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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Dunkel stürzte.
    Wärst du früher jemals so grausam gewesen? , höhnte eine Stimme in ihm. Hanna zu fragen, ob sie Réka retten will oder dich? Das ist eine Wahl, die ihr das Herz brechen wird, denn sie kann sich nicht für denjenigen von euch entscheiden, der stark ist. Sie muss sich für die Hilflosen und Schwachen einsetzen, genau wie das Licht es tun würde. Sie kann nicht anders, so wie du es nicht anders könntest.
    Also sei stark.
    » Ich kann nicht«, wisperte sie. »Denn du tust es, um Réka zu retten. Du tust es für mich. Ich wünschte, wir könnten nach Budapest zurückkehren und dort weiterleben wie bisher. Aber Réka ist fort. Und es wird nie wieder irgendetwas sein wie zuvor.«
    Er hatte ihr die Macht in die Hände gelegt, ihn aufzuhalten, doch sie tat es nicht. Stattdessen ließ sie das wilde Tier von der Kette.
    »Ich muss dich diesen Weg gehen lassen.« Sie lehnte den Kopf gegen seine Brust, und er streichelte ihr Haar. »Kunun hat einmal gesagt, es hat keine Bedeutung, warum wir etwas tun. Das stimmt nicht. Was dich antreibt, ist nicht Rache. Ist nicht die Finsternis. Sondern immer noch das Licht. Glaub daran.«
    Hilflos verzog sie den Mund zu einem vagen Lächeln.
    »Ich sehe den Schmerz in deinen Augen. Wie grau sie heute sind. Sie werden nie so schwarz sein wie Kununs.«
    »Die Farbe des Nichts …«, murmelte er.
    Grau war es im Wald von Magyria, dunkelgrau.
    »Nun gut«, sagte er leise. »Dann werde ich tun, was ich schon einmal getan habe. Ich werde in die Dunkelheit gehen – für das Licht.« Laut rief er den Wölfen zu: »Es ist so weit.«
    Sie schwärmten aus und umringten die Lichtung, auf der die Wächter das Feuer fütterten. Erst weiträumig, dann zogen sie den Kreis immer enger. Wölfe, lautlos, Mattim dazwischen wie einer von ihnen. Seine Bewegungen ähnelten den ihren, geschmeidig, immer fließender, kräftiger, anmutiger. Er verschmolz mit dem Unterholz, mit dem Zwielicht, als er zu jedem einzelnen der Wölfe huschte und ihm sein Opfer zuwies.
    Einige Menschen versorgten das Feuer. Andere standen in Grüppchen dabei und bewachten die Eingänge. Ihre Aufmerksamkeit war den Höhlen zugewandt, als könnten jederzeit wilde Schatten herausspringen. Ein paar marschierten auf und ab. Manche jedoch standen reglos da und starrten in den Wald. Letztere würden die Angreifer zuerst bemerken. Für sie hatte er die flinkesten Wölfe ausgesucht, Wölfe, die über sie kommen würden, während sie blinzelten, die in der Dunkelheit eines Lidschlags springen konnten.
    Mattim wunderte sich über seine eigene Ruhe. Wenn er ein Herz gehabt hätte, es hätte geschlagen, schnell und noch schneller, im wilden Sprung. Er hielt den Atem an.
    »Los.«
    Er musste den Befehl nicht laut geben. Die Wölfe verstanden ihn, so wie er sie verstand. Ihr Geist vereinigte sich zu einem einzigen großen Entschluss: Angriff. Jetzt!
    Die Wölfe sprangen aus dem Dickicht, hinter Baumstämmen und Felsen hervor. Den vordersten Wächter traf es zuerst, rücklings fiel er auf den steinigen Boden, über ihm ein riesiger brauner Wolf, der die Zähne in seiner Schulter vergrub. Manche sprangen auf, griffen zum Schwert. Eine Bogenschützin schrie und ließ den Pfeil, der auf der Sehne geruht hatte, durchs Zwielicht fliegen, doch unter ihrem Arm hindurch tauchte der Wolf zu ihr empor wie ein aus dem Wasser springender Fisch.
    Diejenigen, die saßen, schafften es kaum, sich zu erheben. Wölfe hingen an ihrem Rücken und verbissen sich in ihren Nacken. Ein Flusshüter torkelte mit ausgebreiteten Armen durch das große Feuer in der Mitte des Lagers. Mattim eilte hinzu und riss ihn hinunter auf den Boden, wo er Erde über ihn häufte, um die Flammen auf seiner Kleidung zu ersticken. Ein kleiner Wolf, ein Horn im Maul, flitzte an ihm vorbei.
    Irgendwo schluchzte eine Frau, ein lautes Gejammer.
    Auch ein Wolf schrie, als die fauchende Klinge eines Schwertes ihn traf. Er taumelte zurück, dafür sprang ein anderer dem Soldaten in den Rücken und brachte ihn zu Fall. Das verwundete Tier blickte in das Gesicht seines Gegners, kroch mit letzter Kraft näher und schlug die Zähne in seinen Arm.
    Ein paar Menschen versuchten zu fliehen, aber die Wölfe bildeten einen lückenlosen Ring um die Lichtung, und jedem, der sich ihnen näherte, sprangen sie entgegen und trieben ihn zurück. Ein großer, baumstarker Krieger versuchte sich mit dem Schwert einen Weg hinaus in den Wald zu bahnen. Mattim hatte ihn noch aus seiner Zeit bei der

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