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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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gut?«
    Sie musste sich nicht verstellen. »Ja, es geht mir nicht so besonders. Tut mir leid.« Ich wäre fast von einem Vampir gebissen worden, aber sonst geht es mir gut, danke der Nachfrage. Natürlich versuchte sie zu lächeln.
    »Das braucht dir nicht leidzutun«, meinte Mónika freundlich. »Brauchst du etwas? Soll ich dich zum Arzt fahren?«
    »Ist nicht nötig«, sagte Hanna schnell. »Ich hab bloß meine Tage. Da ist mir manchmal nicht gut.«
    »Dann ruh dich am besten aus.« Die Gastmutter schloss die Tür wieder sacht. Wahrscheinlich hatte sie etwas vergessen, denn gleich darauf hörte Hanna erneut, wie jemand die Klinke herunterdrückte. Nur diesmal war es nicht Mónika.
    Réka baute sich vor Hannas Bett auf und funkelte sie von oben herab an. »Du legst dich hin und spielst krank? Um mir nicht in die Augen schauen zu müssen? Nur zu! Sieh mich an, trau dich! Wie ist es, wenn man versucht, jemandem den Freund auszuspannen, he?«
    »Ich habe nicht …«, begann Hanna, doch Réka ließ sie nicht ausreden.
    »Jetzt durchschaue ich dich endlich. Du hast mir Kunun von Anfang an nicht gegönnt. Ständig hast du ihn schlechtgemacht, damit du ihn dir selbst schnappen kannst! Ich hasse dich!« Tränen stürzten ihr aus den Augen. »Ich hasse dich wirklich! Aber du wirst dir an Kunun die Zähne ausbeißen. Er liebt mich und nur mich. Ich werde dafür sorgen, dass Mama und Papa dich zurück nach Deutschland schicken. Du wirst schon sehen, das mache ich!«

    »Kunun wollte mich nicht küssen«, sagte Hanna müde. »Er wollte mich beißen.«
    »Du spinnst doch!« Um Rékas Augen lagen dunkle Ringe. Blass, erschöpft und leer wirkte das Mädchen.
    Hanna versuchte, alle Vorwürfe an sich abprallen zu lassen. »Wie geht es deinem Hals? Alles in Ordnung? Wetten, dass du dich nicht daran erinnern kannst, was passiert ist, nachdem er dich eingeholt hat?«
    »Er - er liebt mich«, wiederholte Réka stur, war allerdings noch eine Spur blasser geworden. »Und du verschwindest jetzt hier. Fang am besten gleich an zu packen.«
    »Réka?« Mónika streckte ihr freundliches Gesicht durch die Tür. »Was schreist du hier so herum? Hanna braucht Ruhe. Komm an den Tisch.«
    »Ich bin gleich da.« Sobald ihre Mutter gegangen war, trat sie Hanna mit voller Wucht gegen das Schienbein. »Du gehst«, zischte sie. »Wo auch immer du hergekommen bist.«
    »Kannst du das auch auf Deutsch sagen? Wenn nicht, habe ich hier meine Pflicht noch nicht erfüllt.«
    Außer sich vor Wut hob Réka die Hand, aber Hanna ließ sich nicht einfach so schlagen. Die beiden rollten zusammen aufs Bett. Réka bekam ihre Haare zu fassen und zog so heftig, dass Hanna vor Schmerz aufheulte. Dennoch rangen sie beide gedämpft; keine von ihnen wollte die Mutter das hier sehen lassen. Das Au-pair-Mädchen mit der Tochter am Raufen - da konnte sie gleich einpacken.
    Hanna zwang Réka nach unten und zerrte an deren Halstuch. »Zeig her. Nun zeig schon.«
    »Du bist ja verrückt! Du Wahnsinnige!«
    »Das hier sind also Mückenstiche? Sieht das etwa aus wie Mückenstiche?«
    Ein großer Blutfleck beschmutzte das bunte Tuch. »Schau dir das an. Schau endlich hin! Kunun ist ein Vampir.«
    »Lass mich los! Ich hasse dich!«

    »Sieh endlich hin!«
    Réka riss sich los und stürmte schluchzend hinaus.
     
    Es dauerte eine Weile, bis Hannas Herzschlag sich wieder beruhigte. Was war sie nur für eine Idiotin! Worum ging es überhaupt - darum, Réka zu retten, oder zu beweisen, wer Recht hatte? Wenn sie dem Mädchen helfen wollte, nützte es gar nichts, es so gegen sich aufzubringen.
    Sie musste beweisen, dass Kunun ein Vampir war. Irgendwie musste sie es Réka beweisen. Ihr den Beweis auf den Schreibtisch legen, damit ihr Schützling sich in Ruhe damit auseinandersetzen konnte. Ein Foto. Ein Film. Irgendetwas in der Art, vielleicht gar ein aufgezeichnetes Geständnis, so wie sie es in den Filmen immer machten.
    Hanna begann hastig in ihren Sachen zu kramen, bis sie ihr Handy fand. Der Akku war noch fast voll.
    Tu nichts Unüberlegtes, sagte sie zu sich selbst. Ganz ruhig. Geh die Sache überlegt an, damit es nicht wieder so endet.
    Tatsache war, dass sie vermutlich sehr wenig Zeit hatte. Sie hatte keine Ahnung, was Réka ihren Eltern erzählen würde, um sie loszuwerden. Dass sie ihr den Freund ausgespannt hatte? Womöglich würde sie irgendetwas erfinden. Falls es ihr gelang, Ferenc und Mónika auf ihre Seite zu ziehen, würde sie höchstwahrscheinlich schon sehr bald die

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