Magnus Jonson 01 - Fluch
aufgewachsen und hatte als Kind die Ferien mit seiner Familie am Strand von Jersey verbracht. An der Stanford University in Kalifornien machte er später seinen Abschluss in Elektrotechnik undging dann nach Silicon Valley. Er war ein sehr guter Programmierer, intuitiv, konzentriert, sah die Querverbindungen. 4Portal war sein zweites Unternehmen, eine Firma, die Software für Werbeportale auf Mobiltelefonen entwickelte. Sie lief unglaublich erfolgreich, und Isildurs sechsprozentiger Anteil hatte sich in viele Millionen verwandelt, als er und seine kommerzieller gesinnten Geschäftspartner die Firma verkauft hatten.
Isildur hatte vor, nach ungefähr einem Jahr in Bruchtal zurück nach Silicon Valley zu gehen und einen Neuanfang zu wagen.
Sobald Gauks Saga in seinem Besitz war. Und der Ring.
Die letzten Wochen waren eine Achterbahnfahrt zwischen wach senden Erwartungen und Enttäuschungen gewesen. Zuerst die Nachricht von Agnar, er hätte die Saga entdeckt. Dann zwei Wochen später die Mitteilung, dass er tatsächlich Ísildurs Ring gefunden hätte. Gimlis aufgeregte Berichte, die Saga könne wirklich echt sein, sie könnten ins Geschäft kommen. Und dann war alles schiefgelaufen.
Agnar war tot. Gimli saß im Knast. Die Polizei hatte die Saga. Und der Ring war irgendwo in Island, ohne dass Isildur die geringste Ahnung hatte, wo.
Von Bruchtal aus hatte Isildur getan, was er konnte. Er hatte den besten Strafverteidiger für Gimli engagiert. Doch so langsam wurde klar, dass er selbst nach Island fliegen musste, wenn er den Ring finden wollte.
Isildur besaß einen Reisepass, den er für eine geplante Tour nach Neuseeland beantragt hatte, wo er sich die Drehorte der Filme hatte anschauen wollen. In einem Anfall von Panik hatte er die Reise in letzter Minute abgesagt. Bis zum Flughafen war er gekommen, doch das Flugzeug hatte er nie bestiegen.
Diese Panik musste er überwinden.
Er schaute auf den Computermonitor und rief eine Reise-Website auf.
Den Rest des Tages verbrachte Magnus damit, die Polizeibeamten zu sprechen, die das Ferienhaus, Agnars Haus und Steve Jubbs Hotelzimmer durchsucht hatten. Kein Hinweis auf irgendetwas, das einem Ring auch nur ähnlich sah.
Er stattete Agnars Frau Linda in ihrem Haus in Seltjarnarnes einen Besuch ab. Sie nahm seine Störung mit kaum verhohlener Verärgerung hin. Linda war groß und dünn, hatte blondes Haar und ein verhärmtes Gesicht. Mit den Belastungen durch Baby und Kleinkind hatte sie große Mühe, alles am Laufen zu halten.
Sie war eine wütende Frau. Wütend auf ihren Mann, wütend auf die Polizei, auf die Bank, die Anwälte und die Kühlschranktür, die nicht richtig schloss, auf das kaputte Fenster, das Agnar nicht repariert hatte, wütend auf das riesengroße Loch in ihrem Leben.
Magnus hatte Mitleid mit ihr und den zwei Kindern. Welche Sünden Agnar auch begangen hatte, wie untreu er auch gewesen war, den Tod hatte er nicht verdient.
Noch eine Familie, die durch einen Mord zerstört wurde. Im Laufe seines Berufslebens hatte Magnus so viele gesehen. Und er tat für jede einzelne alles, was er konnte.
Natürlich hatte Linda diesen dämlichen Ring nicht gesehen. Magnus suchte im Haus nach möglichen Verstecken, fand aber nichts. Um acht Uhr brach er wieder auf, nahm den Bus ins Zentrum von Reykjavík. Die Genehmigung für ein Dienstfahrzeug war noch nicht durch, und er hatte Árni nicht dabeihaben wollen.
Das Gespräch mit Baldur hatte Magnus aufgewühlt. Er konnte Baldurs Einstellung nachvollziehen, und gerade das war das Problem. Magnus fand keine Erklärung dafür, wie Steve Jubb Agnar ermordet und die Leiche fortgeschafft haben könnte, ohne sich die Füße schmutzig zu machen.
Doch genauso wenig konnte er akzeptieren, dass Jubb Agnar wegen eines geheimen, mehrere Millionen Dollar schweren Deals besucht haben und Agnar nur wenige Stunden später aus einem völlig anderen Grund ermordet worden sein sollte.
Sein Gefühl sagte ihm, dass es keinen Sinn ergab. Und wie Baldur vertraute er seinem Gefühl.
Er machte einen Abstecher in den Lebensmittelladen Krambúd gegenüber der Hallgrímskirkja und holte sich ein Thai-Curry zum Aufwärmen. In Katríns Haus schob er es in die Mikrowelle. »Wie geht’s dir so?«, fragte jemand auf Englisch.
Magnus drehte sich um. Die Dame des Hauses ging zum Kühlschrank, holte sich einen Joghurt heraus und öffnete ihn.
»So lala.«
»Ganz schön heftig gestern Abend.«
»Danke, dass du mich ins Bett gebracht hast«, sagte
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