Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
Vom Netzwerk:
brechen.
    »Hier ist er!«, schrie sie. »Kommt her, ich hab ihn! Bringt die Lampen!« Ohne einen weiteren Versuch, sie von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen, drehte Mattim sich um und rannte.

ZWEITER TEIL
    STADT DER LÖWEN

SECHZEHN
    BUDAPEST, UNGARN
    Zum zweiten Mal nach Ungarn zu kommen war wie eine Heimkehr. Es tat Hanna leid, Weihnachten und Silvester hier verpasst zu haben. Sie hatte geglaubt, dass sie es genießen würde, ein wenig Abstand zu gewinnen. Weit weg von Budapest, weit weg von der bohrenden Frage, wie sie Réka helfen sollte. Die ganze Vampirgeschichte würde ihr aus der Entfernung lächerlich vorkommen, und sie würde mit klarem Durchblick neu anfangen können. Doch natürlich hatte sie die ganze Zeit an nichts anderes gedacht. Ihr altes Kinderzimmer, der Tannenbaum, die Geschenke - das alles hatte ihr noch nie so wenig bedeutet. Es machte auch keinen Spaß, von Ungarn zu erzählen, von der Familie und den Kindern, denn sie konnte nie alles loswerden, was ihr auf der Zunge lag.
    »Ich hatte Angst, du kommst nicht zurück.« Attila drückte sie so fest, dass sie ihn kitzeln musste, um sich zu befreien. Sie rollten lachend über den Boden.
    Sogar von Réka gab es eine Umarmung, etwas verhaltener zwar, aber ihre Stimme klang aufrichtig, als sie sagte: »Gut, dass du wieder da bist. Du gehörst einfach dazu. Es war ganz komisch, Weihnachten ohne dich.«
    Das Mädchen wirkte blass, fast durchscheinend, ein wandelndes Gespenst.
    Mit einem einzigen Vorsatz für das neue Jahr war Hanna nach Budapest zurückgekehrt: Kunun auf frischer Tat zu ertappen.

    Freitags kam Réka erst gegen vier Uhr nach Hause, weil sie noch zum Sport ging. Ob sie das tatsächlich tat? Sie sah nicht aus, als würde sie überhaupt irgendetwas für ihre Gesundheit tun.
    Freitagmittag holte Hanna Attila von der Schule ab und befahl ihm, Hausaufgaben zu machen. Das war der beste Weg, um dafür zu sorgen, dass er sich wutschnaubend in sein Zimmer zurückzog und die Tür zuknallte. Dabei hätte sie die Sache längst durchschauen müssen. Wenn sie wollte, dass er brav über seinen Heften saß, musste sie ihm etwas Tolles in Aussicht stellen.
    »Wollen wir heute Nachmittag losziehen und Réka abholen? Das geht allerdings nur, wenn du rechtzeitig fertig bist.«
    »Fahren wir mit dem Bus?«
    Attila fuhr für sein Leben gern mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Als Hanna nickte, holte er sofort seine Schulaufgaben aus dem Ranzen und war fünf Minuten später fertig. Sonst kontrollierte sie immer, was er getan hatte, denn der Junge neigte dazu, so schnell zu schreiben, dass man weder Buchstaben noch Zahlen erkennen konnte. Heute wollte Hanna jedoch rechtzeitig beim Gymnasium sein und fand es ausnahmsweise vertretbar, nachlässig zu sein.
    »Na, dann komm.«
    Réka würde sich vielleicht wundern, dass sie beide vor der Schule aufkreuzten, aber wenigstens hatte es dann nicht den Anschein, als würde Hanna ihr hinterherspionieren. Wir wollten uns nur ansehen, wie du Handball spielst, würde sie sagen. Ist doch kein Problem, oder?
    Aufgeregt zappelte Attila auf dem Sitz herum. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er lieber aus dem Fenster schauen oder die anderen Fahrgäste beobachten sollte. Sonst machte es Hanna nervös, wenn er ständig hin und her rutschte, doch heute störte es sie gar nicht, so sehr war sie mit ihren eigenen bösen Vorahnungen beschäftigt. Das letzte Stück
gingen sie zu Fuß, wobei Attila unermüdlich über das Pflaster hüpfte und sang.
    »Das ist die Schule«, sagte er, als sie durch den Zaun auf die Lehrerparkplätze hinabspähten. »Wo ist denn die Turnhalle?«
    »Ich weiß es nicht genau«, musste Hanna zugeben. »Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen. Vielleicht auf der Rückseite?«
    Es war noch zu früh. Réka würde gerade erst mit dem Unterricht fertig sein und sich umziehen gehen - oder auch nicht. Denn am Zaun, nur wenige Meter von ihnen entfernt, stand Kunun. Er musste weiter weg geparkt haben, nicht willens, an einer der allgegenwärtigen Kameras vorbei auf den Schulhof zu fahren. Hanna freute sich tierisch über diesen Moment, als er sie bemerkte und ein erschrockener, ertappter Ausdruck über sein Gesicht huschte. Er hatte sich zwar sofort wieder in der Gewalt, aber es fühlte sich an wie ein erster Sieg. Sie schickte Attila los, um auf dem Schulhof nach seiner Schwester Ausschau zu halten, und ging auf den jungen Mann zu.
    »Hanna«, sagte er nur. Es klang wie ein leiser Tadel, als hätte sie

Weitere Kostenlose Bücher