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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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geträumt.«
    »Was willst du in meinem Zimmer? Du hast hier nichts verloren. Warum weckst du mich? Lass mich in Ruhe.«
    »Schlaf gut.« Leise schlich Hanna in ihr Zimmer zurück, aber nun war sie es, die unruhig schlief. Die trostlose Verzweiflung in Rékas Stimme, während sie sich im Traum gegen einen Menschen wehrte, den sie liebte, ließ Hanna nicht mehr los.
    Irgendetwas war mit diesem Mädchen ganz und gar nicht in Ordnung. Hatte sie nicht schon gleich am ersten Tag gewusst, dass hier etwas nicht stimmte?

    Zum ersten Mal hatte Hanna das Gefühl, dass sie Rékas Geheimnis auf der Spur war. Auch wenn sie nach dem, was sie heute Nacht gehört hatte, lieber gar nicht wissen wollte, worin es bestand.
    In den nächsten Tagen suchte sie ständig nach einer Gelegenheit, um allein mit Réka zu reden. Es war schier unmöglich. Beim Frühstück war das Mädchen sowieso nicht ansprechbar. Wenn sie aus der Schule nach Hause kam, schloss sie sich in ihrem Zimmer ein oder traf sich sofort mit Freundinnen. Hanna hatte den Eindruck, dass sie ihr absichtlich aus dem Weg ging. Ihre Miene war dermaßen finster und trotzig, dass sie todsicher damit rechnete, wegen ihres Albtraums verhört zu werden.
    Vielleicht jedoch auch wegen der Dinge, die diese Albträume verursachten. Jeden Tag schien sie blasser und durchscheinender zu werden. Unter den Augen hatte sie dunkle Ringe, als würde sie die Nächte durchmachen. Vielleicht schlief sie tatsächlich kaum, auch wenn sie zu Hause in ihrem Zimmer war - ließen diese schrecklichen Träume sie überhaupt schlafen?
    Réka würde nichts sagen. Da konnte bohren, wer wollte, sie würde nichts preisgeben, gar nichts.
    Nachdem Hanna zu dieser Erkenntnis gelangt war, beschloss sie, es gar nicht erst mit Ausfragen zu versuchen. Sie lächelte aufmunternd, als Réka mit ihrer allergrimmigsten Miene ihr Brot in sich hineinstopfte, ignorierte sie aber ansonsten. Na gut , dachte sie, wenn sie es so haben will, meinetwegen.
    Zugleich warf das Mitleid mit diesem Mädchen sie nahezu um. Eine Vierzehnjährige sollte keine solchen Träume haben. Womöglich war sie schon zu alt, um noch in Rosarot zu träumen, doch musste ihr Leben deswegen gleich solch ein schrecklicher Albtraum sein?
    Réka schnappte sich ihre Schultasche und verschwand. Hanna musste sich Attila zuwenden, der wie immer ausgiebig
trödelte, ihn ins Auto verfrachten und zur Schule bringen. Erst als sie beide Kinder erfolgreich losgeworden war, konnte sie sich der schwierigen Aufgabe widmen, die sie sich vorgenommen hatte.
    Frei. Im Haus war es so still, dass sie in der Küche die Uhr ticken hörte.
    Als sie die Tür zu dem Teenagerzimmer aufstieß, hatte sie sich mit einem Staubtuch bewaffnet. Ordnung. Sie hatte nicht vergessen, dass Réka ihr ausdrücklich untersagt hatte, den Raum zu betreten, aber Mónika hatte darauf bestanden, dass auch dort das Chaos wenigstens hin und wieder gebändigt werden musste. Was sie hier tat, geschah also auf ausdrücklichen Wunsch ihrer Gasteltern. Trotzdem hatte Hanna das ungute Gefühl, ein Eindringling zu sein und etwas Verbotenes zu tun. Ein Heiligtum zu entweihen. Vielleicht hätte es sich nicht so schrecklich angefühlt, wenn sie tatsächlich nur zum Putzen hereingekommen wäre. Lüften, Blumen gießen. Warum die zwei armseligen Pflanzen hier überhaupt noch herumstanden, war ihr ein Rätsel - Fensterschmuck sah anders aus. Und immer wieder Blicke auf den Schreibtisch, auf Hefte, Bücher, Zeitschriften, lose Zettel. Sie wischte dazwischen herum, in der Hoffnung, dass Réka nichts auffiel. Aber wie konnte sie behaupten, hier geputzt zu haben, wenn sie nicht mal die leeren Bonbontüten und Getränkedosen mitnahm? So oder so, Réka würde sofort merken, dass sie hier gewesen war. Da konnte sie auch gleich richtig suchen.
    Hastig durchwühlte Hanna sämtliche Schubladen. Eigentlich gab es keinen Grund zur Eile; bis die Schule aus war, vergingen noch Stunden. Trotzdem wollte sie so schnell wie möglich fertig werden.
    Ihr Herz klopfte wie wild. Sie war nicht hier, um jemanden zu retten. Wie konnte sie glauben, Réka helfen zu können? Gerade sie? Wenn es nicht mal die Eltern interessierte, was ihre Tochter trieb?

    Himmel, wo war bloß das Tagebuch? Führten nicht alle Mädchen in diesem Alter Tagebuch? Aber vielleicht war das ja in Ungarn anders.
    Nicht einmal zwischen der Unterwäsche gab es eins. Auch keine Briefe. Gut, geschenkt, wer schrieb heutzutage überhaupt noch Liebesbriefe?
    Hannas Hände

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