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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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und tödlich wie die Sonne, fast unerträglich und trotzdem unverzichtbar.
    Der Lichtkönig drückte ihn einmal kurz an die Brust. Nur kurz, und doch war es Mattim, als würde das Feuer durch ihn hindurchbrennen, schmerzhaft und wohltuend zugleich.
    »Komm mit, Vater«, sagte der Prinz. »Bitte. Wir können es entscheiden. Jetzt. Die Schatten stehen unten am Fluss.«
    »Sie werden nie hinüberkommen. Beruhige dich. Wir haben nichts von ihnen zu befürchten.« Schon war er wieder der Alte, der Erfahrene, der Schutz und Schild ausbreitete über all jene, die er liebte.
    Es bereitete Mattim keine Genugtuung, dass er mehr wusste als sein Vater. »Sie werden über das Eis gehen«, sagte er. »Vielleicht haben sie es sogar schon getan. Vielleicht erklimmen sie in diesem Augenblick die Mauer.«
    Der König starrte ihn einen Moment lang an. Was sah er in Mattims Augen? Kunun, der mit wehendem Mantel über den Fluss schritt, die Mundwinkel voller Blut? Hanna und
Réka in der Gewalt der Feinde und einen Becher, der die Vernichtung Akinks enthielt? Oder reichte die drängende Eile, die sich in dem Gesicht seines Sohnes offenbarte? Die Zeit verrann unerbittlich. Von den vielen Fragen, die Farank haben musste, stellte er keine einzige. »Komm!«, rief er, schon an der Tür, und zog Mattim auf den Gang hinaus.
    Die beiden liefen an erstaunten Wachposten vorbei, an Wächtern, die hastig grüßten, und während sie noch rannten, hörten sie das Horn rufen.
    Gefahr! Feinde! Schatten!
    Zu spät! Die beiden Worte hämmerten in Mattims Gedanken ihren unheilvollen Rhythmus, während sie durch Flure liefen, Treppen hinuntereilten, er immer dem König nach, der atemlos voranhastete.
    Der Ruf der Hörner gellte durch die Burg, über die Stadt hinweg, laut, klagend, warnend: Feinde! Schatten! Gefahr!
     
    Der Fluss, breit und weiß wie eine Straße. Und dort drüben die Stadt, über der ein Lichtschimmer hing. Inzwischen schneite es so stark, dass sie kaum noch zu sehen war, nur zu erahnen, etwas Warmes, Leuchtendes jenseits der Dunkelheit. Unter ihnen, unter dem Eis, der Fluss. Wenn sie nur Réka etwas Wasser hätte geben können! Hannas Hände tauchten durch den Schnee, bis sie das kalte Eis berührte, die dicke Schicht, die sie trug. So taub waren ihre Finger, dass sie die Kälte kaum noch spürte. Sie hob eine Handvoll Schnee auf und berührte damit ihre eigenen Lippen.
    Schnee, der auf dem Eis gelegen hatte, über dem Fluss des Lichts … Hanna dachte an die Worte, die Mattim immer wieder gesagt hatte, wie einen magischen Spruch, wie ein Versprechen, das kurz vor der Erfüllung stand: Das Licht wird die Wunden heilen, welche die Finsternis geschlagen
hat … Eine andere Szene trat vor ihr geistiges Auge. Atschorek im Deryné, eine noch fremde, unendlich schöne Atschorek, die versonnen sagte: In Magyria tranken wir am Abend einen Trunk aus geschmolzenem Licht. Es war wie ein Sternenschauer, der durch unsere Glieder rann.
    »Trinkbares Licht«, flüsterte Hanna. Entschlossen schob sie sich den Schnee in den Mund und zwang sich, möglichst viel davon hinunterzuschlucken. Ihr wurde davon noch kälter, so kalt, dass sie sich kaum rühren konnte. Vielleicht war nicht genug Licht darin. Nur Schnee, nichts weiter als Schnee …
    »Hier, Réka. Ich habe nichts als das. Noch mehr Kälte, bloß noch mehr. Aber wir haben nichts zu verlieren.«
    Der Schnee schmolz nicht in ihren kalten Händen. Sie konnte lediglich etwas davon auf Rékas leicht geöffneten Mund legen. Gefrorenes Licht … Nein, nicht einmal das. Nur der Schnee, der auf dem gefrorenen Licht lag, nichts weiter als kalter, eiskalter Schnee.
    »Réka, bitte …«
    Erstaunlicherweise fühlte sie sich selbst bereits etwas besser. Wenn sie jetzt aufsprangen und losrannten, könnten sie den Schatten vielleicht tatsächlich entkommen.
    Das Mädchen seufzte leise. Ermutigt grub Hanna nach noch mehr Schnee, von der untersten Schicht, direkt über dem Eis, sie kratzte mit den Fingernägeln daran so gut sie konnte. »Hier. Hier, Réka, das ist mehr als Schnee. Oh, bitte. Bitte, bitte, bitte.«
    Wieder seufzte Réka. Ihre Lippen formten einen Namen, noch ohne Laut. »Kunun.«
    Die Schatten bemerkten nicht, was vor sich ging. Sahen nicht, wie Hanna Schnee aß und Réka damit fütterte und wie das gefrorene Licht sie stärkte, so sehr, dass Réka schließlich die Augen aufschlug und fragte: »Wo sind wir?«
    »Leise«, flüsterte Hanna. »Wir sind in Gefahr. Kannst du laufen?«

    »Warum sollte

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