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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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warum du es nicht loslassen willst. Wieso fragst du mich, was Kunun davon hält, obwohl es dir völlig egal ist?«
    »Wenn er Hanna verletzt, um uns auseinanderzubringen, ist es mir nicht egal«, gab Mattim zurück.
    Hanna drückte seine Hand. Sie konnte spüren, wie sehr er sich ärgerte, dass er sich am liebsten auf Atschorek gestürzt hätte.
    Bleib ruhig , dachte sie, beschwor sie ihn. Wir haben noch nicht das, weswegen wir hergekommen sind. Bleib um Himmels willen ruhig!
    Wenn es noch allzu lange dauerte, würde das Gespräch im Streit enden, dann konnten sie künftig nicht mehr einfach so mal vorbeischneien. Zeit, sich zu der entscheidenden Frage vorzuarbeiten.

    »Dieses Haus ist wunderschön«, sagte sie. »Jedenfalls das, was ich davon sehen konnte. Wie lange wohnst du schon hier, Atschorek?«
    Die Vampirin lächelte geschmeichelt. »Bei Tageslicht würdest du das wohl kaum sagen. Dass es dir gefällt. Die Jahrzehnte hinterlassen ihre Spuren. An allem.«
    »Außer an dir.« Hanna legte so viel Bewunderung in ihren Blick, wie sie nur konnte. »Wie machst du es bloß, dass den Nachbarn nicht auffällt, wie jung du bleibst?«
    Atschorek lachte. »Wo kommst du her, vom Land? Hier fällt keinem irgendetwas auf. Ein Haus, in dem eine alleinstehende Frau lebt. Ist sie dieselbe wie damals? Oder eine andere, vielleicht ihre Enkelin, ihre Nichte? Solange man den Menschen keinen Anlass gibt, darüber nachzudenken, interessieren sie sich nicht dafür.«
    »Niemand ahnt also das Geringste.« Hanna blickte Atschorek neugierig an. »Ich frage mich, wie es wohl war, am Anfang. Als ihr ganz neu hergekommen seid.«
    »Willst du meine Lebensgeschichte hören?« Atschorek beugte sich vor und legte einen Scheit in die knisternden Flammen. »Frag Mattim. Er kann dir am besten erzählen, wie es ist, aus Magyria nach Budapest zu kommen.«
    »Durch eine Pforte, die Kunun durch Zauberkraft geöffnet hat. Was ist? Hat er das nicht? Ich dachte, er ist so etwas wie ein Zauberer. Man muss ihn doch nur ansehen und …« Hanna hatte Atschoreks Gesicht aufmerksam beobachtet. Ihr war das Schmunzeln nicht entgangen, mit dem die Schattenfrau sich abwandte. »Ihr seid ewig jung, ihr könnt durch Wände gehen, ihr braucht keine Heizung im Winter«, zählte Hanna auf. »Kunun mit seinem schwarzen Mantel - ich soll glauben, dass er keine Zauberkräfte hat? Dass er nicht mit seinem Zauberstab eine Pforte geöffnet hat und in unsere Welt herübergestiegen ist, um sich hier mit den anderen Schatten vor den Wächtern aus Akink zu verstecken?«
    Atschorek lachte leise. »Oh, Hanna, du bist köstlich. Kunun
würde sich königlich amüsieren. Was fehlt ihm noch, ein großer schwarzer Zylinder?«
    »Wenn er diese Pforte nicht geschaffen hat, wer dann? War sie schon immer da?« Mit großen Augen starrte sie Atschorek an. Hanna, das kleine Menschenmädchen. Glaub es. Verachte sie ruhig. Wie alt ist sie, achtzehn? Sie tut gerade, als wäre sie zehn. Glaub daran, dass sie klein und naiv ist. Na los, Atschorek, antworte.
    » Deswegen«, flüsterte Hanna, »gab es schon immer Gerüchte über Vampire. Seit Jahrhunderten. Sind sie immer durch diese Pforte gekommen, schon damals? Durch diese uralte Pforte? Es ist unheimlich.«
    »Wie wäre es, meine Liebe, wenn du dich mit Dingen beschäftigst, die dich etwas angehen?«, fragte Atschorek mit seidenweicher Stimme, liebevoll und streng zugleich.
    Hanna fröstelte, trotz des Kaminfeuers, trotz der Wärme, die sich durch den hohen Raum mühte und doch niemals in den hinteren Ecken ankommen würde. Etwas an diesem Haus würde immer kalt und abweisend bleiben, Schlupfwinkel einer Frau, die nicht atmete.
    »Ich bin müde«, sagte Hanna leise. »Bring mich nach Hause, Mattim, bitte.«
    Er nickte. »Danke für den Platz an deinem Feuer«, sagte er zu Atschorek. »Und viel … Spaß, wo auch immer du hingehst.«
    »Den werde ich haben, bestimmt.« Als sie in die Winterkälte hinaustraten, nickte die Rothaarige Hanna noch einmal zu. »Das nächste Mal komm am Tag«, sagte sie. »Dann zeige ich dir das Haus. Ich bin sicher, wir werden uns blendend verstehen. Und was deine Frage angeht, Mattim … Unser Bruder hätte längst ganz anders eingegriffen, wenn er dagegen wäre. Glaub mir, ganz anders. Auch Kunun ist hin und wieder einem kleinen Spiel nicht abgeneigt. Wenn er Ernst machen wollte, dann wärt ihr beide heute nicht hier - jedenfalls nicht zusammen.«

    Mattim hielt Hannas Hand, während sie die glatten Stufen

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