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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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und zu gewinnen gab.
    Mattim horchte. Kein Laut. Nicht einmal ein Vogel wisperte in den Zweigen. Da, in der Ferne, der Ruf der Wölfe, ein Geheul, das ihm einen Freudenschauer über den Rücken
jagte. Selbst jetzt konnte er das Glück nicht bezähmen oder sich selbst verbieten, das er bei dem Gedanken an die Wölfe empfand. Die Narben der Wolfskrallen juckten und kribbelten.
    Aber immer noch kein Zeichen von der Patrouille. Er ging weiter, alle Sinne angespannt. Doch der Wald war riesig, das wusste er. Noch einmal würde er sie nicht zufällig antreffen. Es sei denn …
    Er legte den Kopf in den Nacken und rief. Die Stimme des Wolfs drang ihm ganz natürlich aus der Kehle. Er musste sich nicht verstellen. Wie selbstverständlich antwortete er dem Ruf, so als wäre es sein eigener. Mattim lächelte. Alles, was in ihm über sich selbst erschrak, verstummte angesichts der überwältigenden Freude, die ihn erfüllte.
    Hier bin ich. Ich bin hier. Ich.
    Der Prinz wartete. Er rief nicht noch einmal. Kurz darauf kamen sie. Leise, einer nach dem anderen, wie Perlen auf eine Schnur gereiht. Massig und dunkel. Der vorderste Wolf war schwarz, ein riesiges Tier, größer noch als die Schattenwölfin, die er getötet hatte, größer als Wilder, der ihn gebissen hatte. Mattim sah ihn herantraben, breitete die Arme aus und lachte, als der Wolf ihn ansprang und rücklings in den Schnee warf. Das Gewicht des Tieres drückte ihn zu Boden. Eine nasse Zunge fuhr ihm übers Gesicht.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte Mattim. »Bela, mein Bruder.«
    Der schwarze Wolf war noch nicht gewillt, von ihm abzulassen. Die beiden rollten durch den Schnee. Aus den Augenwinkeln sah er die anderen Wölfe zuschauen, wachsam, noch etwas verhalten.
    Deswegen bin ich hier. Etwas in ihm wusste es, wollte daran glauben, wollte sich diesem Spiel im Schnee hingeben. Es genügte, das Gesicht in diesem dichten Fell zu vergraben und zu warten. Auf etwas, das geschah, das geschehen musste …

    Aber nicht aus diesem Grund war er hier.
    »Die Flusshüter«, sagte Mattim. »Wo sind sie?«
    Der schwarze Wolf bebte unter seinen streichelnden Händen.
    Komm mit uns. Komm in den Wald. Komm …
    Schon einmal hatte er dem Ruf eines Bruders widerstanden.
    »Nein«, widersprach er. »Nein, noch nicht.« Als wäre dies ein Versprechen, das ihm freistand. Als läge es in seiner Hand, ob er eines Tages mit ihnen durch die Wälder zog, die Pfoten im Schnee … »Die Patrouille.« Menschengedanken. Menschenpläne. Er fing die wirbelnden Gedanken ein, die sich lautlos davonstehlen wollten, auf einem schmalen Pfad unter den tief hängenden Zweigen. »Die Nachtpatrouille. Es ist wichtig. Bela, bitte bring mich zu ihnen. Ich muss mit dem blonden Mädchen sprechen. Sie darf euch nicht sehen. Sie darf eure Gegenwart nicht einmal ahnen.«
    Bela schob die Schnauze in seine Hand. Dann verschwanden er und die anderen Wölfe in der Dunkelheit. Mit raschen Schritten ging Mattim ihnen nach, seine Bewegungen so fließend und lautlos wie die ihren. Er zweifelte nicht daran, dass sie ihn zu den Flusshütern führten. Das Verstehen zwischen ihm und Bela war vollkommen. Es hatte keinen Augenblick des Zögerns gegeben, keine Fragen. Keinen Gedanken daran, was Kunun sagen würde. Mattim hätte nicht erklären können, warum er sich so sicher war, dass die Wölfe ihn nicht verrieten, egal, was er hier tat. Selbst wenn sie seine Gespräche belauschten. Es gab keinen Anlass, seine Pläne vor ihnen zu verbergen.
    Als der junge Prinz schließlich die Lichter der Patrouille durch die Nacht tanzen sah, wunderte er sich nicht darüber, wie mühelos und leichtfüßig er der Spur der Wölfe gefolgt war.
    Mirita ging ganz hinten, neben einem jungen Mann, den
Mattim nicht kannte. Der Unbekannte hielt die Laterne hoch und spähte nach rechts und links, aber auf dem Gesicht der Bogenschützin lag ein geheimnisvolles Lächeln, so als wüsste sie, dass Mattim in der Nähe war.
    Seine Hand lag auf Belas massigem Schädel, während er hinter einem Baum darauf wartete, dass sie vorüberzogen.
    Der Schrei des Turuls, schon wieder? Zu riskant, es würde den anderen sicher auffallen, dass Mirita erneut kurz danach verschwand. Stattdessen musste er auf eine Gelegenheit warten, sie unter vier Augen zu sprechen. Langsam folgte er der Patrouille und huschte im Schutz des Waldes von Baum zu Baum, jenseits der Reichweite des Lichtscheins. Der Wolf blieb bei ihm, ihn schien die ganze Angelegenheit zu amüsieren. Er blickte

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