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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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gefragt. »Wenn die Wölfe kommen, gehen die Pferde sowieso durch. Wenn wir kämpfen müssen, kämpfe ich mit euch.«
    Doch Morrit hatte gar nicht mit sich reden lassen. »Du bist unser Prinz«, sagte er nur. »Und wir bringen dich nach Hause.«

    Auch aus den Gesichtern der anderen war auf einmal alle Freundschaft, alle Kameradschaft gewichen. Sie betrachteten ihn wie einen Schatz, den es zu bewachen galt. Er fühlte, wie Miritas blaue Augen auf ihm ruhten, mit einem Ausdruck überlebensgroßer Entschlossenheit.
    Wie konnte er zulassen, dass sie sich für ihn opferten? Es war das Licht, das für das Volk strahlen sollte, nicht umgekehrt.
    »Ich kämpfe mit euch. Ich bin bereit, mit euch zu sterben.«
    Morrit lachte unfroh. »Zu sterben? Niemand von uns wird hier in Ehren sterben, wie es einem Soldaten zukommt. Wenn sie uns erwischen, werden wir etwas ganz anderes sein. Nicht tot und nicht lebendig.«
    »Warum hat dieser Schatten so geschrien, als er gebrannt hat?«, fragte Mattim. »Sie sind doch schon tot. Wie kann ein Untoter leiden?«
    »Ich wünsche ihm, dass er gelitten hat«, flüsterte Mirita, erfüllt von grimmiger Wut. »Für jeden von uns, dem er das Leben genommen hat.«
    »In diesem Kampf gibt es keinen ehrenhaften Tod«, sprach Morrit weiter. »Wir würden der Albtraum sein, der Magyria heimsucht. In wessen Hals willst du die Zähne schlagen, prinzliche Hoheit? Und das ist nicht einmal das Schlimmste.«
    Mattim fragte nicht, was das Schlimmste war. Er war in dem Bewusstsein aufgewachsen, das Licht von Akink zu sein, man hatte es ihm so oft gesagt … aber es war nicht zu begreifen, dass von ihm so viel abhing. Jeden Morgen ging die Sonne auf, und jeden Abend ging sie unter. Wie konnte sie seinetwegen scheinen, oder wie konnte sie sich seinetwegen verdunkeln?
    »Still.« Der vorderste der Wächter hob die Hand. Sie blieben hinter ihm stehen. Die Pferde spitzten die Ohren. Lag der Geruch der Wölfe in der Luft? Sie beobachteten ihre
Tiere, doch nichts wies auf die Anwesenheit ihrer schlimmsten Feinde hin.
    Da stieß Goran einen kleinen Schrei aus.
    Vor ihnen auf dem Weg, mitten im Sonnenlicht, das glitzernd zwischen den Bäumen hindurchfiel, stand ein Mann. Er war groß und schwarzhaarig, sein langer schwarzer Mantel berührte fast den Boden. Mattim erkannte ihn sofort, obwohl er zu weit entfernt war, um das Gesicht deutlich sehen zu können, und er kannte die Stimme, die klar und deutlich zu ihm sprach.
    »Komm zu mir, und ich lasse die anderen gehen.«
    Morrit legte dem Prinzen die Hand auf den Arm, als fürchtete er, Mattim könnte diesem Befehl tatsächlich gehorchen.
    »Komm und hol ihn dir!«, rief er laut, und ohne den Blick von der dunklen Gestalt zu nehmen, zischte er den anderen zu: »Schießt, beim Licht, schnell!«
    Goran spannte ihren Bogen und ließ einen Pfeil fliegen, schlank und befiedert, aber ihre Hand hatte gezittert, und der Fremde musste nicht einmal zur Seite treten. Er lachte leise, und als er auf sie zuging, rückten die Wächter vor Mattim näher zusammen.
    Der junge Thronfolger hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen, auf einem Bild in einer geheimen Galerie, ein Antlitz, schön und dunkel wie der Abend.
    »Nein«, wollte Mattim rufen, aber wie in der Nacht, als er den Schatten über den Schläfern gesehen hatte, brachte er keinen Ton heraus, seine Stimme war fort, nur die Lippen bewegten sich.
    »Dich krieg ich«, murmelte Mirita. Sie wartete hinter den anderen, und als der Fremde nur noch zwanzig Schritte entfernt war, ließ sie ihren Pfeil los. Er sang nicht, als er flog, sondern blieb stumm wie sie alle, und als trüge er Miritas ganze Wut in sich, bohrte er sich in die Schulter des dunkelgewandeten Mannes. Dieser zuckte nicht einmal
zusammen. Er wandte den Blick nicht von Mattim, der ihm entgegenstarrte und zu atmen vergaß. Der Junge wartete darauf, dass der andere den Aufruf wiederholte, aber der Jäger musterte ihn nur, ohne die anderen zu beachten.
    Hinter ihnen ertönte plötzlich ein lautes Heulen. Sie fuhren herum und sahen die Wölfe auf sich zukommen, ein ganzes Rudel, eine graue Flut, die auf sie zuströmte.
    »Auf die Pferde!«, schrie Morrit. Der Weg vor ihnen war frei - nichts wies darauf hin, dass hier eben noch der König der Schatten auf sie zugegangen war und den einzigen Wegzoll von ihnen verlangt hatte, den sie ihm nicht geben konnten. »Reitet!«
    Wieder galoppierten sie, auf Pferden, die vor Furcht mindestens ebenso wahnsinnig waren wie sie. Mattims

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