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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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hinuntergingen. Das Licht aus dem Kaminzimmer warf ihre langen Schatten voraus auf den Gartenweg.
     
    Die beiden gingen eng umschlungen, und Hanna sehnte sich danach, dass Mattim stehen blieb und sie küsste.
    Aber er war mit seinen Gedanken ganz woanders. »Eine Pforte, die es schon immer gegeben hat«, murmelte er. »Dann ist Akink verloren. Ich hätte mir gewünscht, er wäre ein Zauberer und es würde einen Weg geben, seine Zaubereien rückgängig zu machen.«
    »Nein«, widersprach Hanna. Die Hoffnungslosigkeit, die den Prinzen umgab, war unerträglich. »Nein. Nein, Mattim. Sie hat nicht behauptet, dass durch die Pforte seit Jahrhunderten immer wieder Vampire in diese Welt kommen. Ich habe es gesagt, aber sie hat es nicht bestätigt und sie hat auch nicht widersprochen. Findest du es nicht sehr bezeichnend, dass sie nicht widersprochen hat?«
    »Aber wenn Kunun sie nicht geöffnet hat …«
    »Das hat Atschorek auch nicht gesagt. Ich habe genau zugehört. Wir hätten ein Aufnahmegerät mitnehmen sollen, dann könnten wir das Band noch mal abspielen. Sie hat nur darüber gelacht, dass ich ihn einen Zauberer genannt habe. Aber nicht einmal das sagt etwas darüber aus, ob er nun magische Kräfte besitzt oder nicht.« Hanna blieb stehen. »Mattim! Vielleicht gab es immer wieder solche Türen, im Laufe der Zeit. Durch die kamen die Vampire, von dort stammen die alten Mythen. Türen in Rumänien, in Bulgarien, in Ungarn, was weiß ich, wo überall. Türen aus Magyria. So kamen die Schatten in unsere Welt. So kam vielleicht sogar das Wort Magie in unsere Sprache, vor vielen tausend Jahren, als die Menschen erkannten, dass eine andere Welt hinter dieser liegt, zu der es für Eingeweihte einen Zugang gibt. Die Türen öffneten sich für eine Weile und wurden wieder verschlossen. Vielleicht sind nur manche
Schatten dazu in der Lage, eine Pforte zu erschaffen. Oder sie wissen von irgendwoher, wie es geht. Kunun kannte sich jedenfalls aus. Deshalb weiß er bestimmt auch, wie man sie wieder zumachen kann.«
    »Selbst wenn es so wäre«, meinte Mattim düster, »was würde ihn daran hindern, eine neue Pforte zu schaffen, wenn wir diese schließen würden?«
    Hanna schwieg; daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
    »Andererseits«, sinnierte der junge Prinz weiter, »kann es nicht so einfach sein, Türen zwischen den Welten aufzureißen. Wenn es so wäre, warum gibt es dann in Atschoreks Haus keine?«
    »Vielleicht hat sie ja eine und verrät es dir bloß nicht.«
    »Nein.« Mattim schüttelte den Kopf. »Überleg doch mal, Hanna. Wenn es in Atschoreks Haus eine Pforte gäbe, dann könnten die Schatten von hier aus direkt nach Akink. Sie würden mitten in der Stadt herauskommen, nicht im Wald. Sie wären auf der richtigen Seite des Flusses. Nein, Kunun hat nur diese eine Pforte. Was auch immer er getan hat, um sie zu erschaffen, er vermag es nicht noch einmal. Wenn er dazu in der Lage wäre, hätte er es längst getan. Diese eine Pforte, Hanna. Nur diese eine Pforte müssen wir schließen. Und Akink könnte den Kampf gegen die Schatten gewinnen.«

DRITTER TEIL
    STADT IM WINTER

ACHTUNDZWANZIG
    BUDAPEST, UNGARN
    »Du musst es anders herauskriegen«, sagte Hanna. »Nicht Réka. Es muss eine andere Möglichkeit geben.«
    Sie hatten sich im Café Miró getroffen, wo sie Mattims Geschmacksnerven für Süßes testen wollte. Attila und Réka waren in der Schule, und Hanna wollte nicht, dass Magdolna, die heute zum Putzen kam, den Prinzen im Haus antraf.
    »Ich werde noch stärker versuchen, Réka von Kunun fernzuhalten. Ganz bestimmt schicke ich sie nicht zu ihm! Irgendwie muss sie doch endlich begreifen, wer er ist.«
    Mattim starrte auf den Bissen Dobostorte, bevor er ihn langsam zum Mund führte. »Sieht ansprechend aus. Der Duft ist durchaus verlockend. An den Geschmack kann man sich gewöhnen.«
    Ihr fiel auf, dass er es vermied, durch die Fensterscheibe zu der Reiterstatue draußen hinzusehen. Ein Mann auf einem stolzen Pferd. Das Standbild schien die Blicke des Jungen anzuziehen, aber gewaltsam wandte er das Gesicht ab und betrachtete stattdessen die Schwarz-Weiß-Fotografien an den leuchtend orangefarbenen Wänden. Er grinste, während er kaute, als würde er ein zähes Steak zermalmen.
    »Du kannst nicht verlernt haben, wie man isst.« Sie brachte es nicht fertig, ihn auf den Reiter anzusprechen, darauf, was dieses Standbild ihm bedeuten musste. Das ist es, was du bist … Das ist es, was du wieder sein musst …
    » Habe

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