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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Prinz schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich muss dir nichts beweisen«, sagte er. »Wenn es Kunun genügt, was ich ihm anbiete, muss es auch dir genügen.«
    »Wenn du mir einen Becher bringst, randvoll gefüllt mit Hannas Blut, dann glaube ich dir«, sagte Atschorek. »Und
zwar nur dann.« Sie legte das Nähzeug zur Seite und betrachtete ihn.
    Mattim lächelte nicht mehr. »Niemals!«
    »Dann«, Atschorek beugte sich vor, »ist deine angebliche Kapitulation nichts wert. Gar nichts. Denn genau das brauchen wir.«
    »Hannas Blut?« Mattim stand auf. Um Atschorek nicht anzugreifen, sie weder anzuschreien noch ihr in das kühl lächelnde Gesicht zu schlagen, griff er betont langsam nach seinem Hemd. Unter ihrem verächtlichen Blick knöpfte er es sorgsam zu.
    »Vielleicht ist es dir tatsächlich unmöglich, Kunun zu hassen«, sagte er, »immerhin ist er dein Bruder. Aber vergiss nicht, ich bin auch dein Bruder.« Er stand schon an der Tür, die Hand an der Klinke, als er sich noch einmal umwandte.
    Seine Schwester saß immer noch auf dem weißen Ledersofa, und vielleicht zum ersten Mal kam sie ihm nicht wie eine selbstbewusste Schönheit vor, sondern wie ein verlorenes Mädchen, ein schwacher Abglanz der Prinzessin des Lichts, die sie einmal gewesen war.
    »Zu mir hat er gesagt, dass ich an seiner Seite herrschen werde«, sagte Mattim. »Zu mir hat er gesagt, dass ich ihm den Sieg bringen werde. Kann es sein, dass du schlicht und ergreifend eifersüchtig bist?«
    Damit wandte der Prinz sich wieder der Tür zu, auf welche die Lampe seinen Schatten malte, und trat durchs Dunkel.
     
    Zu Hause in seinem Zimmer zog Mattim sich um. Er war versucht, sich vorsichtig zu bewegen. Die Wunden waren bereit zu schmerzen und sich jedes Mal, wenn Stoff über die Naht rieb, in einem Feuerwerk zu entladen. Die alte Gewohnheit eines atmenden, schwitzenden, leidenden Körpers wollte ihn dazu bringen, sich zu schonen, sich selbst
so behutsam zu behandeln, als wäre sein Leib ein Kind, das man pflegen und verhätscheln musste.
    Hannas Blut in einem Becher, randvoll …
    Warum hatte Atschorek das verlangt? Er hatte Hanna Kununs Willkür überstellt, für einen fürchterlichen Moment, in dem er fürchten musste, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Was wollten seine Geschwister denn noch?
    Vor dem Spiegel überzeugte Mattim sich davon, dass er wieder respektabel aussah. So konnte er sich in Magyria zeigen. Niemand würde schreiend wegrennen. Er kämmte sich mit den Fingern durchs Haar und beugte sich vor, bis seine Nasenspitze fast das Glas berührte. Dieses Gesicht, so vertraut und doch so fremd … Das Gesicht eines Schattens. Prinz des Lichts.
    Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenschrecken, sodass er beinahe mit der Nase gegen den Spiegel stieß. Als er aufmachte, erwartete er, Kunun vor sich zu sehen, einen wütenden Kunun, der genau wusste, was er noch heute tun würde. Aber es war nicht sein Bruder, sondern Goran.
    »Ja?«, fragte er vorsichtig.
    Sie warf die blonde Lockenpracht zurück und grinste. »Deine Kleine geht draußen vorm Haus auf und ab. Sollen wir sie reinlassen?«
    Hanna war da? Das Glück wallte in Mattim auf, und mit dem Glück kam die Sorge, sie könnte vorbeigekommen sein, um ihm etwas mitzuteilen. Etwas, das es vielleicht unmöglich machte, jetzt nach Magyria zu gehen. Noch eine andere Angst gesellte sich dazu: Wie konnte er seine Liebste überhaupt in die Nähe der anderen Vampire lassen, nach allem, was Atschorek gesagt hatte?
    »Ich komme mit nach unten«, sagte er.
    »Ich kann sie auch zu dir hochschicken«, schlug Goran freundlich vor. »Du bist kein Türöffner hier, Prinz Mattim.«
    Was wird Kunun dazu sagen? Er unterdrückte die Frage,
die ihm auf der Zunge lag. Bis jetzt hatte er nicht darüber nachgedacht, was Kunun in dieser Nacht getan hatte: Er hatte ihm Macht gegeben. In diesem Haus. Über die Schatten. Keiner würde ihn schief ansehen, wenn er Hanna mit in seine Wohnung nahm. Jetzt nach draußen zu stürmen, würde vielleicht genau das falsche Bild abgeben, nicht das eines souveränen Prinzen, der seinen Platz gefunden hatte.
    »Ja«, sagte er. »Bring sie zu mir.«
    Goran nickte. Wenig später kam sie mit Hanna im Fahrstuhl herauf. »Dein Besuch, Prinz Mattim.«
    Hanna lachte. »Wie in einem Schloss geht das hier zu.«
    Er nickte Goran dankend zu. Doch sobald er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wurde er ernst. »Was tust du hier? Es wäre mir lieber, wenn du nicht hierherkommen

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