre nicht offiziell zur Polizei von Reykjavík. Ich werde keinem erzählen, was du so treibst.«
»Gut«, sagte Katrín. »Ich hab dich gestern gesehen, als du in Ingileifs Galerie gegangen bist.«
»Kennst du sie?«
»Nur flüchtig. Steht sie irgendwie unter Verdacht?«
»Das kann ich dir wirklich nicht sagen.«
»Sorry, bin nur neugierig.« Katrín wedelte mit dem Löffel herum. »Ich weiß! Es geht um den Mord an Agnar, oder?«
»Das darf ich wirklich nicht sagen«, erwiderte Magnus.
»Genau! Eine Freundin von mir war mit ihm zusammen, als sie zur Uni ging. Ich hab ihn letztens in einem Café gesehen, im Café Paris . Zusammen mit Tómas Hákonarson.«
»Wer ist das?«, wollte Magnus wissen.
»Der hat eine eigene Fernsehshow. Heißt Auf den Punkt . Da wird Politikern auf den Zahn gefühlt. Ist ziemlich witzig.«
Schweigend aßen sie eine Weile weiter. Magnus wusste, dass er sich den Namen notieren sollte, aber er war zu müde und hatte keine Lust.
»Was hältst du von ihr?«, fragte er.
Katrín stellte den Joghurt zur Seite und schenkte sich Orangensaft ein. Magnus entdeckte einen kleinen Spritzer skyr auf dem Ring in ihrer Lippe. »Von Ingileif? Ich mag sie. Aber ihr Bruder ist ein Schwein.«
»Warum?«
»Weil er mich nicht mehr in seinen Clubs singen lässt, deshalb«, sagte Katrín mit Zorn in der Stimme. »Ihm gehören die angesagtesten Clubs in der Stadt. Das ist ungerecht.«
»Warum hat er dich rausgeworfen?«
»Keine Ahnung. Ich bin ein paarmal echt erfolgreich gewesen. Waren doch nur ein paar Auftritte, die ich verpasst habe, mehr nicht.«
»Aha.« So, wie Magnus Pétur kennengelernt hatte, wunderte es ihn nicht, dass er bei unzuverlässigen Künstlern hart durchgriff .
»Aber sie finde ich nett.«
»Ingileif?«
»Ja.« Katrín zündete sich eine Zigarette an und setzte sich Magnus gegenüber. »Ich habe mir sogar öfter mal was in ihrer Galerie gekauft. Die Vase da zum Beispiel.« Sie wies auf eine kleine verdrehte Glasvase, in der ein schmutziger Holzlöffel stand. »War sauteuer, aber irgendwie gefällt sie mir.«
»Ist sie ehrlich, was meinst du?«, fragte Magnus.
»Willst du das als Bulle wissen?«
Magnus zuckte mit den Achseln.
»Doch, ist sie. Sie ist beliebt. Warum fragst du? Was hat sie angestellt?«
»Nichts«, sagte Magnus. »Kennst du Lárus Thorvaldsson?« »Den Maler? Ja, flüchtig. Er ist auch ein guter Freund von Ingileif.«
»Nur ein guter Freund?«
»Nichts Ernstes. Lárus hat viele Freundinnen. Man weiß, woran man bei ihm ist, wenn du verstehst, was ich meine. Kein Problem.«
»Ich glaube schon«, sagte Magnus. Es lag auf der Hand, dass Katrín den Maler auf dieselbe Weise kannte wie Ingileif.
Katrín musterte Magnus aufmerksam. »Fragst du das als Bulle, oder willst du was von ihr?«
Magnus legte die Gabel beiseite und rieb sich die Augen. »Weiß ich wirklich nicht.« Er nahm den leeren Teller, wusch ihn ab und stellte ihn in den Geschirrspüler. »Ich brauche etwas Schlaf. Ich gehe ins Bett.«
Bei der morgendlichen Besprechung trat Baldur mit neuem Schwung auf. Er verteilte Aufgaben an seine Mitarbeiter, reichte den Laborbericht über den Schmutz an Steve Jubbs Schuhen weiter und
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