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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Schimmel streckte sich im Lauf, obwohl er kaum noch Kraft besaß. Dann schrie hinter ihnen gellend ein Mann auf, und Morrit rief wieder: »Weiter! Weiter!«
    Der Schimmel bäumte sich auf. Mattim merkte, wie ihm die langen Haare durch die Finger glitten. Er erlebte den Moment so langsam, als hätte er die Macht, den Sturz jederzeit anzuhalten, fiel vom Rücken des Tieres auf die harte Erde, über ihm die Hufe von Miritas Braunem. Er rollte sich ab und wartete, bis die Luft in seine Lungen zurückkehrte. Eins der Pferde rutschte in die anderen hinein, und er sah die strampelnden Beine eines Rappen, dann packte ihn jemand am Kragen und schleifte ihn zur Seite.
    »Steh auf! Mattim, kannst du aufstehen?« Morrit zog ihn hoch, und er stand da und rang nach Atem, während um ihn her die Welt ein einziges Chaos war.
    Jetzt erst merkte er, was sein sonst so treues Pferd dazu gebracht hatte, ihn abzuwerfen. Vor ihnen auf dem Weg standen Wölfe - nicht so viele wie die, die sich hinter ihnen heranschlichen, dafür waren sie weitaus größer. Ein
Blick in die runden Augen, die zu ihm herüberstarrten, genügte, um zu erkennen, dass sie nur seinetwegen hier waren. Wölfe, so schön und so groß wie das silberne Tier, dem er die roten Spuren auf seinem Rücken verdankte.
    »Schattenwölfe«, flüsterte Morrit neben ihm. »Die Falle ist zugeschnappt.«
    »Sie wollen mich«, flüsterte Mattim zurück. »Vielleicht lassen sie euch gehen, wenn ich … Mirita!«
    Ganz allein trat die junge Bogenschützin den riesigen Wölfen entgegen. Sie wedelte mit einem Schwert, das sie mit beiden Händen halten musste, einem Langschwert, das einem der Wächter gehört hatte. »Verschwindet, ihr Biester!« Mirita hinkte so stark, dass sie jeden Augenblick zu stürzen drohte. »Weg! Weg!«
    Morrit drehte sich suchend um, griff nach dem letzten Pferd, das noch stand, packte Mattims Bein und hob ihn hinauf. »Reite! Wir lenken sie ab. Verdammt, reite, Mattim, reite!«
    Er schlug das Pferd, das sofort losstürmte, und ging mit gezücktem Schwert auf die Wölfe los.
    Das Pferd galoppierte wie der Wind. Mattim warf einen raschen Blick über die Schulter und sah, dass die großen Wölfe sich nicht lange hatten aufhalten lassen. Sie waren hinter ihm und holten rasch auf.
    »Schneller!«, schrie er. »Lauf! Lauf!«
    Das Pferd schoss förmlich nach vorne. Mattim spürte schon den Atem der Bestien an seinem Bein … dann waren sie nicht mehr da, fielen zurück und verschwanden im Wald. Mehrmals blickte er sich um. Die Wölfe hatten die Verfolgung aufgegeben.
    Das Pferd stolperte, fing sich, stolperte wieder. Zu Tode erschöpft blieb es schließlich stehen, mit bebenden Flanken und hängendem Kopf.
    Mattim lobte es, aber er hatte das Gefühl, dass es ihn nicht mehr hörte. Es stand da, ergeben, als wartete es auf das Ende.

    Er starrte den Weg zurück, den er geritten war. Noch gab es von seinen Freunden keine Spur.
    »Wo bist du, Kunun?«, rief er laut. »Ich weiß, du bist da! Aber ich komme nicht zu dir! Nie! Tu, was du willst, ich werde nicht kommen!«
    Er wartete auf eine Antwort, doch der Wald blieb stumm. Mattim setzte sich neben das Pferd mitten auf den Weg und wartete auf diejenigen, die von Morrits Truppe übrig geblieben waren.
     
    Morrit. Mirita. Goran. Zwei weitere Männer, Roman, der besonders stark humpelte, und Derin. Erschöpft kamen sie näher, die drei letzten Pferde führten sie. Mattim freute sich, dass sein Schimmel darunter war, grau und staubbedeckt, aber unverletzt.
    Einige Meter vor ihm blieben sie stehen.
    Mirita wollte auf ihn zulaufen, da packte Morrit sie am Arm. »Nicht. Du weißt nicht, ob er …«
    »Mir ist nichts passiert«, sagte Mattim.
    »Sie haben dich nicht erwischt?«, fragte Morrit ungläubig. »Dabei sind sie hinter dir her, und zwar alle, das ganze Rudel! Dein Pferd - siehst du nicht, dass es blutet? Und wir sollen dir glauben, dass sie dich nicht geholt haben, dass du immer noch unser Prinz bist?«
    Mattim war so müde, dass er kaum die Hand heben konnte, um sich das Haar aus dem Gesicht zu streichen.
    »Ich bin es«, sagte er. »Ihr könnt mich untersuchen, wenn ihr wollt, bitte.«
    »Du blutest«, sagte Goran. »Da, am Arm.«
    Er hatte es gar nicht gemerkt, doch da war tatsächlich eine Schramme. »Ich bin vom Pferd gestürzt, vorhin«, sagte er. »Ihr wart dabei, oder nicht?«
    »Es ist kaum zu glauben«, meinte Morrit, und in seinem Gesicht stritt das Misstrauen mit der Hoffnung, »dass sie so viel unternommen

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