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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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doch«, widersprach er. »Nur eine Handbreit von hier entfernt. Einen Atemzug. Einen Lidschlag.« Er seufzte und wischte sich die Haare aus der Stirn. Obwohl er äußerlich so ruhig war, schwitzte er. Hanna sah, wie ihm winzige Tröpfchen über die Stirn perlten. Mit einem Mal wurde ihr klar, wie sehr er sich fürchtete.
    »Magyria ist ein Traum«, sagte er. »Akink ist nichts als ein Traum … Ich denke daran und weiß es. Es ist so unwirklich, eine Stadt wie aus einem Märchen. Die Flusshüter schreiten über die Brücke. Ich höre die Hörner im Nebel. Seltsam, dass ich das alles nie wieder zu Gesicht bekommen werde. Es wird sein, als hätte ich nie existiert. Ich bin nichts als ein Traum.«
    »Du bist kein Traum«, widersprach sie, von einem solchen Mitleid erfüllt, dass es ihr den Atem verschlug.

    »Ach nein?« Er lächelte. »Es ist seltsam, dass es mir so vorkommt, nicht? Diese Welt hier sollte mir wie ein Traum erscheinen. Ein anderes Akink, in dem nichts so ist, wie ich es kenne. Ich bin hergekommen und habe mich in einer Welt voller Wunder wiedergefunden. Aber kein einziges Mal ist mir diese Stadt, die ihr Budapest nennt, wie ein Traum vorgekommen. Sie ist so erfüllt von Leben … Ich kann es spüren, weißt du? Ich fühle das Leben in dieser Stadt, das Leben, das durch deine Adern rinnt. So lebendig, so ungeheuer real, dass alles andere dagegen zu einem farblosen Traum verblasst. Alles, was ich je geliebt habe, wird dagegen so unwirklich, als hätte ich es lediglich auf einem Bild gesehen oder in einem Buch gelesen. Das ist der Grund, warum die Schatten immer wieder herkommen, verstehst du?«
    Hanna nickte.
    »Sie trinken von eurem Leben, welches das unsere bei Weitem übersteigt. Sie nehmen euer Leben mit sich hinüber nach Magyria und können damit dem Sonnenlicht trotzen. Mit eurer Kraft in den Adern werden sie Akink erobern und unterwerfen. Und ihr könnt nichts dagegen unternehmen. Gar nichts. So wenig, wie ich etwas tun kann. Mir bleibt nur, ein anderes Schicksal zu wählen. Ein Traum zu sein, der endet, anstatt zum Albtraum zu werden.«
    »Du bist kein Traum«, wiederholte Hanna. Sie streckte die Hand aus und berührte ihn. Es gab keinen Zweifel daran, dass er genauso echt war wie sie, weder ein Produkt ihrer Einbildungskraft noch ein nebulöses Wesen aus einer Traumwelt. Er zuckte zusammen, als sie den Schal sacht zur Seite schob und ihm über die Knöchel strich. »Du blutest. Du empfindest Schmerz. Du bist kein Schatten, der verschwindet, wenn ihn das Sonnenlicht trifft.«
    »Als der Wolf mich gebissen hat, hat mein Herz aufgehört zu schlagen«, erklärte Mattim. »Ich lebe im Schatten. Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet? Ich war der
Prinz des Lichts … Es muss enden, bevor Kunun mich in seine tödliche Streitmacht einordnen kann, bevor mein Vater mich so sieht … Ich habe ihnen allen versprochen, dass das Böse mich nicht zu fassen kriegen wird. Dieses Versprechen werde ich halten.« Er zitterte immer noch.
    Sie hielt seine beiden Hände fest. »Dein Herz schlägt nicht?«
    »Du glaubst mir nicht? Bitte schön, überzeug dich selbst.«
    Er öffnete den Reißverschluss seiner Lederjacke. Darunter trug er ein helles, dünnes Hemd.
    »Horch selbst«, forderte er sie auf.
    Es war komisch, einem Fremden so nahe zu kommen, und doch konnte sie nicht widerstehen. Sie musste es tun, allein deshalb, um Réka sagen zu können: »Bist du sicher, dass Kunun überhaupt ein Herz hat, das er dir schenken könnte?«
    Hanna lehnte ihr Ohr gegen seine Brust. Sie hob und senkte sich, während er atmete. Fast war ihr, als könne sie seinen Herzschlag spüren, einen wilden, rasenden Trommelwirbel, die Musik seiner Angst. Aber es war nur ihr eigenes Herz, das in ihrem Leib pochte. Dort hinter seinem Hemd war nichts, war nur Stille. Er lebte nicht. Trotzdem war er nicht kalt. Und er atmete, genau wie sie. Er schwitzte, und er blutete, und er fürchtete sich. Nur sein Herz schlug nicht. Trotzdem blieb sie an ihn gelehnt sitzen, und als er zögernd den Arm um ihre Schulter legte, hielt sie ganz still.
    »Du frierst«, sagte er leise. »Oder habe ich dich erschreckt? Ich habe dir ehrlich gesagt, wie es ist. Und dass ich dir nichts tun werde.«
    Sie hatte nicht gemerkt, dass auch sie so sehr zitterte, dass ihre Zähne klapperten. »Mir ist nur kalt«, sagte sie. »Die haben vergessen, eine Heizung in den Fahrstuhl einzubauen.«
    Er legte seine offene Jacke um sie.

    »Ich muss immer noch.«
    »Ich werde nicht

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