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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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war das der Sinn dieser Aktion … Aber Kunun starrte nur gebannt auf das Wasser, das mit leisem Rauschen gegen die Stufen plätscherte. Er streckte eine Hand aus, dicht über die kleinen Wellen, ohne sie einzutauchen.
    Nein!, wollte Mattim rufen. Tu es nicht! Gleichzeitig
sah er sich die Treppen hinunterspringen und Kunun einen Stoß versetzen, der all seine Probleme ein für alle Mal erledigte. Nein!
    Aber Mattim tat weder das eine noch das andere. Er rief nicht. Und er versuchte auch nicht, Kunun umzubringen, indem er ihn in das tödliche Wasser des Flusses stieß. Gebannt wartete er darauf, was geschah, doch Kunun zog die Hand zurück. Als er aufstand und die Stufen wieder nach oben schritt, war Mattim schon nicht mehr da.
     
    Der Junge folgte seinem Bruder durch die Stadt. Kunun machte den Eindruck eines Mannes, der auf der Suche war und selbst nicht recht zu wissen schien, wonach. Ihr Zickzackkurs durch die Straßen des immer dunkler werdenden Budapest kam Mattim wirr und sinnlos vor. Hin und wieder begegnete Kunun anderen Vampiren, die ihn grüßten, manche ehrerbietig, manche mit einem kurzen Nicken, wieder andere nur mit einem Blick. Mattim beobachtete, wie Kunun sich mit einem Mann unterhielt, der mit ihm am Baross tér wohnte, ein grauhaariger Vampir, der nie viel von sich reden machte. Der Prinz wusste nur von ihm, dass er Wondir hieß. Aus seinem Versteck in einem Eingang beobachtete der Junge, wie Kunun den Arm um die Schultern des Schattens legte, wie sie miteinander redeten, der ältere Vampir - der älter aussehende Vampir, verbesserte Mattim sich selbst - nickte, schien etwas zu fragen, nickte wieder.
    Dann gingen die beiden gemeinsam weiter, nahmen jedoch nicht denselben Weg zurück. Diesmal hatte Kunun offensichtlich ein Ziel, denn ohne zu zögern oder Umwege in Kauf zu nehmen, führte er Wondir zur Donau.
    Mattim spürte beinahe, wie das Herz, das leblos in seiner Brust ruhte, aufgeregt und erschrocken zu schlagen begann, als er mit ansah, wie sein Bruder den Schatten hinunter ans Wasser führte.

    »Nein!« Diesmal kam der Schrei tatsächlich aus seinem Mund, diesmal konnte er sich nicht zurückhalten. »Pass auf, Wondir! Beim Licht, nein! Nein!«
    Er lief ihnen nach, sah aber nur noch, wie Kunun mit dem Graubärtigen rang, wie er Wondir, das Handgelenk fest umklammert, nach unten zwang, ihm mit einem heftigen Tritt den Boden unter den Füßen wegriss und dann zurücksprang.
    »Nein, nein, Kunun, das darfst du nicht, nein!«
    Wondir fiel nach vorne; die Schreie konnten ihn nicht auffangen oder zurückreißen.
    Es platschte einmal. Dann nichts. Kein aufschäumendes Wasser, kein Spritzen, kein Kampf. Nichts.
    Mit hartem Griff packte Kunun Mattims Handgelenk und drückte ihn gegen die Wand, mit der anderen Hand hielt er ihm den Mund zu.
    »Still«, zischte er. »Willst du die Touristen herlocken? Gleich haben wir die Polizei hier! Ich lasse dich jetzt los. Wir gehen ganz ruhig zusammen die Stufen hoch. Du sagst kein einziges Wort. Hast du das verstanden?«
    Mattim hätte Kunun am liebsten in die Hand gebissen. Er knurrte, er spürte die Tränen in seinen Augenwinkeln, trotzdem nickte er. Nebeneinander stiegen sie nach oben, wo ihnen bereits zwei füllige Frauen in bunten Regenjacken entgegeneilten, die offenbar Mattims Schreie gehört hatten.
    Kunun lächelte ihnen entgegen, mit einem Charme, der jedes Eis zum Tauen gebracht hätte. »Er hat immer solche Angst, dass jemand ins Wasser fallen könnte. Nun ja, er ist nicht ganz …«
    Die beiden schienen Touristinnen zu sein, die kein Wort seiner Erklärung verstanden, aber den kreisenden Finger an der Stirn und das Nicken zu Mattim hin begriffen sie wohl. Sie schenkten dem Jungen ein mitleidiges und Kunun ein wohlwollendes Lächeln.

    Rasch zog der Schattenprinz ihn weiter. »Manchmal kommt es mir vor, als wärst du tatsächlich verrückt, kleiner Bruder.«
    »Ich?«, fragte Mattim wütend zurück. »Ich soll verrückt sein? Du hast ihn umgebracht!«
    »Sein Tod war nicht weniger ehrenvoll, als wenn er sein Leben in der Schlacht um Akink gelassen hätte«, sagte Kunun. »Während ich bei dir recht wenig von Ehre erkennen kann. Spionierst du mir etwa nach?«
    »Ein ehrenhafter Tod?«, höhnte Mattim, ohne auf die Frage zu antworten. »Das meinst du ernst? Das war kaltblütiger Mord!«
    »Sprich nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst. Ich musste etwas herausfinden, etwas sehr Wichtiges.«
    »Was denn? Dass das Wasser der Donau genauso

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