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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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jetzt?«, fragte Réka draußen.
    Hanna wollte sie lieber nicht an ihren Vorschlag erinnern, shoppen zu gehen. Der Kuchen hatte schon genug gekostet, jetzt musste ein günstigeres Ziel her.
    »Gehen wir an den Fluss?«
    Réka lächelte spöttisch. »Wie die Touristen. Na gut.«
    Blau war die Donau bei diesem Wetter nicht, eher trübgrau, ein stählernes Band durch die Stadt. »Ez Duna«, sagte Réka stolz, als würde sie etwas aus ihrem persönlichen Privatbesitz vorführen.
    Langsam schlenderten sie an der Uferpromenade entlang. Vor ihnen lag die Kettenbrücke, die Hanna wie eine alte Bekannte vorkam. Die steinernen Löwen auf den Pfeilern schienen gelangweilt zu gähnen.
    Das Mädchen war stehen geblieben und sah hinaus auf das Wasser. Der Wind zerrte an ihrem dunklen Haar.
    Ein junger Mann in einer schwarzen Lederjacke stand nur wenige Meter entfernt und blickte ebenfalls auf den Fluss. Dann sagte er etwas und ging weiter. Réka starrte ihm mit verklärtem Gesicht nach.
    »Was wollte der denn?«, fragte Hanna. »Was hat er gesagt? Irgendwas mit Szigethy?«
    Réka lächelte stolz. »Szigethy-Prinzessinnen wie ich gehören auf die andere Seite, hat er gesagt. Ganz schön verrückt, nicht?«
    »Woher kennt er deinen Nachnamen?«
    »Keine Ahnung.« Réka wirkte jedoch nicht wirklich überrascht. »Hochadel sind wir auch nicht gerade.«
    »Ihr seid adelig? Echt?«
    Réka lachte. »Fast jeder ist in Ungarn adelig. Es ist einfach nur peinlich.«
    Hanna hatte das unbestimmte Gefühl, dass das Mädchen von dem jungen Mann mit der ungewöhnlichen Anmache ablenken wollte. »Woher kennt er dich?«, fragte sie noch einmal.

    Sie blickte sich um, aber der Fremde in der Lederjacke war im Gedränge verschwunden.
    »Warum sollte ich ihn kennen? He, du bist ja sauer«, stellte Réka fest und lachte auf einmal. »Weil er es zu mir gesagt hat und nicht zu dir!«
    »Ach was!« Hanna schüttelte lachend den Kopf. »Was für ein Unsinn! Ich bin nicht hier, um mich von fremden Kerlen anbaggern zu lassen.«
    Réka war überrascht. »Du hast einen Freund?«
    »Nein! Das heißt - es ist noch nicht lange her, dass wir uns getrennt haben. Ich hab erst einmal genug. Ich will gar keinen neuen Freund.«
    »Wie hieß er?«, fragte das Mädchen neugierig.
    »Maik.« Hanna wollte eigentlich gar nicht über ihn reden. Erst recht nicht mit Réka, die auch nicht gerade ausgiebig über ihre Gefühle sprach. Alles hatte so gut angefangen … und dann hatte es sich einfach in Luft aufgelöst. Statt mit Maik zusammen ein Studium anzufangen, so wie sie es geplant hatten, war sie nun hier und musste sich zwangsweise mit einem Mädchen anfreunden, das ihr völlig fremd war. Und dachte an einen jungen Ungaren, dem sie nur für wenige Sekunden begegnet war. Er hatte sich nicht an sie gewendet, aber er hatte sie angesehen. Merkwürdigerweise reichte das schon, um die bitteren Erinnerungen an Maik verblassen zu lassen, als wäre er nichts als ein Schatten aus einem fremden Leben.
     
    Réka weinte in dieser Nacht. Hanna hatte sich nur ein Glas Wasser holen wollen und war wie erstarrt im Flur stehen geblieben, als sie das merkwürdige Geräusch hörte. Da weinte jemand. Oder war es ein Lachen? Und eine Stimme, Rékas Stimme.
    Auf bloßen Füßen tappte Hanna zur Zimmertür des Mädchens. Ihr Herz begann wild zu schlagen. Hatte Réka etwa Besuch? Jetzt, mitten in der Nacht?

    Die Hand schon an der Klinke, zögerte sie. Es gab wohl nichts Peinlicheres, als hereinzuplatzen, falls tatsächlich jemand da war. Wenn sie zu zweit waren. Aber Himmel, das Mädchen war erst vierzehn.
    »Nein, bitte nicht! Nein, nein!«
    Entschlossen drückte Hanna die Klinke herunter und riss die Tür auf.
    Réka lag allein in ihrem Bett. Unruhig wälzte sie sich hin und her. Sie träumte offenbar, einen wilden, schrecklichen Traum.
    »Nein! Du tust mir weh! Bitte nicht! Lass mich! Nein, hör auf!«
    Mit beiden Händen umfasste sie ihren Hals und trat mit den Beinen nach einem unsichtbaren Angreifer, dann wurde sie plötzlich ruhig und weinte nur noch still vor sich hin.
    »Réka. Réka, wach auf!« Behutsam berührte Hanna sie am Arm, an den Schultern. Was musste das Mädchen erlebt haben, um solche Dinge zu träumen?
    »Warum tust du das? Ich liebe dich doch. Warum tust du das nur?«
    Hanna rüttelte sie etwas fester. »Alles ist gut. Du träumst nur.«
    Réka schluchzte noch einmal auf und öffnete die Augen.
    »Wer ist da? Mama?«
    »Ich bin es. Hanna. Du hast schlecht

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