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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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wie man die Pforte schließen kann«, flüsterte er. »Ich werde Akink retten.«

ZWEIUNDDREISSIG
    BUDAPEST, UNGARN
    »Ach«, sagte Mónika kühl. »Auch schon wieder da?«
    Sie war gerade dabei, Attila in die Jacke zu helfen.
    »Hanna!« Der Junge strahlte übers ganze Gesicht. »Ich hab ohne dich gefrühstückt! Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät.«
    »Hallo, Attila! - Ich kann ihn in die Schule bringen, ich …«
    »Ich fahre jetzt.« Mónika musterte das Au-pair-Mädchen kurz von oben bis unten. »Wir sprechen uns später.«
    Hanna seufzte, als ihre Gastmutter mit Nachdruck die Tür zuschlug. Sie spähte aus dem Fenster und beobachtete, wie Mónika den Golf rückwärts aus der Auffahrt setzte. Etwas Kleines, Helles bewegte sich hinter der Autoscheibe; Attila winkte ihr zu.
    Sie wartete noch einen Moment, dann öffnete sie das Tor und ließ Mattim herein.
    Auch er strahlte. Hatten alle glücklichen Jungen so ein Lächeln? Ausgelassen fasste er sie um die Taille und tanzte mit ihr durch den Flur bis ins Wohnzimmer. Er sah tatsächlich aus wie Attila, genauso jung, als wäre er sieben oder acht, in einem Alter, in dem das Glück des Augenblicks sich noch nicht von Sorgen stören ließ. Hanna sagte ihm nicht, dass die Szigethys sie jetzt wahrscheinlich nach Hause schicken würden.
    »Kommt heute die Putzfrau?«, fragte er.
    Sie konnte sich nicht daran erinnern, welcher Wochentag war. »Ist heute Dienstag? Nein, Donnerstag, oder?« Hanna
fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Es fühlte sich so fremd an wie dieses Zimmer, wie dieses Haus. Vielleicht wohnte sie hier schon gar nicht mehr, so abweisend wie Mónika sich verhalten hatte.
    »Ich muss duschen. Du weißt nicht zufällig, wie man Kaffee kocht?«
    »Ich könnte dir beim Duschen helfen.« Er grinste verwegen und streckte die Hand aus, um ihr Haar zu berühren, wie er es so gerne tat. Die rechte Hand.
    Die dunkel war von getrocknetem Blut.
    »Das sieht fürchterlich aus. Tut es denn gar nicht weh?«
    Sie merkte, dass Mattim den Blick nur ungern von ihr zu seiner Verletzung hin zwang. Der Schnitt, den Atschorek ihm beigebracht hatte, war tief. Hanna schalt sich, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte, wie oft die Rothaarige ihren Bruder mit ihrem fürchterlichen Schwert getroffen hatte.
    »Das musst du waschen. Deine Klamotten haben auch etwas abbekommen … Und deine Arme! Was ist mit denen? Zeig mal, wie schlimm …«
    »Nein, Hanna, lass nur«, unterbrach er sie. Er trat ein paar Schritte von ihr fort. »Ich will nicht, dass du das siehst.«
    »Aber«, begann sie, »ich kann dir helfen, ich …«
    »Nein«, widersprach er. »Nicht du. Ich muss zu ihnen gehen.«
    »So darfst du unmöglich durch die ganze Stadt fahren! Wenn das jemandem auffällt, ruft er den Krankenwagen, oder die Polizei. Du kannst doch hier bei mir warten. Ich besorge dir etwas anders zum Anziehen. Es gibt bestimmt irgendwo einen Verbandskasten.«
    Mattim schüttelte den Kopf. »Ich geh rüber zu Atschorek. Aber das hat Zeit. Ich kann nicht verbluten, und es tut auch nicht weh. Geh du nur duschen, ich werde schon nicht verschwinden.«
    Er fragte nicht noch einmal, ob er mitkommen durfte.
Wunden, die nicht heilen würden … Hanna schauderte, und doch wünschte sie sich mehr als alles, dass er sie auch daran teilhaben ließ.
    Das heiße Wasser vertrieb die Müdigkeit aus ihrem Körper. Hier, unter der Dusche, beim Genuss der Annehmlichkeiten der Zivilisation, war es kaum zu glauben, dass die Ereignisse der Nacht wirklich stattgefunden hatten. Kaum zu glauben, dass …
    Hanna schrie unwillkürlich auf, als sie ein Gesicht durch die beschlagene Scheibe der Duschkabine spähen sah.
    »Mattim! Hast du mich erschreckt!«
    »Nun ja … Tut mir leid. Mehr oder weniger.«
    »Ich hatte abgeschlossen!«
    »Tja, und ich kann durch Wände gehen.«
    Schuldbewusst wirkte er nicht gerade. Dafür reichte er ihr ein Handtuch. Seine Hände waren wieder sauber, doch ihr fiel auf, dass er die Linke benutzte. Und er ließ sich hinausscheuchen, damit sie sich in Ruhe abtrocknen und umziehen konnte.
    Als Hanna wenig später in die Küche kam, fand sie Mattim beim Kampf mit der Kaffeemaschine vor. »Hier kommt das Wasser rein, das habe ich doch richtig gemacht? Und dort das Pulver. Ich dachte, ich überrasche dich mit einer fertigen Tasse Kaffee, aber irgendetwas stimmt hier nicht.«
    »Der Stecker ist nicht drin, den zieht Attila immer raus. Ach, und du hast die Filtertüte vergessen.« Sie blickte an

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