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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Hanna gerade das merkwürdig. War das Mädchen nicht immer noch in ihn verliebt? Wenn sie seit neuestem wusste, was bei den Treffen mit Kunun geschah, warum redete sie dann nicht darüber? Immerhin waren sie fast so etwas wie Freundinnen geworden.

    Von der Treppe aus hatte Hanna das Wohnzimmer im Blick. Ein Fuß in einem schwarzen Strumpf ragte ins Bild. Rékas Angewohnheit, sich immer quer über die Sessel zu legen!
    »Du gehst abends gar nicht mehr weg«, sagte Hanna versuchsweise, nachdem sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte.
    Réka, die gerade in einer Zeitschrift blätterte, tat auffällig unbeteiligt. »Ach, ich muss zurzeit halt viel lernen.« Sie hob langsam die Lider und schenkte ihrem Gegenüber einen so naiven, unschuldigen, kindlichen, mädchenhaften Schülerinnenblick, dass er unmöglich echt sein konnte.
    »Und er?«
    Wenigstens fragte das Mädchen nicht, wer gemeint war. »In der Woche ist nun mal nicht so viel Zeit.«
    Hanna sah Réka nie mit ihm telefonieren. Sie beugte sich nicht über ihr Handy, um die neueste SMS zu lesen und dabei verliebt zu grinsen. Hatten die beiden sich getrennt? Aber ein Teenager mit Liebeskummer sah anders aus, das wusste Hanna aus eigener leidvoller Erfahrung.
    Eine zweite Möglichkeit fiel ihr ein, aber sie biss sich rechtzeitig auf die Zunge, bevor sie es laut aussprechen konnte. Réka traf sich weiterhin mit Kunun, allerdings achtete sie viel mehr als vorher darauf, dass niemand es mitbekam. Denn Kunun wusste jetzt, dass das Au-pair-Mädchen ihn enttarnen wollte, und er ließ sich nicht gerne dabei stören, ihr das Blut auszusaugen.
    Hanna schimpfte mit sich selbst, während sie die Treppe in ihr Zimmer hochging. Das Blut aussaugen. So etwas auch nur zu denken, sagte nichts Gutes über einen aus. Merkwürdigerweise kam es ihr vor, als hätte sie sich allein dadurch, dass sie an so etwas dachte, auf eine Seite mit Mária und ihrer durchgeknallten Oma gestellt. Kunun konnte gar kein Vampir sein, weil es keine Vampire gab. So einfach war das.

    War es nicht so, als wäre die ganze Menschheit übereingekommen, dass es so war? Wer war sie, sich gegen die gesamte Weltbevölkerung zu stellen, mit Ausnahme vielleicht von Mária und ihrer Familie? Drei gegen die ganze Welt. Na wunderbar! Wenigstens war sie Kunun schon mal begegnet. Er sah zwar verboten gut aus, doch mit einem Vampir hatte er nun wirklich nicht das Geringste gemein. Kein bleiches Gesicht, keine spitzen Zähne. Gut, er trug Schwarz, aber warum auch nicht? Wenn bloß nicht diese Atschorek gewesen wäre …
    Böse , flüsterte es in Hannas Kopf. Sie war böse. Du hast es gewusst. Du hast es gefühlt. Böse …
    Baj. Gonosz. Vér. Wie sollte sie irgendjemandem erklären, dass sie neben einer ihr fremden Frau gesessen hatte, der sie mühelos zugetraut hatte, jemanden umzubringen oder zu vergiften? Sie wusste nur, dass sie nie zuvor so jemanden getroffen hatte und auf einmal bereit war, nahezu alles zu glauben.
    Hanna strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Vampir. Wenn sich doch auch dieses Wort wegstreichen ließe, mit einer einzigen Handbewegung. Es einfach aus ihrem Leben hinauswischen, damit endlich Normalität einkehrte!
     
    Nachdem Hanna Attila zur Schule gebracht hatte, fuhr sie weiter zu Rékas Gymnasium. Sie war noch nie dort gewesen; eine gute Gelegenheit, um sich zu verfahren, doch schließlich hatte sie die richtige Straße gefunden. Sie parkte in einiger Entfernung und überlegte, was sie tun sollte. Réka kam nicht zu spät nach Hause, demnach traf sie Kunun nicht nach der Schule. Entweder sie ging gar nicht hin und schwänzte - aber hätte sich dann nicht jemand von der Schulleitung gemeldet? -, oder sie traf ihn in der Pause.
    Hanna zog ihre Tasche vom Beifahrersitz zu sich herüber. Eine Baseballkappe. Eine schwarze Jacke, die sie sich erst vor ein paar Tagen gekauft hatte und die Réka nicht
kannte; das Mädchen würde sie also daran von weitem nicht erkennen. Hoffentlich.
    Sie band sich die Haare zusammen und steckte die Strähnen unter die Kappe. Der Rucksack machte sie hoffentlich zu einer ausreichend glaubwürdigen Schülerin. Erst als sie ein paar Jugendliche die Straße hinunterschlendern sah, stieg sie aus und ging ihnen langsam hinterher. Stecker in die Ohren. Wenn man Musik hörte, interessierte es keinen, wie langsam man ging oder ob man einfach nur herumstand und auf irgendetwas wartete.
    Der Schulhof begann sich zu füllen. Das Gebäude, selbst wenn es wesentlich

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